22. Juli 2004

"Unsere" Amerikaner in Nürnberg

Im „Haus der Heimat“ Nürnberg wurde am 13. Juli mit sichtlicher Freude deutsche Musik gespielt und englisch gesprochen. Die Youngstown Saxon Blaskapelle aus Ohio (USA) wurde auf einer Rundreise durch Österreich und Deutschland mit einem Ständchen von der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg empfangen. Die amerikanischen Gäste ließen es sich nicht nehmen, ein deutsches Lied nach dem anderen zu spielen, worauf die Gastgeber tanzten, schunkelten oder mitsangen.
Die Amerikaner wurden von der Trachtentanzgruppe Nadesch e.V. nach Nürnberg eingeladen und im „Haus der Heimat“ empfangen.



Die Gäste aus Youngstown, Ohio, spürten in Dinkelsbühl auch siebenbürgischen Spuren nach, hier ein Gruppenbild vor der Schranne. Foto: Werner Henning.
Die Gäste aus Youngstown, Ohio, spürten in Dinkelsbühl auch siebenbürgischen Spuren nach, hier ein Gruppenbild vor der Schranne. Foto: Werner Henning.


Werner Henning war Motor und Organisator dieses Aufenthalts in Nürnberg, dem 1999 ein Besuch der Tanzgruppe Nadesch in Ohio vorangegangen war. Der Großteil der Gäste aus Ohio sind Nachkommen ausgewanderter Siebenbürger Sachsen, was auch in einem Videofilm nach dem Abendessen im „Haus der Heimat“ auffiel: Im „Saxon Club“ in Youngstown sind viele Trachten und Gegenstände aus Siebenbürgen ausgestellt. Beim feucht-fröhlichen Beisammensein in Nürnberg schätzten die Gäste besonders das deutsche Bier und Waldmeister. Für den nächsten Morgen hatten sie jedoch das medizinisch wertvolle Rezept von Michael Schmidt, den sie als Busfahrer und Begleiter ihrer Reise sehr lobten und ihm treu gehorchten, fast akzentfrei auswendig gelernt: „Um Morjen nor Pelsepali!“

Der Ausflug nach Rothenburg ob der Tauber tags darauf begeisterte die Gäste aus Übersee. Werner Henning zeigte ihnen auch Dinkelsbühl, wies auf den Heimattag der Siebenbürger Sachsen hin und weckte bei mehreren Gästen den sehnlichen Wunsch, das Pfingsttreffen einmal mitzuerleben.

Höhepunkt des Besuchs in Nürnberg war das den Gästen gewidmete Blasmusikkonzert am 15. Juli im Genossenschaftssaalbau. Nach zweisprachiger Begrüßung von Werner Henning, Inge Alzner und Horst Göbbel (alle drei im Vorstand der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen), dankten Michael Bachinger, stellvertretender Leiter des „Saxon Clubs“, sowie Erna Weber, Seele und Leiterin der Gruppe, in herzlichen Grußworten. Erna Weber, die in Amerika geboren wurde und stolz ist auf ihre siebenbürgisch-sächsische Herkunft, betonte in deutscher Sprache: „Wir möchten mit unserer Musik die Verbundenheit zur sächsischen Blasmusik bekunden und die Sitten und Bräuche unserer Vorfahren aufrechterhalten. Wir kommen aus Youngstown, Ohio, wo wir schon als Kinder diese Lieder von unseren Eltern gelernt haben.“ Nachdem beide Kapellen unter tosendem Applaus je ein kleines Konzert geboten hatten, überraschte die Tanzgruppe Nürnberg unter der Leitung von Brigitte Barth und Rosi Bartel mit einem gekonntem Line Dance im Western-Stil.

Was folgte, zeigte die starke innere Verbundenheit zwischen den in Siebenbürgen und jenen in den USA Geborenen: Die „Youngstown Saxon Blaskapelle“ unter der Leitung von Richard Wolfe war in Festtracht erschienen: die Männer in herrlichen sächsischen, zum Teil ganz neuen Hemden und die Frauen im Dirndl. Die gleichen Lieder, die wir in Siebenbürgen so gerne gesungen haben (z.B. Rosamunde, Schöne Maid, Herz-Schmerz, In München steht ein Hofbräuhaus), rissen nun die Zuschauer von den Stühlen! „Ein weißer Schwan“ habe ich noch nie so lebendig und rhythmisch vorgetragen gehört! Da merkt man den Einfluss des flotten Wilden Westens genauso wie beim Auftritt des Duos Wolfe/Bachinger. Beeindruckend war auch das Flügelhorn-Solo „Back to Sorento“ mit Gattin und Sohn des Dirigenten. „Die meisten von uns sind in enger Verbundenheit mit siebenbürgisch-sächsischen Traditionen aufgewachsen, der ‚Saxon Club‘ ist unser Treffpunkt und festigt unseren Zusammenhalt“, sagte Erna Weber. Man spürte, dass sie dieses Treffen genoss. Den Organisatoren um Werner und Christine Henning, den Gastgebern und Helfern aus der Nadescher Tanzgruppe, sprach sie einen herzlichen Dank aus: „Hier in Nürnberg ist es super!“

Doris Hutter



Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.