2. Oktober 2005

Zehn Jahre Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival

Als 1995 das „Erste Internationale Klavier- und Kompositions-Wettbewerb-Festival Carl Filtsch“ in Hermannstadt das Licht der Welt erblickte, waren auch die hartnäckigsten Zweifler von der Richtigkeit dieses Vorhabens überzeugt. Für Peter Szaunig, ehemaliger Klavierlehrer am Hermannstädter „Lyzeum für Musik und Bildende Kunst“, Musikpädagoge, Kritiker und Pianist, wurde nach 25 Jahren ein Traum Wirklichkeit. Die nicht einfache Geburt des Festivals wurde von den drei Pianisten Walter Krafft, Gründer und Leiter des Münchener Musikseminars, Peter Szaunig, damals an der Lahrer Musikschule tätig, und dem Holländer G. A. Alink, dem heutigen Leiter der Argerich-Alink-Stiftung, vorbereitet.
Was dieses Wettbewerb-Festival von anderen unterscheidet, ist die Tatsache, dass auf Szaunigs Wunsch neben Werken der Klavier-Weltliteratur aus mindestens drei Stilepochen und einem Pflichtstück aus sechs Filtsch-Kompositionen eine zusätzliche schöpferische Disziplin einer „Eigenkomposition“ von mindestens drei Minuten einbezogen wurde.

In diesem Jahr fand in Hermannstadt zwischen dem 6. und 11. September zum zehnten Mal und gleichzeitig im 175. Todesjahr von Carl Filtsch das Internationale Klavier- und Kompositions-Wettbewerb-Festival unter idealen Rahmenbedingungen statt. So wurde das Wettbewerb-Festival im Thalia-Saal ausgetragen, dem neuen Zuhause der Hermannstädter Philharmonie und dem Ort, wo schon das siebenbürgische Wunderkind Carl Filtsch konzertierte. Vor einer internationalen Jury unter dem Vorsitz von Peter Szaunig stellten 41 Kandidaten aus zehn Ländern ihr Können unter Beweis. Den krönenden Abschluss bildeten die Preisverleihung und das Galakonzert am 11. September.
Walter Krafft (Erster von links) mit den Preisträgern des Carl-Filtsch-Wettbewerbs bei einem Konzert in der Evangelischen Stadpfarrkirche in Mühlbach. Foto: Oswald Kessler
Walter Krafft (Erster von links) mit den Preisträgern des Carl-Filtsch-Wettbewerbs bei einem Konzert in der Evangelischen Stadpfarrkirche in Mühlbach. Foto: Oswald Kessler


Nach der Begrüßung zog Peter Szaunig eine Bilanz der zehn letzten Jahre. Er betonte die Individualität und das hohe pianistische Können der Teilnehmer und unterstrich das hervorragende Niveau der Eigenkompositionen. Anhand statistischer Daten ließ er die letzten zehn Jahre Revue passieren. Insgesamt 382 Pianisten (vornehmlich aus dem Gastgeberland Rumänien, aus Bulgarien, aus der Republik Moldau und aus Ungarn) stellten in diesen zehn Jahren ihr Können unter Beweis. Erfreulich sei die Zunahme der Eigenkompositionen der Kandidaten. Abschließend richtete Szaunig Worte des Dankes an den Direktor der Hermannstädter Philharmonie, Ion Bojin, der den Wettbewerb mit viel Einsatz unterstützte. Jörg Schulz, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, dankte in seiner Rede der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt und den Organisatoren dieses Festivals. Walter Krafft fokussierte seine Rede auf den Namensgeber des Festivals, das siebenbürgische Wunderkind Carl Filtsch, für dessen Bekanntmachung er unermüdlich tätig ist. In diesem Sinne wirken auch international anerkannte Pianisten wie Leonhard Westermayer oder Cziky Boldizsár-Adleff.

Das Galakonzert eröffnete der elfjährige Bulgare Srebrinov mit Griegs „Marsch der Zwerge“, der für seine Interpretation den 1. Preis in der Gruppe A (bis 12 Jahre) erhielt. Szokolay Adam Zsolt, der den 2. Preis dieser Gruppe erhielt, interpretierte gekonnt ein ungarisches Volkslied von Béla Bartók, um die Zuhörer sodann mit Filtschs Barcarole in eine Zeit zu entführen, als der kleine Filtsch daselbst das Publikum mit seinem Spiel verzaubert hatte. In der Gruppe B (12-16 Jahre) wurde das Programm von drei jungen Damen aus Bulgarien, Ungarn und Rumänien sowie dem Ukrainer Andryi Fomin, dem Star dieser Gruppe, bestritten. Technisch ausgefeilt und von einer erstaunlich beherrschten, musikantisch-temperamentvoll geprägten Persönlichkeit war seine Interpretation von Prokofjews „Diabolische Suggestion“, der eine Eigenkomposition, ein „Partida“ betitelter Walzer, folgte. Seinen Vortrag beendete er mit der einzigen vom Publikum geforderten Zugabe, einer kapriziösen und auch schauspielerisch originellen weiteren Eigenkomposition. Die Gruppe C (16-31 Jahre) wurde professionell durch Istvan Lajko repräsentiert, der seinen Vortrag mit einer Eigenkomposition begann, deren meditativer Charakter quasi intuitiv eine Umsetzung Filtsch’scher Kompositionsweise des 21. Jahrhunderts verkörpern dürfte. Fast nahtlos fuhr er mit der Interpretation von Filtschs Impromptu in b Moll fort und brachte dabei seine außerordentlichen technisch-pianistischen Fähigkeiten zur Geltung. Nach Marija Ivanovics (aus Serbien angereist) eigenwilliger Interpretation der Sonate in B-Dur von Joseph Haydn beendete der mit dem 2. Preis ausgezeichnete Italiener Andrea Calvani den gelungenen Abend mit dem virtuos interpretierten Scherzo Nr. 2 in b Moll von Chopin.

Ein Novum war auch die kleine vergoldete Filtsch-Büste, die für die beste Interpretation einer Filtsch-Komposition (Maria Alexandra Vaduva/Rumänien und Angyalka Mayer/Ungarn) überreicht wurde. Pate stand die Stiftung der Universitäten für europäische Integration und der Verein Lobby-Art. Geschaffen wurde sie von Adrian Popescu, dem Vorsitzenden des vorhin genannten Vereins. Die Büste gilt auch als Insignie einer Europäischen Kulturhauptstadt 2007. Erwähnenswert ist auch die im Foyer des Thalia-Theaters mit viel Akribie und persönlichem Einsatz von Peter Szaunig eingerichtete Ausstellung, die eine umfassende Dokumentation der zehn vorangegangenen Jahre beinhaltete. Das Geschehen der letzten zehn Jahre fasst auch ein reich bebilderter Jubiläumsband von Peter Szaunig zusammen, der im Johannis Reeg Verlag erschienen ist. Inhalt des Bandes sind allgemeine Informationen wie die Biographie Carl Filtschs, die Analyse der wichtigsten Filtsch-Werke, neueste Erkenntnisse über Musikerziehung, die Wirkung der Musik im Allgemeinen sowie Statements und Interviews namhafter Künstler. Ergänzend werden alle Preisträger der Wettbewerb-Festivals aufgeführt.

Für die Zukunft kann man sich nur wünschen, dass Szaunig und Krafft, die Seele und der Motor dieses Festivals, weiterhin mit viel Idealismus gemeinsam an einem Strang ziehen, damit die letzten zehn Jahre nicht wie eine Sternschnuppe verglühen, sondern das Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival zu einem Fixstern am Hermannstädter Kulturhimmel machen.

Dagmar Dusil


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