7. März 2004

Forscher des Karpatenraums

Der Geologe, Tektoniker, Petrologe und Lagerstättenkundler Dr. Hans-Georg Kräutner ist am 31. Januar dieses Jahres 70 geworden. In seiner Stellung am Geologischen Institut Rumäniens war er maßgebend an der Erkundung des Karpatenraums beteiligt. Kräutner lebt seit 1992 in Deutschland, ist sehr aktiv und gefragt als Mitglied mehrerer internationaler Fachgremien.
Hans-Georg Kräutner wurde am 31. Januar 1934 in Bukarest geboren. Sein Vater Theodor Käutner stammt aus Baaßen, die Mutter, Erna Kräutner, geborene Simbriger, aus Bistritz. Der musisch veranlagte Abiturient entscheidet sich, wider Erwarten, nicht für die Musikerlaufbahn, sondern für die Geologie und tritt somit in die Fußstapfen des leider viel zu früh an den unmittelbaren Folgen der Russlanddeportation verstorbenen Vaters Dr. Theodor Kräutner (1899-1945). Nach dem Studium der Geologie an der Universität Bukarest (Abschluss 1957) heiratet Kräutner ein Jahr später seine Studienkollegin Florentina Nicolescu, 1967 kommt Tochter Brigitte zur Welt.

70. Geburtstag: Dr. Hans-Georg Kräutner.
70. Geburtstag: Dr. Hans-Georg Kräutner.

Im Jahre 1969 folgt ein Studienaufenthalt an der Universität Lüttich, 1970 weilt Kräutner als Humboldt-Stipendiat an der RWTH Aachen. Im gleichen Jahr promoviert Kräutner an der Universität Bukarest zum Dr. rer. nat. 1974 folgt ein weiterer Aufenthalt an der Universität Padua. Eine besondere Anerkennung seiner Leistungen ist die Verleihung des „Grigore Cobalcescu“-Preises, der höchste Preis, den die Rumänische Akademie für geologische Publikationen vergibt.

Schwerpunkt seiner langjährigen Tätigkeit ist die mineralogische, petrographische, lithostratigraphische, strukturelle und geochemische Erforschung der kristallinen Schiefer der Karpaten und assoziierter Lagerstätten sowie die damit verbundene geologische Kartierung.

In den Jahren 1961-68 erforscht Kräutner im Poiana-Rusca-Massiv die dort vorkommenden Eisenerze, die er auch in seiner Dissertation thematisiert hat. Nun wird er zu Projekten herangezogen, die die Erkundung der Erze in den metamorphen Gesteinen der Ost- und Südkarpaten zum Ziel haben. Nach 1970 werden Kräutner zunehmend internationale Forschungsthemen anvertraut, u.a. auch im Rahmen der UNESCO. Als Kenner des alpidischen Gebirgssystems in Europa vertritt er bis 1992 Rumänien in mehreren internationalen Projekten, die den gesamten alpinen Raum betreffen.

Anerkannt ist Kräutner auch als Redaktionsmitglied und Mitherausgeber rumänischer und internationaler Zeitschriften (u.a. 1981-1990 „Geologica Carpathica“ in Preßburg/Bratislava, 1990-1992 Chief editor „Romanian Journal of Mineral Deposits“ in Bukarest). Seit 1985 ist er Mitglied eines Fachausschuss der „International Union of Geological Sciences“. Die Liste seiner Fachpublikationen umfasst weit über 100 Titel und zahlreiche geologische und metallogenetische Karten. Unter anderen hat er an der Erstellung der metallogenetischen Karte Europas und der Eisenerz-Karte Europas mitgewirkt.

Von 1993 bis 1996 ist Kräutner wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeine und Angewandte Geologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München. In dieser Zeit hält er auch gut besuchte Vorträge an Hochschulinstituten in Köln, Leoben, Salzburg und im Rahmen der Sektion Naturwissenschaften des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde. Nach 1996 (Rentenantritt) arbeitet er u.a. an einer neuen geologischen Karte der Karpaten-Balkan-Verbindung, die in Belgrad erscheinen wird.

Schwer getroffen durch den Tod seiner Frau, bleibt Hans-Georg Kräutner der Geologie treu. Sein Rat und seine Mitarbeit sind nach wie vor gefragt. Mit seinem Oeuvre hat sich Hans-Georg als würdiger Sohn seines berühmten Vaters erwiesen. Wir, Freunde und Kollegen von hüben und drüben, wünschen ihm Erfolg und weiterhin Spaß an der Arbeit.

Haino Uwe Kasper

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