8. Dezember 2005

Flucht und Integration bravourös gemeistert

Auf ein bewegtes Leben kann Alfred Wagner heute in seiner Düsseldorfer Wahlheimat mit berechtigtem Stolz zurückblicken. Das jüngst dem gebürtigen Temeswarer, Jahrgang 1931, zuteil gewordene öffentliche Interesse galt weniger dessen journalistischer Karriere oder seinem ehrenamtlichen Engagement in der Landsmannschaft, sondern vielmehr seiner Flucht aus Rumänien nach Deutschland im Jahre 1977.
Und das kam so: 2004 wurde von der UNO-Flüchtlingshilfe ein bundesweiter Wettbewerb zum Thema „Wege der Flucht“ (aus den Ländern der Diktatur) ausgeschrieben. Wagner, seit über einem Vierteljahrhundert in Düsseldorf ansässig, sandte seinen „Fahrt in den Frühling“ betitelten Bericht ein. Am 11. April 2005 erreichte ihn ein Schreiben des stellvertretenden Vorsitzenden der UNO-Flüchtlingshilfe e.V., Bernhard von Grünberg, mit der Mitteilung, dass die Jury diesen Beitrag zur Veröffentlichung in der Anthologie Fluchtwege - Lebenswege. Meine Geschichte: Jetzt will ich sie erzählen. (Bonn 2005, 280 Seiten. Preis: 14,90 Euro. ISBN 3-938114-13-4) ausgewählt habe. Am 13. November fand im Haus der Geschichte im Rahmen der „Bonner Buchmesse Migration“ die Prämierung statt. Aus diesem Anlass führte überdies der WDR ein Gespräch mit Wagner, das, mit begleitendem Bildmaterial versehen, auf der WDR-Webseite veröffentlicht wurde.

Alfred Wagner erblickte am 29. April 1931 in Temeswar das Licht der Welt. In Kronstadt besuchte er Volksschule und Gymnasium, das er 1947 verlassen musste, da sein Vater in Russland war und es an Geld fehlte. So absolvierte er erst eine Lehre an der Berufsfachschule, arbeitete nach der Gesellenprüfung in der Kugellagerfabrik und besuchte parallel das Abendgymnasium (Abitur 1953). Wagner schlug die journalistische Laufbahn ein. Nach einem Voluntariat beim Neuen Weg in Bukarest wurde er 1957 Chef vom Dienst der neu gegründeten deutschsprachigen Volkszeitung in Kronstadt. Zwischenzeitlich erwarb Wagner an der Akademie für Soziale und Politische Wissenschaften ein Diplom (Fakultät Publizistik). Die politische und wirtschaftlich verschlechterte Lage unter Ceausescu ab Mitte der sechziger Jahre lässt in ihm und seiner Familie den Entschluss zur Flucht nach Deutschland heranreifen, der Ende 1977 realisiert wird. Schon im Folgejahr findet der erfahrene Redakteur ein neues Betätigungsfeld bei der Rheinischen Post, wo er bis zur Verrentung 1995 arbeitet; auch später noch schreibt er als Freier Journalist.

Darüber hinaus leistet Wagner ein vielfältiges ehrenamtliches Engagement, einerseits landsmannschaftlich, andererseits - Ausdruck seiner musterhaften Integration - in verschiedenen Bereichen der Heimatforschung im Verein „Düsseldorfer Jonges“ sowie politisch als Bezirksvertreter, wofür ihn die Stadt Düsseldorf mit der Ehrennadel auszeichnete. Als langjähriger Vorsitzender der Kreisgruppe Düsseldorf in den Jahren 1981 bis 1987 und 1994 bis 1998 setzte sich Alfred Wagner besonders für die Integration seiner Landsleute in ihrer neuen Wahlheimat ein. Unter seinem Vorsitz entstand u.a. auch eine 26 Häuser umfassende siebenbürgische Siedlung. Übrigens übernahm Alfred Wagners 1958 geborener Sohn Richard 1998 die Stafette als Vorsitzender der Kreisgruppe Düsseldorf der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.

Bewerten:

1 Bewertung: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.