27. März 2004

Trend: IT-Branche verlagert Arbeitsplätze nach Rumänien

Die Sonderbeilage der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 17. März zur CeBIT in Hannover enthält einen Trendbericht über die zunehmende Auslagerung von Arbeitsplätzen in den Bereichen der Informationstechnik und der Telekommunikation in osteuropäische Länder, respektive nach Rumänien. In Fachkreisen spricht man vom "Offshore Outsourcing". Dipl.-Ing. (FH) Gustav Bruckner, Autor dieses Artikels und gebürtiger Kronstädter, ist Geschäftsführer des im bayerischen Achslach ansässigen, jungen IT-Beratungsunternehmens OTIS Consulting. Der Beitrag wird im Folgenden mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht.
Pro Offshore IT-Entwicklung und -Services

...bringt Qualität, Tempo und Innovationen


Wer die Globalisierung der Wirtschaft als ökonomische Realität begreift, darf nicht davon ausgehen, dass sie ausgerechnet um die IT-Branche einen weiten Bogen macht. Das wäre auch nicht wünschenswert. Nicht für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche, nicht für die Unternehmen, ja oft nicht einmal für die betroffenen Arbeitnehmer. Dirigistische Methoden – mit denen beispielsweise einige Interessenverbände in den USA versuchen, die Abwanderung von IT-Arbeitsplätzen zu stoppen – führen langfristig ins Leere. Davon können Kumpels, Stahlkocher oder Textilarbeiter in Deutschland ein Lied singen. Im Vergleich zu diesen Branchen vollzieht sich aber der Strukturwandel in der Informationstechnik in einem rasanten Tempo. „Obwohl für die Umverteilung der Arbeit niemand die Kosten für Netzwerke oder Bandbreiten unterschätzen sollte, bleibt der logistische Aufwand im Vergleich zu Gütertransporten gering,“ äußert Dr. Peter Dück, Vice President bei Gartner.


Dipl.-Ing. (FH) Gustav Bruckner, Geschäftsführer von OTIS Consulting im bayerischen Achslach.
Dipl.-Ing. (FH) Gustav Bruckner, Geschäftsführer von OTIS Consulting im bayerischen Achslach.

Automobilindustrie, Handel, Chemie – fast alle Branchen stehen im weltweiten Wettbewerb. Um ihre Wertschöpfungskette zu verbessern, müssen sie alle Potentiale nutzen. Die Standardisierung vieler IT- und Telekommunikations-Prozesse und weltumspannende Breitbandtechnologien bieten dafür große Chancen. Dabei zählen nicht nur Kostenargumente, sondern auch höhere Qualität, Verwendung weiterer Ressourcen und Skills und das Tempo, mit dem Unternehmen Innovationen umsetzen können. In der Konsequenz lagern schon viele – direkt oder über ihre Dienstleister – Teile ihrer IT-Entwicklung, des Supports oder sogar komplette Geschäftsprozesse aus. „Offshore-Outsourcing beschränkt sich nicht mehr auf wenige große Kunden, die sich die notwendigen Planungen und Vorinvestitionen leisten können. Offshore steht mittlerweile auf der Agenda fast jedes Unternehmens, das externe IT-Dienstleistungen bezieht, bis hin zum Mittelstand“, so Vice President Dück Auch alle großen Anbieter wie CGE&Y, CSC, EDS, IBM, SBS und T-Systems bauen mittlerweile in ihre Angebote systematisch Offshore-Komponenten ein.

Der Osten kommt


Unter den Ländern die Offshore-Entwicklungen und -Services übernehmen, führt Indien an. Voll im Offshore-Trend liegen aber Near-Offshore-Regionen wie Osteuropa, die den Inder schon Aufträge abluchsen. Beispielsweise prognostizieren die Marktforscher von Pierre Audoin Consultans (PAC) jüngst in einer Studie einen Boom auf dem rumänischen Offshore-Markt in den nächsten Jahren. Ein aktuelles persönliches Benchmarking bei rund 25 Unternehmen vor Ort kann sich diesen Erwartungen nur anschließen. Rumänien verfügt über einen der höchsten Anteile an qualifizierten Informatikern, bezogen auf die Gesamtbevölkerung siebenmal höher als in Indien.

So haben viele rumänische IT-Dienstleister umfassende Kompetenzen im Software-Qualitäts-Management wie Rational Unified Process, Object Oriented Analysis und Object Oriented Design. Sie besitzen exzellentes Know-how in Programmiersprachen wie HTML, XML, Visual C++, Delphi, Power Builder, ASPX, .NET, PHP, J2EE und anderen. Sie beherrschen Datenbanken wie Oracle, MS SQL Server und mySql. Und schließlich entwickeln die Unternehmen Software nach ISO 9000 und CMMI3 Standards. Neben diesen qualitativen Parametern verheißt auch die solide Telekommunikations-Infrastruktur, der verwandte Kulturkreis und nicht zuletzt ein geringer Lohnkostenanteil dem Land eine Top-Offshore-Position.

Wer jedoch die Risiken verschweigt, die mit Offshore einhergehen können, operiert fahrlässig. „Offshore-Dienstleister kennen die Geschäftsprozesse der Kunden häufig noch nicht. Deswegen müssen die Beteiligten Anforderungen und Meßgrößen sauber definieren“, empfiehlt Dr. Kai Bender von Roland Berger Strategy Consultants. “Oft treffen erwartete Einsparungen auch weniger schnell ein, da der Kunde die Übergangszeit zu kurz ansetzt oder sich der Dienstleister übernimmt.“ Diese Lücke schließen unabhängige Berater, die das IT- und Geschäftsprozess-Umfeld und die Mentalitäten beider Partner verstehen.

Gustav Bruckner



Der Autor Dipl.-Ing. (FH) Gustav Bruckner ist Geschäftsführer des Ende 2003 gegründeten IT-Beratungsunternehmens OTIS Consulting. Das junge Unternehmen zählt vier Mitarbeiter und hat seinen Sitz im bayerischen Achslach. Geboren wurde Bruckner 1958 in Kronstadt. Im Anschluss an sein Holztechnik-Studium wirkte Bruckner mit bei Forschungsprojekten der Ludwig Maximilians Universität München. Der weitere Karriereverlauf: 1987 - Projektleitung, Entwicklung und Vertrieb für Lagerverwaltungssoftware, Zutrittskontroll- und Zeiterfassungssoftware bei BAS GmbH München; 1996 - Projektleitung, Managementberatung, Vertrieb, Account Management, Telekommunikationsbranche bei der CSC Ploenzke AG; 2001 - Sales and Marketing Manager und Head of Indirect Sales for Southern and Eastern Europe für die Telesens­KSCL AG; 2002 - Telekommunikations- und IT-Consultant (freiberuflich).

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.