19. September 2005

Lohnende Studienreise nach Berlin

Leipzig, Potsdam, Berlin waren das Ziel einer Studienreise (1. - 4. September) der Kreisgruppe Stuttgart und des Chores der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Stuttgart. Die erfahrene Kulturreferentin Gerhild Reip und Agneta Teutschlender haben diese Reise fachmännisch organisiert, geleitet, inhaltlich dokumentiert sowie unterhaltsam gestaltet.
Schon am Tag der Hinfahrt wurde die 52-köpfige Reisegruppe mit historischen und geographischen Daten über die auf unserer Fahrtroute liegenden Ortschaften von Gerhild Reip und Johanna Bachner informiert. Frau Teutschlender und andere Fahrgäste boten unterhaltsame Momente an. In der Messestadt Leipzig erwartete uns eine örtliche Reiseleiterin, die uns die bedeutendsten architektonischen und historischen Bauten und Denkmäler der City zeigte. Die Rundfahrt führte vom Augustplatz über das Gewandhaus, Leipziger Universität und City-Hochhaus zur Thomaskirche und Oper, vorbei am größten Kopfbahnhof Europas. Auf der Gerberstraße, wo einst die meisten Gerbereien waren, fuhren wir in das Stadtviertel Gohlis, wo wir u.a. das Schillerhaus, das schöne Gohliser Schlösschen und das Bundesverwaltungsgericht zu sehen bekamen. Höchst eindrucksvoll wirkte auf uns das Völkerschlachtdenkmal. Auch der „Napoleonstein“ sei erwähnt, von dem Napoleon den Rückzug angeordnet haben soll. Auf der Weiterfahrt wurde die Lutherstadt Wittenberg auch nicht übersehen. Am späten Abend erreichten wir Berlin und wurden in einem Hochhaushotel am Alexanderplatz untergebracht.

Der zweite Tag unserer Reise war der Besichtigung der tausendjährigen Stadt Potsdam gewidmet. Am Alten Markt erwartete uns eine örtliche Reiseleiterin. Er ist das Herz dieser Ortschaft, die sich erst vor etwa 300 Jahren aus einem märkischen Fischerdorf zur heutigen Hauptstadt des Landes Brandenburg entwickelte. Beim Bombenangriff am 14. April 1945, der die Altstadt fast gänzlich zerstörte, ging die Hälfte der historischen Bauten des Marktes verloren. Das Rathaus, die Nikolaikirche und Obelisk wurden mit großem Aufwand wieder aufgebaut. Außerdem wurden uns u.a. die Garnisonskirche und das Glockenspiel, Humboldts Geburtshaus und das große Militärwaisenhaus gezeigt. Schön war das Potsdamer Brandenburger Tor in Form eines römischen Triumphbogens. So erreichten wir den Sanssoucipark und hielten uns kurz beim Schloss auf, um das Rokokopalais und die Windmühle zu betrachten. Wir beendeten unseren Aufenthalt an der Grabstädte Friedrichs des Großen und seiner geliebten Windspiele, die am Ostflügel von der Flora-Statue bewacht wird. Die Rundfahrt führte weiter zum Hohenzollernschloss Cecilienhof. Nach der sehr inhaltsreichen, etwas ermüdenden Rundfahrt bot uns der Nachmittag eine erholsame Schifffahrt auf den Sieben-Seen der Havel. Sie begann am großen Wannsee in Richtung kleiner Wannsee, Pohlsee, Stölpchensee, Griebnitzsee, Glienicker See und Jungfernsee.

Der dritte Tag unserer Studienreise war der Besichtigung Berlins gewidmet. Die Rundfahrt begann am „Alex“ (Alexanderplatz), wo uns ein ortskundiger Reiseleiter erwartete, der seine Beschreibung und Darstellungen gelegentlich mit bekanntem Berliner Humor unterstrich. Der Alex ist nach wie vor das Zentrum Berlins und war bis 1805 ein Markt und Exerzierplatz vor den Toren der Stadt. Wir fuhren in das nahe gelegene Nikolaiviertel und bewunderten das 1861-1869 im Neurenaissance-Stil gebaute Rote Rathaus mit seinem 74 m hohen Turm. Heute ist es der Sitz des regierenden Bürgermeisters und des Berliner Senats. Wir strebten südwestlich zum Potsdamer Platz, wo wir Reste der einstigen Berliner Mauer zu sehen bekamen, und den Checkpoint Charlie, wo das Bild des amerikanischen Soldaten mit seiner Nationalflagge steht. In der Nähe ist auch ein Kreuz, Mahnmal für Peter Fechter, der hilflos an der Mauer verblutete. Über den Schlossplatz gelangten wir ins Nikolaiviertel. Dort sahen wir die Nikolaikirche und umfuhren auch die Museumsinsel mit dem berühmten Pergamonmuseum. Wir kamen auch am Palast der Republik der einstigen DDR vorbei, der, durch Asbest verseucht, heute öde und verschlossen auf seinen Abriss wartet. Wir erreichten die breite Allee „Unter den Linden“. Sie war als Parade- und Reiterweg angelegt und beginnt etwa dort, wo die Reiterstatue Friedrichs des Großen steht. Ferner sahen wir die Humboldt-Universität und den Gendarmenmarkt, der an drei Seiten angrenzt an den Deutschen Dom, das Schauspielhaus und den Französischen Dom. Wieder „Unter den Linden“, fuhren wir zum Brandenburger Tor. Viele weitere Sehenswürdigkeiten sahen wir, u.a. das Holocaustdenkmal, die Kongresshalle (wegen ihrer besonderen Architektur von den Berlinern „Schwangere Auster“ genannt), die 67 m hohe Siegessäule, Schloss Bellevue (Sitz des Bundespräsidenten), Schloss Charlottenburg, den Kurfürstendamm, die Ruine der Gedächtniskirche.

Höhepunkt dieser Fahrt war der Erlebnisnachmittag im Deutschen Bundestag, den Mathias Günther, Mitarbeiter der CDU im Bundestag, für uns organisiert hatte. Nach dem gemeinsamen Mittagessen mit ihm brachte er uns zum Reichstagsgebäude. Nach einer Kontrolle betraten wir den Plenarsaal. Auf der Besuchertribüne folgten wir einem Vortrag über die Geschichte des nach der Wiedervereinigung umgebauten, 1999 fertiggestellten Reichstagsgebäudes. Wir erfuhren Wissenswertes über die Aufgaben und Arbeitsweise des Deutschen Bundestages. Faszinierend, wie der Plenarsaal erhellt wird: In der Glaskuppel sind auf einem Konus viele verstellbare Spiegel befestigt, die das Licht in den Saal reflektieren. Im Konus gibt es eine Klimatechnik, die für die Entlüftung des Plenarsaals sorgt. Per Aufzug erreichten wir die Dachterrasse, konnten auf einer 230 m langen Rampe die berühmte Kuppel des Reichstagsgebäudes besichtigen. Mit jährlich ca. 2 Millionen Besuchern ist der Reichstag das meist besuchte Parlament der Welt. Den Tag ließen wir mit Herrn Günther im Restaurant „Zum Paddenwirt“ ausklingen. Beim Abschied überreichte ihm Gerhild Reip als Dankeschön ein Buch über Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen.

Am letzten Tag unserer Reise besuchten wir den Fernsehturm, von den Berlinern „Tele-Spargel“ genannt. Er ist das Wahrzeichen Ostberlins, wurde 1965-1969 gebaut, hat eine Höhe von 368 m und eine Aussichtplattform bei 203 m. Von da konnten wir uns ein genaueres Bild von dem Ausmaß dieser Millionenstadt machen. Unsere Begeisterung wurde auch dadurch entfacht, dass wir viele der gesehenen Objektiven aus dieser Vogelperspektive ausmachen konnten. Kein Wunder, dass unsere Gedanken auch zurück nach Potsdam und Leipzig schweiften, womit sie unsere Gemüter mit Dankbarkeit für die, die diese Reise veranstaltet und geleitet haben, erfüllten. Im drehbaren Aussichtskaffee in einer Höhe von 207 m konnte man bei Kaffee und Kuchen einen Rundblick über ganz Berlin genießen. Bei dieser Studienfahrt kam auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Im Bus konnten wir entspannende Musik hören, wir haben aus unseren stets mitgeführten Liederheftchen gemeinsam gesungen und nicht zuletzt durften wir auf das Wohl zweier Geburtstagskinder anstoßen. Die Heimreise verlief bestens. Dafür danken wir auch Herrn Schneider, unserem Fahrer.

W. Hermann

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.