21. April 2004

Wanderausstellung: Die Buchenlanddeutschen und das Nösnerland

Die dreisprachige Wanderausstellung über die Umsiedlung der Buchenlanddeutschen 1940 im europäischen Gesamtkontext der Bevölkerungsverschiebungen, Deportationen, Flucht (vor 60 Jahren, im Herbst 1944, war Nordsiebenbürgen betroffen) und Vertreibungen wird erstmals außerhalb der historischen Bukowina präsentiert. Die Ausstellung des Augsburger Bukowina-Instituts dürfte auch für die Siebenbürger von großem Interesse sein, hatten doch Hitler und Himmler ursprünglich auch eine Umsiedlung der Siebenbürger Sachsen, Banater und Donauschwaben geplant.
Die Ausstellung wurde am 10. März in der Galerie des Kulturhauses „George Cosbuc“ des Munizipiums Bistritz eröffnet. Bei der Vernissage waren rund 50 Personen zugegen, unter ihnen Bürgermeister Vasile Moldovan, die Direktorin des Munizipalkulturhauses, Cornelia Negrea, die die Räumlichkeiten der Galerie unentgeltlich zur Verfügung stellte, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Bistritz, der aus dem Buchenland (Luisenthal) stammende Jakob Theiss, zudem Lehrer, Jugendliche und Schüler. Eröffnet wurde die Ausstellung von der für Nordsiebenbürgen zuständigen Kulturaussistentin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa), Katja Lasch, Stadtpfarrer Johann D. Krauss, der auch die evangelischen Gläubigen der Südbukowina betreut, und Luzian Geier vom Bukowina-Institut, der die Ausstellung, ihre Entstehung und den Zweck erläuterte.

Die Expo mit dem Titel „Heim ins Reich“ wurde vier Wochen lang in Bistritz gezeigt, wo die ifa-Referentin Katja Lasch auch ein Rahmenprogramm organisierte. So sprach Pastor Hans Dietrich Krauss über die gegenwärtige Situation der evangelischen Glaubensgemeinschaften (A. B.) der Südbukowina, zudem wurde ein Dokumentarfilm über Czernowitz („Herr Zwilling und Frau Zuckermann“) gezeigt und Jugendliche trafen sich zu einem Gespräch mit Zeitzeugen der Umsiedlung.

Luzian Geier verwies in seiner Einführung auf die zahlreichen Verbindungen der Buchenlanddeutschen zum Nösnerland, vor allem auf den Zuzug von Siebenbürger Sachsen im 18. und 19. Jahrhundert in die Bukowina. Der erste evangelische Pastor des ersten Bukowiner/Millescheutzer Kirchenspiels, Andreas Ephraim Schwarz /1795, stammte aus dem Nösnerland. Und der erste zugelassene (1798) Czernowitzer Buchdrucker, Peter Eckert, sei ein Bistritzer gewesen, dessen Sohn dann die Druckerei weiterführte. In umgekehrter Richtung seien Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Buchenländer (vor allem aus Jakobeny und Kirlibaba) ins Nösnerland zugezogen. In Wallendorf im oberen Bistritztal beispielsweise sei um 1940 jeder fünfte Sachse ein Jakobenyer gewesen. Stärker vertreten waren die Bukowiner Zipser, die kinderreicher waren als die Siebenbürger Sachsen, ferner in Jaad, Klein-Bistritz und dem heutigen Kreisvorort Bistritz.

Ab 8. April, fünf Wochen lang, wird die von der Bundesregierung geförderte Ausstellung beim Sitz des Deutschen Forums in Sächsisch-Regen gezeigt, ebenfalls betreut von ifa-Kulturassistentin Katja Lasch. Weitere Stationen sollen vorerst Hermannstadt, Kronstadt, Temeswar und Reschitza sein. Wenn Geldgeber gefunden werden, soll die Ausstellung auch bei den madjarischen Umsiedlern aus der Bukowina in Südungarn sowie bei den Bukowiner Polen in Polen gezeigt werden.

Luzian Geier

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