15. Mai 2005

Ahnenforschung mit dem PC

Ein Seminar zum Thema "Honterus und Honterus-Nachfahren" veranstaltete die Sektion Genealogie des "Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V." vom 8. bis 10. April in Gundelsheim. Die Familienforscher behandelten zudem technische Fragen, etwa die Übernahme der "Honterus"-Datei von Dr. Erich Jekelius über die Gedcom-Schnittselle nach Gen_Plus.
An der Tagung beteiligte sich Gisbert Berwe, der Urheber des Genealogieprogramms Gen_Plus, und ging auf Fragen der Anwender ein. Die meisten Teilnehmer hatten ihre Laptops mitgebracht und erhielten bereits am Freitag die "Honterus"-Datei, deren Entstehung vom Sektionsvorsitzenden Dr. Christian Weiss erläutert wurde. Dr. Erich Jekelius hatte seinerzeit verständlicherweise die Daten ohne Computer erfasst. In mühsamer Kleinarbeit hatte Ingeborg Graef die Daten mit Ahn-Data digitalisiert. In der Gedcom-Datei "Honterus" wurden insgesamt 1 784 Personen in 707 Familien erfasst. Leider konnte Frau Graef am Seminar nicht teilnehmen, um ihre Ergebnisse selbst vorzustellen. Bei jeder Datenkonvertierung gehen bekanntlich zum Teil Daten verloren bzw. finden sich nicht im ursprünglichen Format wieder. Die Fehler, die unter Umständen schon in den Unterlagen des Dr. Erich Jekelius vorhanden sind, konnten natürlich bei der Digitalisierung nicht festgestellt und beseitigt werden. Auf einige dieser Unstimmigkeiten weist das Programm Gen_Plus hin.

In den Diskussionen stellte sich heraus, dass die Anwender bei der Bearbeitung ihrer Daten unterschiedliche Auffassungen vertreten, z.B. bei der Behandlung von Rufnamen, Bezeichnung von Berufen, Behandlung von Titeln oder Namenszusätzen etc.. Gisbert Berwe konnte auch hier einige wertvolle Empfehlungen geben. Es erscheint ratsam, hier eine Richtlinie zu erarbeiten, damit die Anwendern die Daten einheitlich bearbeiten.

Am Sonnabend standen zwei Vorträge sowie Kurzberichte von Teilnehmern auf dem Programm. Der bedeutende Honterusforscher und Kronstädter Archivar Gernot Nussbächer war leider verhindert und konnte seinen Honterus-Vortrag nicht halten. Paul Salmen referierte über "Johannes Honterus und seine Nachkommen", wobei er interessante Neuigkeiten über eine mögliche Verbindung zwischen Honterus' Nachkommen und der Familie des Friedrich Hölderlin vorstellte. In seiner Ahnenreihe steht Potenzia Honter aus Wels/Österreich, doch ist deren Herkunft von Honter nicht eindeutig gesichert. Monika Ferrier berichtete über die amerikanische "Ellis Island"-Datenbank, woraus sie alle Hinweise auf Auswanderer aus Siebenbürgen zusammengetragen und diese als Ausdruck der Siebenbürgischen Bibliothek in Gundelsheim zur Verfügung gestellt hat.

Dr. Günter Junkers vom Verein für Computergenealogie e.V. stellte die vielfältigen Möglichkeiten der genealogischen Forschung im Internet vor und wies auf GenWiki, das genealogische interaktive Lexikon im Internet, hin, das auch umfassende Links zu Genealogie-Datenbanken weltweit enthält. Eine wichtige Informationsquelle mit vielen wertvollen Links ist und bleibt auch www.siebenbuerger.de. Marianne Roth erläuterte einige Verbindungen in ihrer Familie mit der Familie des Malers Hans Hermann. Hans Hermannstädter stellte das Wolkendorfer Ortsfamilienbuch vor, das er in jahrelanger akribischer Arbeit zusammengestellt hat. Die Familiendaten sind als CD zu erwerben, könnten aber auch als Buch herausgegeben werden. Hermann Binnen berichtete über interessante Einzelheiten aus dem Leben Rosenauer Lehrer und deren Nebentätigkeiten, die in schweren Zeiten für sie überlebensnotwendig waren. Hugo Thiess aus Brenndorf präsentierte das Ergebnis seiner Nachforschungen über acht Personen der "Honterus"-Datei aus den Ortsmatrikeln und zu deren Aktivitäten. Hierzu half ihm Wikipedia im Internet.

Dr. Harald Lienert hat die geografischen Koordinaten (Maidenhead Locator) von 628 Ortschaften aus Rumänien mit Hilfe eines Lokatorenberechnungsprogramms berechnet und stellt diese Liste gerne allen Interessierten zur Verfügung.

Abschließend fasste Dr. Christian Weiss die Ergebnisse des Seminars zusammen. Er betonte, dass an der "Honterus"-Datei viel zu tun übrig bleibe, um alle Unstimmigkeiten und Fehler zu beseitigen. Ferner sei es empfehlenswert und notwendig, die Daten aus der Corona-CD von Christian Zaminer mit denen der "Honterus"-Datei abzugleichen. Er rief alle Anwesenden zur Mitarbeit auf, wobei die Koordination noch festzulegen sei.

Angesichts der Fülle an genealogischen Informationen, die es heute schon im Internet und in den Rechnern vieler Familienforscher gibt, könnte die Erstellung einer siebenbürgischen Genealogiedatenbank sicher als mittelfristiges Ziel angepeilt werden. Dieser Bericht will als Aufruf zur Mitarbeit an diesem Vorhaben verstanden werden.

Bernd Eichhorn

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