27. November 2004

Gedenkveranstaltung in Ulm: 60 Jahre Deportation in die Sowjetunion

Für die Deutschen Rumäniens war der 23. August 1944 ein historischer Wendepunkt, der Tag, an dem Rumänien sein Waffenbündnis mit Deutschland aufkündigte, um sich den Alliierten anzuschließen. Im Januar 1945 wurden Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Alter von 18 bis 45 Jahren in die Sowjetunion zwangsverschleppt zur „Wiedergutmachungsarbeit“. In den stalinistischen Lagern kamen zwischen 1945 und 1949 über 10 000 Deutsche aus Rumänien ums Leben. An dieses harte Schicksal will, 60 Jahre danach, eine zentrale Gedenkveranstaltung am 14. und 15. Januar 2005 in Ulm erinnern.
Die Gedenkveranstaltung gründet auf einer gemeinsamen Initiative der landsmannschaftlichen Verbände der Deutschen aus Rumänien, Ungarn und dem ehemaligen Jugoslawien. Höhepunkte des zweitägigen Großereignisses unter der Schirmherrschaft des Ulmer Oberbürgermeisters Ivo Gönner sind neben der Gedenkfeier ein ökumenischer Gottesdienst sowie eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion.

Auftaktveranstaltung in Ulm ist eine Podiumsdiskussion, die am 14. Januar, um 19.00 Uhr, im Donauschwäbischen Zentralmuseum (DZM) stattfindet. In Anwesenheit eines Zeitzeugen sollen die historischen Ereignisse der Jahre 1945-1949 kontrovers erörtert werden. Ihre Teilnahme zugesagt haben bereits: Prof. em. Dr. Dr. Georg Weber (Münster), Dr. Pavel Polian (Freiburg/Moskau), Dr. Zoran Janjetovic (Institut für Zeitgeschichte, Belgrad), Hannelore Baier (Hermannstadt).

Unter Mitwirkung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim wird am 14. Dezember ebenfalls im DZM eine Kunstausstellung eröffnet, die im Zeichen der Deportation vor 60 Jahren steht. Zu sehen sein werden neben Werken des siebenbürgischen Malers Friedrich von Bömches auch Arbeiten von Julius Stürmer, Viktor Stürmer, Franz Ferch und Sebastian Leicht.

Am zweiten Tag der Großveranstaltung (15. Januar) wird unter Federführung des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben sowie des Sankt-Gerhards-Werks ab 10.00 Uhr in der Donauhalle auf dem Ulmer Messegelände ein Ökumenischer Gottesdienst zelebriert. An den Gottesdienst schließt sich die Gedenkfeier in der Donauhalle an. Politiker, Zeitzeugen und landsmannschaftliche Vertreter werden in ihren Redebeiträgen an die Ereignisse der Deportation erinnern. Alle Landsleute, ehemalige Zwangsarbeiter, Opfern und deren Angehörige sind dazu eingeladen. Die Gedenkfeier soll ihnen ein Forum bieten, sich mitzuteilen und sich in der Begegnung mit Schicksalsgefährten auszutauschen. In Ulm sind auch Lagertreffen geplant.

Eine Dokumentationsausstellung im Foyer der Donauhalle informiert über das Schicksal der Südostdeutschen vor sechzig Jahren. Gezeigt wird dabei auch der Dokumentarfilm „Donbassklaven“ des siebenbürgischen Filmregisseurs Günter Czernetzky.

An die Gedenkveranstaltung in Ulm knüpfen die Veranstalter und mitveranstaltenden Einrichtungen der Deutschen aus Südosteuropa die Hoffnung, durch erhöhte Medienpräsenz die Öffentlichkeit für dieses zu wenig bekannte Kapitel deutscher Geschichte zu sensibilisieren.

Christian Schoger

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2004, Seite 1)

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