2. Februar 2005

"Ich muss da nicht sein"

Ein gefeierter Star auf Deutschlands Bühnen: Mit seinem preisgekrönten Programm „Liebe“ sorgt Hagen Rether für Furore. Dass der Kabarettist heute in Essen zu Hause ist, seine früheste Kindheit aber in Hermannstadt verlebte, veranlasste Konrad Klein, Rether nach seinem Verhältnis zur alten Heimat zu fragen.
SbZ: Herr Rether, Ihre Eltern kommen aus Hermannstadt, geboren wurden Sie jedoch 1969 in Bukarest.

Rether: Meine Eltern machten damals gerade eine Ausbildung in Bukarest, aufgewachsen bin ich jedoch in Hermannstadt. Na ja, aufgewachsen ist vielleicht zu viel gesagt - ich habe da gerade mal gehen gelernt, denn 1973 sind wir bereits ausgewandert. Meine Kindheit und Jugend bis zum Abitur verbrachte ich in Freiburg.


Hagen Rether vor seinem Auftritt beim Münchner Tollwood-Festival im Dezember 2004. Foto: Konrad Klein
Hagen Rether vor seinem Auftritt beim Münchner Tollwood-Festival im Dezember 2004. Foto: Konrad Klein

SbZ: ...wo Sie im Alter von acht mit dem Klavierspielen begannen.

Rether: Das ist richtig. Meine Eltern und meine Schwester leben immer noch dort. Zum Studium ging ich dann an die Folkwang-Musikhochschule in Essen, wo ich auch heute lebe.

SbZ: Essen kommt in Ihrem neuen Programm nicht gerade gut weg: „Wem es in Essen gefällt, dem gefällt’s überall.“ Was bewog Sie, in Ihrem niederrheinischen „Kaff der guten Hoffnung“ zu bleiben? War es Ihr Beruf?

Rether: Die Mentalität der Menschen, die dort leben. Die sind geradeheraus, nicht hinterfotzig und nicht dünkelhaft.

SbZ: Was bedeutet Ihnen Ihre siebenbürgische Herkunft?

Rether: Für mich nur ’ne Herkunft, fertig. Aus meiner siebenbürgischen Herkunft was abzuleiten? In diesen Kategorien kann ich 2005 nicht denken.

SbZ: Waren Sie seither noch mal in der alten Heimat?

Rether: Ich war einmal als Neunjähriger in Rumänien. Das Elend dort hat mich schockiert. Mir wurde schnell klar, dass das mit mir nichts zu tun hatte. Die Leute taten mir leid, aber ich muss da nicht sein. Ich bin auch kein Dritte-Welt-Tourist.

SbZ: Emotional also –

Rether: ...eher Ablehnung. Vielleicht, weil ich so erzogen worden bin. Man war glücklich, endlich hier zu sein. Ich kenne da so viele schreckliche Geschichten von den Großeltern und Eltern, die da gelitten haben, jahrzehntelang.

Lesen Sie dazu auch Konrad Kleins ausführlichen SbZ-Artikel (Folge 2 vom 31. Januar 2005, Seite 6): "Die Werte gehen, aber Schröder bleibt"

Bewerten:

8 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.