14. Oktober 2005

Vortrag zum 625. Jubiläum der Brukenthalschule

Über „Die 625-jährige Brukenthalschule – ein Mittelpunkt des geistigen und kulturellen Lebens in Hermannstadt“ referierte deren langjähriger Direktor Hermann Schmidt am 23. September in der Reihe der Stuttgarter Vorträge der Landesgruppe Baden-Württemberg im Stuttgarter Haus der Heimat. Nahezu zwei Jahrzehnte lang hat Schmidt die Brukenthalschule geführt, sowohl durch die Fährnisse des letzten Jahrzehnts der nationalkommunistischen Diktatur in Rumänien, als gerade an den dortigen deutschen Schule kluges Taktieren, Winkelzüge aller Art und auch Kompromisse erforderlich waren, als auch in den schwierigen Nachfolgejahren der Wende mit ihrem Schwund an muttersprachlichen Schulbesuchern. Der Bericht über die Stuttgarter Veranstaltung von Gerhard M. Bonfert wird hier in gekürzter Form wiedergegeben.
Die Anwesenden im überfüllten Saal, unter ihnen zahlreiche ehemalige Brukenthalschüler und Lehrerkollegen des Altrektors, begrüßte Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg. Siegfried Habicher, Germanist und Leiter der Stuttgarter Vortragsreihe, umriss die Vita des Gastreferenten und Ehrenbürgers von Hermannstadt. Bilder aus der Vergangenheit der Brukenthalschule wurden aus dem Album der Erinnerungen hervorgeholt. An Schärfe gewannen sie durch eine Filmcollage von Kurt Mild, die dieser anlässlich des Jubiläums in mühe- und liebevoller Arbeit mit seiner Gattin Isolde zusammengestellt hatte.
Altrektor Hermann Schmidt beim Jubiläumsvortrag in Stuttgart.
Altrektor Hermann Schmidt beim Jubiläumsvortrag in Stuttgart.


Film und Vortrag spannten einen Bogen über Jahrzehnte, mit Bildern aus dem Schulalltag und den zahlreichen „außerschulischen“ Aktivitäten, die neben dem vermittelten Wissen wesentlich zu ganzheitlicher Bildung, vor allem aber zu dem Zusammengehörigkeitsgefühl, der Einheit von Lehrenden und Lernenden sowie von deren Eltern beigetragen haben. Hermann Schmidt fiel es nicht immer leicht, die passenden Worte zu finden, mit denen er, streckenweise emotionsgeladen, aus der bewegten 625-jährigen Geschichte der Brukenthalschule wichtige Daten markierte. Von der ältesten Urkunde (1380), in der die Schule erwähnt wird (sie wurde 1555 Gymnasium und 1578 Gymnasium academicum), führte der Vortrag über den Beitrag des Johannes Honterus zur Entwicklung des sächsischen Schulwesens zu den Förderern der Hermannstädter Bildungsanstalt wie Albert Huet und Baron Samuel von Brukenthal, dessen Namen die Schule auch heute trägt.

Der am 8. April 1926 in Schirkanyen geborene Festredner unterrichtete nach dem Studium der Geschichte und Philosophie an verschiedenen Hermannstädter Schulen, wirkte als stellvertretender Schulleiter und in den Jahren 1971-1980 als stellvertretender Generalinspektor des Hermannstädter Kreisschulamtes, ehe er im Frühjahr 1980 zum Direktor des Brukenthal-Lyzeums berufen wurde. 18 Jahre lang stand Schmidt erfolgreich der Bildungsanstalt vor. Das sei ihm nur Dank eines engagierten und kompetenten Lehrerkollegiums gelungen und einer Elternschaft, die so manches aus dem Weg räumte, wo die Behörden Hindernisse aufbauten, betonte der Redner. Die Lehrerkollegen quittierten seine Leistung mit der Wiederwahl 1990, der ersten demokratischen Direktorwahl nach der Wende. Mit Christa Oberth habe er eine ausgezeichnete Stellvertreterin gehabt, unterstrich Schmidt.

Der Referent ging ausführlich auf die zahlreichen „außerschulischen“ Aktivitäten an der Brukenthalschule ein. Blasia, Kammerchor, Tanzgruppe, Jazz-Band, Gitarrengruppe, Big-Band, Theatergruppe, TV-Auftritte, die Plattenaufnahme „Stimmen der Völker in Liedern“ usw. hätten die Schüler ebenso motiviert wie Hüttenabende, Miss-Wahlen, Faschingsfeiern, Skilager, Ferienreisen, Tanzunterhaltungen oder die Ausgrabungen in Sarmisegetuza. Mit dem andauernden Schwund deutscher Schüler infolge des Massenexodus hat Schmidt die Brukenthalschule in ruhigere Gewässer geführt, bis er 72-jährig das Direktoramt an jüngere Kollegen abgab. Die Brukenthalschule ist heute sicher nicht mehr das, was sie einmal war, aber im Herzen der einstigen Schüler und Lehrer eine nicht zu löschende Erinnerung, wie die Veranstaltungen zur 625-Jahr-Feier unter Beweis stellen.

In nostalgischem Schwelgen klang der Abend mit Heinz Ackers gereimten Streiflichtern aus der Schulzeit aus, die starken Beifall ernteten. Bei traditionellem Fettbrot und kühlen Tropfen tauschten schließlich ehemalige Lehrer und Schüler Erinnerungen und Neuigkeiten aus.

Gerhard M. Bonfert


Bewerten:

3 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.