23. August 2001

ZDF-Reportage über Osteuropa

Mit der politischen Reisereportage "Durch den wilden Osten. Wo geht's hier nach Europa?" stellt das ZDF am 23. August, 22.15-23.15 Uhr, mehrere osteuropäische Regionen, darunter das rumänische Donaudelta, aus Sicht der dort lebenden Menschen vor.
Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) bietet folgende Informationen zur Reisereportage: Während die Europäische Union noch über das Beitrittsdatum und den Kreis der neuen Mitgliedsländer im Osten streitet, hat sich das ZDF auf eine Entdeckungsreise durch Mittelosteuropa gemacht. "Durch den wilden Osten" ist der Titel einer neuen politischen Reisereportage, die Peter Frey und die ZDF-Korrespondenten von der griechisch-bulgarischen Grenze bis nach St. Petersburg in Russland geführt hat.
Mit Hoffnungen und Ängsten blicken die Menschen vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee auf Europa. Mancher fragt sich, ob er "im Westen" nicht besser leben könnte, aber die meisten wollen dort bleiben, wo sie zu Hause sind. Die große ZDF-Reportage fragt: "Wo geht's hier nach Europa?" und zeigt Geschichten vom Aufbruch in neue Zeiten, aber auch vom Stillstand. Die Korrespondenten haben faszinierende und häufig noch unentdeckte Landschaften gefunden, wie das Donaudelta oder die Hohe Tatra, aber auch Gebiete bereist, die ökologisch bedroht sind wie die Kurische Nehrung. Hintergrund der Erkundungsreise ist die bevorstehende EU-Osterweiterung, das ehrgeizigste Projekt, das sich die Europäische Gemeinschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts vorgenommen hat.

Die Sicht der Menschen
Zwar bestimmte der Streit um Übergangsregelungen und Finanzierung in den letzten Wochen die Schlagzeilen - doch trotz der Probleme sind immerhin 44 Prozent der EU-Bürger für das Projekt. Mit der Politischen Reisereportage "Durch den wilden Osten" stellt das ZDF die Sicht der Menschen in den Beitrittsländern dar - was an Veränderungen in den Jahren seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion schon erreicht wurde, aber auch Schwierigkeiten, die noch überwunden werden müssen. Die politische Reisereportage will die eher unbekannten Regionen der Länder Mitteleuropas vorstellen und ihre Vielfalt porträtieren.
Die Reise beginnt an der griechisch-bulgarischen Grenze, wo Armusflüchtlinge aus Osteuropa ein Schlupfloch in die EU finden. Die Tour führt weiter ans Schwarze Meer mit den aufblühenden Tourismushochburgen an der bulgarischen Goldküste nach Rumänien. Von der ungarisch-ukrainischen Grenze geht die Reise weiter in die Slowakei, die Region Bialystock im Nordosten Polens sowie nach Kaliningrad, das ehemalige Königsburg, die estnische Stadt Narva und schließlich nach St. Petersburg in Russland.

Die Wende hat das Donaudelta gerettet
Purpur-Reiher, Kiebitze, Uferschnepfen - in keiner Region Europas sind Flora und Fauna so vielfältig wie im rumänischen Donaudelta. Geschützt und ungestört nisten hier Störche, brüten die seltenen Krauskopf-Pelikane, ebenso wie die stärker verbreiteten rosa Pelikane - in Europa sind sie nur hier heimisch, im Donaudelta.
11 000 Pelikane soll es geben, erklärt Mihai Baciu. Wenn man mit dem passionierten Ornithologen die Wasserarme der sich verzweigenden Donau entlang fährt, bleibt kein Vogel ungesehen, stellen Peter Frey und sein Kamerateam fest. Blauraken, Graugänse und Stockenten - alles wird auf Film gebannt. Und die Landschaft drumherum, scheinbar unberührt diese Welt aus Wasser, Grün und blauem Himmel.
"Die Wende hat das Donaudelta gerettet", sagt Peter Frey, der auf seiner Donau-Reise vom Beginn des Deltas in Tulcea bis zur Mündung ins Schwarze Meer auch gesehen hat, wie schändlich die Natur zu Ceausescu-Zeiten misshandelt wurde. Industrieanlagen haben tiefe Wunden in die Landschaft gerissen, heute verschandeln hässliche Ruinen das Donauufer. Die gigantische Fabrik in Caraorman hat nie gearbeitet. Ab Frühjahr 1990 sollte sie unter hohem Einsatz von Energie und Wasser Mineralien aus dem Delta-Sand herausfiltern, Wismut und Mangan beispielsweise, um den Import aus dem Ausland zu sparen. Bulldozer, Kräne, Kompressoren - ein gigantischer Schwerindustrie-Betrieb wurde aufgebaut. Und dafür ließ Ceausescu einen großen Teil des Deltas sterben. Das Wasser wurde umgeleitet - die Pflanzen und Tiere verendeten - das Donaudelta gleicht einer Wüste an diesem Ort. Es wird ewig dauern, bis sich die Natur das Gebiet zurückerobert hat.

Tourismus nimmt zu
Mihai Baciu erhofft sich von der Annäherung seines Landes an die EU Unterstützung bei der Auswahl der richtigen Projekte und eine gute Beratung in Umwelt- und Naturschutzfragen, darüber welche Fabrik wo hinpasst. "Natürlich braucht so ein großes Land wie Rumänien Industrie, aber Industrie im Donaudelta, das ist bestimmt der schlechteste Weg, um die Probleme des Landes zu lösen", sagt Mihai. Er hat in Tulcea ein kleines Reisebüro gegründet und führt Touristen durch die verzweigte Wasserlandschaft - entlang der schilfbewachsenen Böschungen und durch klare Süßwasserseen. Wer genau hinschaut, entdeckt am Ufer Ceaucescus Delta-Residenz - nur ein paar markante Bäume verraten die geheimnisumrankte Villa, aus der heute ein bescheidener Ferienkomplex für Urlauber geworden ist.
Der Tourismus findet im Donaudelta immer mehr Interessenten. Monea und seine Frau Liuba Ziganov haben in ihrem Häuschen in dem verträumten Fischerdorf "Meile 23" vier Gästezimmer eingerichtet. Es gibt noch kein richtiges Badezimmer und das Klo ist draußen auf dem Hof, aber dafür nimmt Monea die Gäste in seinem Boot mit raus zum Fischen. Und gekocht wird bei den Ziganovs traditionell. Sie wissen, was Touristen wollen. Schließlich baut die Existenz ihrer Familie neuerdings auch auf den Fremdenverkehr, nicht mehr nur auf die Fischerei. Dabei verdienen sie weit mehr als ein rumänischer Industriearbeiter.
Gavril Viorel und seine Frau haben etwa 600 Mark im Monat - das reicht gerade zum Leben, für die Miete eines winzigen Ein-Zimmer-Appartments mit Gemeinschaftsküche und -bad, für Strom, Wasser und Telefon, aber nicht, um am Wochenende mal ins Donaudelta zu reisen. "Das machen jetzt nur noch Touristen und die Reichen. Früher, da hatte unsere Fabrik ein Hotel am Meer, wo wir ganz billig Urlaub machen konnten, aber das geht jetzt seit zwei Jahren nicht mehr", erzählt Adriana, Gavrils Frau. Trotzdem, der alten Zeit trauern die beiden bestimmt nicht nach. Sie haben beide Arbeit, verdienen Geld und könnten wenigstens theoretisch alles kaufen.

Weitere Infos über die ZDF-Reportage und Hintergrundinformationen über Rumänien und andere Beitrittsländer unter der Adresse
http://www.zdf.de/wissen/wilderosten/index.html.

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