27. Juni 2004

"Turm der Erinnerung" in Drabenderhöhe eingeweiht

Der "Turm der Erinnerung" in Drabenderhöhe wurde am 19. Mai 2004 vom Adele-Zay-Verein in Anwesenheit von Vertretern der Politik, Kirche, Landsmannschaft und rund 300 Gästen feierlich eingeweiht. Das Denkmal soll an die Geschichte und das Kulturerbe in Siebenbürgen erinnern und ein Zeichen des Dankes setzen für die Beheimatung von Siebenbürger Sachsen aus mehr 200 Gemeinden in Drabenderhöhe. Der Turm ist zugleich ein touristischer Höhepunkt für die weltweite größte Siebenbürger-Sachsen-Siedlung, da man von hier aus bei schönem Wetter bis weit ins Siebengebirge sehen kann.
Der festliche Gottesdienst fand in der Kapelle des Altenheimes statt. Anschließend konnte Pfarrer i.R. Kurt Franchy, Vorsitzender des Hilfsvereins "Adele-Zay", bei strahlendem Sonnenschein eine zahlreiche Festversammlung vor der Torhalle des Turmes begrüßen. Sein besonderer Gruß galt Werner Becker-Blonigen, Bürgermeister der Stadt Wiehl, Hagen Jobi, stellvertretender Landrat und Landtagsabgeordneter, Ministerialdirigent Ullrich Kinstner, Abteilungsleiter für Soziales im Patenministerium in Düsseldorf, Volker Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, dem Ehepaar Enni und Harald Janesch, Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe bwz. Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Bischof D. Dr. Christoph Klein aus Hermannstadt, Jürgen Knabe, Superintendent des Oberbergischen Kreises, dem Ortspfarrer Frank Müllenmeister, Dr. Alexander Rotkopf, Vorsitzender des Oberbergischen Geschichtsvereins, Volkmar Kraus als Vertreter der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften, den Stadtverordneten sowie Vorsitzenden der örtlichen Vereine und benachbarten Kreisgruppen. Stellvertretend für die zahlreichen Spender dankte Franchy dem Oberberger Ernst Birkholz und dem siebenbürgischen Unternehmer Michael Rothmann sowie Daniel Schobel für die vielen freiwilligen Arbeitsstunden.




Der Turm der Erinnerung wurde in Drabenderhöhe festlich eingeweiht, von links nach rechts: Volker Dürr, Bundesvorsitzender, Hagen Jobi, stellvertretender Landrat, Bischof D. Dr. Christoph Klein, Ministerialdirigent Ullrich Kinstner, Kreisgruppenvorsitzende Enni Janesch, Pfarrer .i.R. Kurt Franchy, Vorsitzender des Adele-Zay-Vereins, Bürgermeister Becker-Blonigen. Foto: Christian Melzer
Der Turm der Erinnerung wurde in Drabenderhöhe festlich eingeweiht, von links nach rechts: Volker Dürr, Bundesvorsitzender, Hagen Jobi, stellvertretender Landrat, Bischof D. Dr. Christoph Klein, Ministerialdirigent Ullrich Kinstner, Kreisgruppenvorsitzende Enni Janesch, Pfarrer .i.R. Kurt Franchy, Vorsitzender des Adele-Zay-Vereins, Bürgermeister Becker-Blonigen. Foto: Christian Melzer



Danach enthüllte Harald Janesch, stellvertretender Vorsitzender des Adele-Zay-Vereins, die am Turm angebrachte Gedenktafel, und Kurt Franchy las den darauf stehenden Text vor: "Der Turm ist ein Pfeiler einer im Geist gespannten Brücke nach Siebenbürgen. Er erinnert an die bewegte 850-jährige Geschichte und das Kulturerbe der Siebenbürger Sachsen im 1 700 km entfernten Südosten Europas, heute Rumänien. Der Turm ist ein Zeichen des Dankes an das Land Nordrhein-Westfalen, das 1957 die Patenschaft für die in ihre Urheimat zurückgekehrten Siebenbürger Sachsen übernommen hat. Er ist ein Denkmal des Dankes für erfahrene Integration und Beheimatung der Siebenbürger Sachsen aus mehr als 200 Ortschaften durch den Oberbergischen Kreis, die Stadt Wiehl, die Kirchengemeinde und die Bevölkerung von Drabenderhöhe."

Die Gedenktafel weist zudem darauf hin, dass unter der Trägerschaft des 1962 gegründeten Hilfsvereins "Adele Zay" e.V. das Altenheim „Siebenbürgen“ Drabenderhöhe 1966 und der Kindergarten "Adele-Zay" 1994 gebaut wurden. "Der Spatenstich zum Bau der Kapelle und des Turmes fand am 12. April 2002, das Richtfest am 12. September 2002 und die Einweihung am 19. Mai 2004 statt. "

Grußworte überbrachten Bürgermeister Werner Becker-Bloniger, der stellvertretende Landrat Hagen Jobi, der Bundesvorsitzende Volker Dürr, ferner Ernst Birkholz und Dr. Alexander Rotkopf, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Oberberg.

In seinem Grußwort betonte Ministerialdirigent Ullrich Kinstner als Vertreter des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums, dass der „Turm der Erinnerung“ der siebenbürgisch-sächsischen Orte gedenke. "So soll verdeutlicht werden, dass Heimat tragender Grund ist, immer vertraut bleibender Lebensraum, Teil unserer Identität. " Die Siebenbürger Sachsen könnten aufgrund ihrer Erfahrungen Wegbereiter des Integrationsprozesses für neu zugezogene Aussiedler sein. In diesem Sinne sei der "Turm der Erinnerung" auch ein "weithin sichtbares Zeichen für Offenheit, Toleranz und Vertrauen in eine gute und friedvolle gemeinsame europäische Zukunft", betonte der Ministerialdirigent.

In ihrer Festansprache ging die Kreisgruppenvorsitzende Enni Janesch auf die Entstehung der weltweit größten siebenbürgisch-sächsischen Siedlung Drabenderhöhe ein. Dem Altenheim komme eine besondere Bedeutung für den Ort zu, betonte Janesch. „Das Altenheim wurde nicht am Waldrand auf der grünen Wiese gebaut, sondern mitten im Ort, damit die alten Menschen am Leben mitten in der Gemeinde teilnehmen können.“ Jahrzehntelang hätten dem Altenheimkomplex eine Kapelle und ein Turm gefehlt. Am 12. April 2002 erfolgte der Spatenstich. Bei der Planung und Errichtung der Anlage war Architekt Hans Brandt aus Marienheide dem Vorbild einer siebenbürgischen Kirchenburg gefolgt. Der Turm wurde innerhalb von zwei Jahren errichtet.

"Besonders stolz sind wir darauf, dass der Turm aus eigenen Mitteln geschaffen wurde", sagte Enni Janesch. Die jahrelangen Ersparnisse des Trägervereins "Adele-Zay" und die zahlreichen Spender hätten den Bau ermöglicht. Die Namen der einzelnen Spender seien im Goldenen Spendenbuch nachzulesen. Man sei aber weiterhin auf Spenden angewiesen, um die Torhalle und Turmzimmer auszugestalten. Auch der Glockenstuhl für die Glocke aus Mardisch warte noch auf Sponsoren, der Meister zur Herstellung sei jedoch schon gefunden. Janesch bedankte sich bei allen, die bei der Errichtung des Turmes unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit aufgebracht hatten und hob die gute Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand des Adele-Zay-Vereins, der Heimleitung des Altenheimes und dem Vorstand der Kreisgruppe Drabenderhöhe der Landsmannschaft hervor. Weiter erwähnte sie den leider viel zu früh verstorbenen Architekten Georg Tinnes, der die Planung und Bauleitung des Turmes kostenlos durchgeführt hatte.

D. Dr. Christoph Klein, Bischof der Evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien, meditierte in seiner Ansprache über die Bedeutung von "Erinnerung". "Er-innerung" deute darauf hin, dass mit diesem Bau etwas verfolgt wurde, das mit unserem "Inneren" zu tun habe: mit Gefühlen, Empfindungen, seelischen Befindlichkeiten wie Trauer oder Freude. Das andere deutsche Wort, "Gedenken", habe etwas mit unserem Denken zu tun, mit dem Gedächtnis, etwa in dem Sinn: nicht vergessen, im Gedächtnis bewahren, die Vergangenheit nicht verdrängen. Darüber hinaus müssten wir „die Vergangenheit in die Gegenwart hereinholen“, wie das griechische Wort „Anamnesis“ zum Ausdruck bringe. Erinnerung habe aber auch etwas mit der Zukunft zu tun, sagte Bischof Klein. In unserem sächsischen Dialekt ist das „Gêdinken“ (Gedenken) so etwas wie Fürsorge, Obacht für die Zukunft. Wir werden daran erinnert, an die Zukunft zu denken. Dietrich Bonhoeffer habe einmal gesagt: „Die Kraft der Erinnerung kommt immer wieder aus der Kraft der Dankbarkeit.“ Bischof Klein betonte: „In diesem Gefühl, mit diesem Wissen und gestärkt in diesem Willen wollen wir uns durch diesen Turm erinnern lassen: an die Vergangenheit, die wir in die Gegenwart holen dürfen und die uns für die Zukunft ausrichtet.“

Pfarrer Frank Müllenmeister sprach einen Segensspruch und übergab dem Vorsitzenden des Adele-Zay-Vereins einen bleiverglasten Stern als Symbol für die Übernahme der Verglasung eines Fensters in der Kapelle durch die Kirchengemeinde Drabenderhöhe

Weitere Spenden wurden für den Turm übergeben von Volkmar Kraus, der einen Beitrag der Heimatortsgemeinschaft Zeiden überreichte und Grüße des HOG-Verbandes überbrachte, von Georg Schmedt aus Herten-Langenbochum, der eine Spende von den Mettersdorfern aus Deutschland, Österreich und Amerika überreichte, und von Uta Beckesch mit einem Beitrag des Siebenbürgisch-Deutschen Heimatwerks.

Die Siebenbürger Trachtenkapelle Drabenderhöhe unter der Leitung von Jürgen Poschner umrahmte die Feier musikalisch. Mit ihren flotten Volkstänzen erfreute die Kinder- und Jugendtanzgruppe unter der Leitung von Christa Brandsch-Böhm. Bei frisch gezapftem Bier sowie leckeren Broten mit Schmalz und evangelischem Speck wurden beim Turm bis in den frühen Abend interessante Gespräche geführt und Erinnerungen ausgetauscht.

Enni Janesch

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