7. August 2001

Der Journalist Horst Sander lebt nicht mehr

Dreißig Jahre lang berichtete er für die Deutsche Presseagentur (dpa), zunächst aus Stuttgart, Köln und Heidelberg, danach 22 Jahre lang als Leiter des dpa-Büros Mannheim aus der Region Rhein-Neckar.
Die Reporterjagd nach Sensationen und heißen Stories war nicht sein Metier. Aber er gehörte zu der selten gewordenen Spezies von Redakteuren, die keine Dienstzeit kennen und stets einsatzbereit sind mit dem Notizblock in der Hand am Ort des Ereignisses oder an der Schreibmaschine in der Redaktion. Gewissenhaft registrierte er die Geschehnisse des Tages, exakt, ohne einen Hauch persönlicher Wertung.
Horst Sander war, so lobte der Mannheimer Morgen, der "Repräsentant der Nachrichtenwelt in der Region". Auf das, was "H.S." berichtete, war Verlass. Man rühmte in Kollegenkreisen seine Fähigkeit, selbst komplizierte Zusammenhänge, beispielsweise Urteile des Verwaltungsgerichtshofes, knapp und verständlich zu formulieren. Als sich Sander 1980 ins Privatleben zurückzog, verabschiedete ihn Mannheims Oberbürgermeister mit den Worten: "Ihr Arbeitsstil war geprägt von Sachlichkeit, Fairness und Liebe zum kurpfälzischen Raum." Jahre zuvor hatte man ihm als "einem der erfahrensten Kenner der politischen Szene" das Bundesverdienstkreuz am Bande ans Revers geheftet.
Der Pfarrerssohn und gebürtige Hermannstädter volontierte nach dem Abitur bei einer Zeitung in Stuttgart. Fünf Jahre verbrachte er als Infanterist und Gebirgsjäger im Krieg. Danach wandte er sich, nach kurzem Studium, wieder dem Journalismus zu. Er heiratete eine Siebenbürgerin, Hedi, geborene Orendi aus Kronstadt, die seine Hobbies im Handwerklichen und seine Vernarrtheit in den (Fernseh-)Fußball mit Verständnis begleitete. Er glänzte als heiterer Gesellschafter und war ein gefürchteter Gegner im Streitgespräch.
In den letzten Jahren zog er sich mehr und mehr zurück. Er vertiefte sich in die klassische Musik, die er als Gnade empfand. Drei Wochen vor der Goldenen Hochzeit, die er im Kreise der Familie mit zwei Enkeln feiern wollte, starb Horst Sander an den Folgen eines häuslichen Unfalls - eine Stunde vor seinem 86. Geburtstag.

E.K.

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