8. August 2001

Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika

Unter dem Motto "Unsere Jugend - unsere Zukunft" fand am 14. und 15. Juli im Teutonia Klub von Windsor (Kanada) der Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika statt. Das Begegnungsfest wird abwechselnd in Kanada und den USA abgehalten.
Ausrichter waren dieses Jahr die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada und der Sachsen-Klub in Windsor. Aus Deutschland nahmen am Heimattag die landsmannschaftliche Bundesfrauenreferentin Anna Janesch und ihr Gatte Harald Janesch, Landesgruppenvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, teil. Zudem waren die Jugendlichen aus Deutschland, Kanada, Österreich, Siebenbürgen und den USA, die seit dem 2. Juli im Föderationsjugendlager in Kanada vereint waren, zum Abschluss ihres Aufenthalts Gäste des Heimattags.
Am Nachmittag des 14. Juli, einem Samstag, begrüßte die Transylvania Hofbräu Blaskapelle aus Kitchener die eintreffenden Landleute bei einem Platzkonzert vor dem Teutonia Klubhaus mit flotter Musik. Nach einem kurzen Empfang mit Erfrischungsgetränken erfolgte der Einmarsch der Ehrengäste in den festlich geschmückten Saal. Der stellvertretende Vorsitzende und Kulturreferent der Landsmannschaft in Kanada, John Penteker, sowie der Präsident des Sachsen-Klubs Windsor, Frank Klein, hießen die Teilnehmer herzlich willkommen. In Grußworten dankten David Bokesch, Präsident des Zentralverbands der Siebenbürger Sachsen in den USA (ATS), Anna Janesch als Vertreterin der Landsmannschaft in Deutschland, Wilgerd Nagy seitens der Landsmannschaft in Österreich und Albert Klein als Vertreter des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen und Leiter der Jugendgruppe aus Siebenbürgen für die Einladung zum Heimattag. Allesamt zeigten sich angetan von der grenzübergreifende Verbundenheit der Siebenbürger Sachsen. Beim anschließenden Festbankett erfreuten die Kindergruppe aus Detroit und die Volkstanzgruppe aus Kitchener mit tänzerischen Vorführungen das Publikum, danach spielte die Hofbräukapelle zum Tanz auf.
Die Festveranstaltung am Sonntagvormittag leitete ein Gottesdienst ein, den Heinz Plaum gestaltete, ehemaliger Pfarrer der lutherischen Pilgrimsgemeinde von Kitchener, zu der die meisten dort lebenden Siebenbürger Sachsen gehören. Der Transylvania Chor unter Carl Schropp und die Transylvania Blaskapelle unter Stefan Schatz, beide ebenfalls aus Kitchener, umrahmten mit musikalischen Beiträgen die Feier sowie die anschließende Kundgebung, die John Penteker moderierte. In seiner Ansprache begrüßte Bundesvorsitzender John Werner die angereisten Ehrengäste, die Teilnehmer am Föderationsjugendlager sowie die Landsleute, die zum Teil von weither gekommen waren. Gleichzeitig dankte er dem gastgebenden Windsor Saxon Klub und seinem Präsidenten Frank Klein, dem örtlichen Vorstand, dem Festprediger und den Kulturgruppen für ihre Mithilfe bei der Gestaltung des Heimattags. In englischer und deutscher Sprache sagte er: "Heimattage sind mehr als Wiedersehensfeste, wenngleich auch die Wiederbegegnung wichtig ist. Wir alle brauchen von Zeit zu Zeit die sichtbare Bestätigung dessen, dass wir nicht allein stehen, dass noch viele andere da sind, die mit uns gleicher Herkunft sind, mit den gleichen Sitten und Bräuchen, mit den gleichen Sorgen um die, die noch im Karpatenbogen leben."
Dann ging Werner auf das Motto des Heimattags und auf die Bedeutung der Föderationsjugendlager ein. Er hatte zusammen mit seiner Gattin Helgard als Jugendlicher 1971 am ersten "Internationalen Jugendlager" teilgenommen, das damals vom Ehepaar Janesch geleitet worden war. Er zählte namentlich diejenigen auf, die noch dabei waren und heute nach wie vor aktiv in der Landsmannschaft tätig sind. "Sinn und Zweck dieses Jugendlagers war nicht nur, einen schönen Urlaub mit jungen Leuten aus anderen Ländern zu verbringen, sondern der tiefere Sinn bestand darin, dass alle den lebendigen Puls unserer Vergangenheit spüren konnten und mit Problemen der Gegenwart vertraut wurden, um in der Zukunft an der Lösung von Aufgaben mitarbeiten zu können."
An die Jugendlichen des Föderationslagers gewandt, sagte Werner unter anderem: "In den vergangenen zwei Wochen habt ihr gewiss eine Vielzahl von Eindrücken von Kanada, von unserer Gemeinschaft und von den übrigen Teilnehmern gesammelt. Manches davon wird euch gefallen haben, anderes vielleicht weniger. Der wichtigste Eindruck, den ihr mitnehmt, sollte der von unserer Gemeinschaft sein, denn das ist ja der eigentliche Sinn unserer gegenseitigen Besuche und der Jugendlager, dass wir einander kennen lernen und, so gut das geht, wieder zu der Gemeinschaft zusammenwachsen, aus der uns das Schicksaal herausgerissen hat... Ihr werdet sicher festgestellt haben, wie schwer wir hier in Kanada darum ringen, das zu bleiben, was wir sind und waren, dass wir uns aber ehrlich bemühen, unser siebenbürgisch-sächsiches Erbe zu bewahren."
ATS-Präsident David Bokesch zeigte sich erfreut, dass viele seiner Landleute nach Windsor gekommen seien. Als Zeichen der Verbundenheit und zur Unterstützung der Landsleute in Siebenbürgen überreichte er Enni Janesch einen Scheck in Höhe von über 11 000 Mark aus privaten Spenden und Spenden der ATS für das Sozialwerk in München. Die Bundesfrauenreferentin dankte Bokesch für die großzügige Hilfe, auch für die vorangegangene Unterstützung beim Bau des Altenheims in Kronstadt, die mit der neu überreichten Spende fortgeführt wird. Den Festgästen überbrachte sie die Grüße des Bundesvorsitzenden Volker E. Dürr, des Bundesvorstands und der Landsleute aus Deutschaland. Auch sie ging auch auf das Motto des Heimattags ein und ermunterte die Jugendlichen, sich weiter zu engagieren und zur Identität und der Kultur ihrer Vorfahren zu stehen. In Kanada und in den USA lebten Siebenbürger Sachsen, die sich in der dritten bzw. in der vierten Generation zu dieser Gemeinschaft bekennen und so deren Fortbestand garantieren. Aufgabe der Föderation sei nicht zuletzt die Fortführung und Intensivierung der Austausche zwischen Kulturgruppen. "Gegenseitige Besuche schaffen neue Verbindungen und neue Freundschaften und sind für die Kontakte innerhalb der Föderation wichtig." Zum Schluss dankte die Bundesfrauenreferentin aus Deutschland den Gastgebern: "Wir sind hier aufgenommen worden wie liebe Freunde und haben uns von Anfang an heimisch gefühlt. In diesem Land begegnen einem die Menschen mit einer Offenheit und einer Freundlichkeit, die ihresgleichen suchen." Frau Janesch zitierte Thomas Mann: "Wo die Heimat zur Fremde wird, wird die Fremde zur Heimat", und sagte: "Den Siebenbürger Sachsen in Kanada, Österreich, Amerika und in Deutschland ist ihre alte Heimat nicht zur Fremde geworden, sie haben ihre Wurzeln dort und bekennen sich dazu. Sie fühlen sich aber auch nicht fremd in der neuen Heimat und haben dazu manches aus der alten Heimat mitgebracht, das sie mit Stolz vorzeigen können. 'I am a saxon', sagten die Jugendlichen im Jugendlager 1971. Ich hoffe, viele siebenbürgische Jugendliche können auch in Zukunft sagen: 'I am a saxon', 'Ich bin Siebenbürger', 'Ech bän e Sachs', ganz gleich, wo sie leben, dann brauchen wir uns um den Fortbestand unserer Gemeinschaft keine Sorgen zu machen."
Als Vertreter der Landsmannschaft aus Österreich überbrachte Wilgerd Nagy Grüße von Bundesobmann Volker Petri und seinen Landsleuten aus der Alpenrepublik und lud die Anwesenden zum diesjährigen Heimattag nach Wels ein. In seiner Ansprache wies er auf die besonderen Hilfen Österreichs für die Landsleute in Siebenbürgen hin.
Von Albert Klein, der die Grüße des Siebenbürgenforums und seines Vorsitzenden Paul Jürgen Porr sowie der Landsleute aus Siebenbürgen überbrachte, war unter anderem zu hören: "Die über 860-jahrige Geschichte der Siebenbürger Sachsen geht auch heute in allen Ländern, wo wir leben, in Deutschland, Österreich, Kanada, den USA und in Siebenburgen weiter. Hüben wie drüben sind wir bestrebt, unsere Kultur und Traditionen zu pflegen und weiterzugeben. Das kann nur gelingen, wenn wir unsere Jugend in dem Sinne erziehen, dass sie stolz auf die Leistungen ihrer Vorfahren sein kann, dass diese jungen Menschen stolz sind, Siebenbürger Sachse zu sein, dass sie am Gemeinschaftsleben aktiv mitwirken." Klein dankte den Kanadischen Gastgebern und all denen, die mit ihrer finanziellen Unterstützung die Teilname der Jugendlichen aus Siebenbürgen am Föderationslager möglich gemacht hatten: der Landsmannschaft und dem Sozialwerk in Deutschland sowie der SJD und dem Interethnischen Begegnungszentrum in Schäßburg. "Wir sehen dieses Jugendlager durchaus nicht als Urlaubs- oder Ferienreise an, sondern als Arbeit an unserer Zukunft, eben mit den Jugendlichen. Das heurige Motto des Heimattags trifft da bestens zu. Nur eine Gemeinschaft, die ihre Vergangenheit, ihre Geschichte kennt, hat Zukunft... Die in der Heimat verbliebenen Landsleute sind dankbar dafür, dass sie nicht vergessen werden, dass sie besucht und nach Möglichkeit unterstützt werden... Wir wollen auch weiterhin die lebendige Brücke für Sie in der Heimat sein und tun dies sehr gerne nach unseren Kräften. Nur geschlossen und in Einheit haben wir eine Zukunft."
Während der Kundgebung traten die Teilnehmer am Jugendlager mit einem halbstündigen Programm auf, das das Publikum begeisterte. Unter der Regie von Margot Wagner aus Deutschland, die auch die Lagerleitung übernommen hatte, zeigten die Jugendlichen, was sie in der kurzen gemeinsam verbrachten Zeit eingeübt hatten: Theaterspielen, Mundartlieder und Volkstänze. Nach der Kundgebung gab es ein gemeinsames Mittagessen, das sich bis in den Nachmittag hinzog, unterbrochen von Darbietungen der Volkstanzgruppen in Tracht.
Die Siebenbürger Sachsen in Nordamerika und ihre Gäste hatten einen gelungenen Heimattag erlebt, geprägt von Aktivitäten der Jugend, von Herzlichkeit im Zeichen der Verbundenheit.

Enni Janesch

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