19. Juni 2005

Treffen osteuropäischer Kulturanthropologen und Volkskundler in Arad

Als Veranstaltung des rumänischen Kultur- und Kultusministeriums, der Universität „Aurel Vlaicu“ und des Geschichtsmuseums Arad fand vor kurzem das 7. Internationale Kulturanthropologische Symposium statt, an dem sich Referenten und Gäste aus Ungarn, Deutschland, Serbien, Kroatien, Österreich, der Slowakei und dem Gastgeberland Rumänien beteiligten. Der Titel der wissenschaftlichen Begegnung, die bereits auf eine siebenjährige Tradition zurückblicken kann, lautete: „Multikulturalismus und ethnische Identität in Europa“.
In seiner Eröffnungsrede wies der verdienstvolle siebenbürgische Historiker Dr. Peter Hügel, Leiter des Arader Museumskomplexes, auf die Bedeutung dieser Veranstaltung hin. Arad, als „Grenzstadt“ zum westlichen Europa, entwickele sich immer mehr zu einem Ort der Begegnung verschiedener osteuropäischer Kulturen. Zugegen waren wieder Referenten von siebenbürgischen Universitäten, Museen und wissenschaftlicher Vereine, darunter Prof. Dr. Ferenc Pozsony, Prof. Dr. Ovidiu Pecican, Dr. Sándor Illes, Dr. Jakab Albert Zsolt, András Vajda (Klausenburg), Ferenc Csórtan (Neumarkt) u.a. Ebenso zahlreich war die Beteiligung ungarischer Ethnologen und Kulturanthropologen; sie kamen von der Universität Szeged (Dr. Anna Hoczopán, Dr. András Simon) sowie von den Museen in Gyula, Aszód und Békescsaba.

Zwei rumäniendeutsche Forscher und Ethnologen, Dr. Claus Stephani (München) und Werner Kremm M.A. (Temeschburg), hielten jeweils ein Referat in rumänischer Sprache. Claus Stephani sprach zum Thema „Zusammenleben und Schicksal. Aufnahmen von Oral History über das einstige Leben der Juden in Oberwischau (Maramuresch)“ und Werner Kremm, hauptberuflich Redakteur der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“, legte neue Forschungsergebnisse über „Marime und Balercido, die ungeschriebenen Gesetze der Roma“ vor. Kremm ging dabei von den Aufzeichnungen des bekannten Kronstädter Zigeunerforschers Heinrich von Wlislock aus, der im 19. Jahrhundert gelebt und sich große Verdienste in diesem Bereich erworben hatte.

Zusammen mit der Organisatorin der Begegnungen, der bekannten Ethnologin Dr. Elena Rodica Colta, die ihr Buch „Die Ungarn aus Ghiroc“ vorstellte, präsentierte am ersten Tag auch Werner Kremm eine ungewöhnliche Neuerscheinung des rumäniendeutschen Zigeunerforschers Franz Remmel, dessen Buch „Alle Wunder dauern drei Tage. Vom Bulibascha der Zigeuner zum Kaiser der Roma“ (InterGraf Verlag, Reschitza, 2005) soeben erschienen ist. Der reich illustrierte Band – mit Bildern von Konrad Klein und Reinhold Gutt – ist ein lesenswerter Beitrag zum besseren Kennlernen der siebenbürgischen bzw. rumänischen Zigeuner, deren Verein übrigens „Uniunea Democratică a Romilor și Țiganilor“ heißt und seinen Sitz in Neumarkt am Mieresch hat. Die Residenz des Zigeunerkönigs befindet sich seit der Wende in Hermannstadt.

Das 7. Arader Kulturanthropologische Symposium stand, wie auch in vergangenen Jahren, ganz im Zeichen der multikulturellen Annäherung Rumäniens an Europa, wobei dieses Land von allen EU-Mitgliedstaaten bzw. EU-Kandidaten die meisten ethnischen Minderheiten besitzt. Von den 18 Bevölkerungsgruppen mit eigenen Vertretern im rumänischen Parlament stehen zahlenmäßig die Roma und Zigeuner an zweiter Stelle – nach den Ungarn in Siebenbürgen und im Banat.

M. Martini


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