30. Oktober 2001

Ausstellung zu siebenbürgisch-bayerischen Beziehungen

Im Rahmen der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2001 München wurde vom 9. bis 21. Oktober im Bayerischen Sozialministerium die Ausstellung „Siebenbürgisch-Bayerische Beziehungen“ gezeigt, nachdem sie am 6. Oktober den optischen Rahmen für die Eröffnungsveranstaltung im Max-Joseph-Saal der Residenz geboten hatte.
Die Ausstellung, von Hans-Werner Schuster und Ewalt Zweyer konzipiert und als Beitrag der Landsmannschaft für die „Bayerischen Kulturtage in Rumänien, Sibiu/Hermannstadt“, 8.-16. September 2000, erstellt, wurde damit erstmals auch in Deutschland gezeigt. Sie ist als Wanderausstellung gedacht und kann beim Bundeskulturreferat der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Karlstraße 100, 80335 München, ausgeliehen werden. Eröffnet wurde die Ausstellung am 9. Oktober von Ministerialdirigent Dr. Hartmut Singbartl, dem für Fragen der Vertriebenen und Aussiedler zuständigen Abteilungsleiter. Auszüge seiner Rede werden im Folgenden abgedruckt:

„Als Heinrich der Löwe 1158 München gründete, da waren die ersten Siedler aus dem moselfränkischen Raum und aus anderen Gegenden bereits in Siebenbürgen sesshaft geworden. Vom ungarischen König gerufen, um das Land zu besiedeln und zu verteidigen, entwickelten sie, ausgestattet mit Rechten und Privilegien, auf dem ,Königsboden‘ ein blühendes Gemeinwesen. Sie wurden „Saxones" genannt und bildeten später im Fürstentum Siebenbürgen neben dem ungarischen Adel und den Szeklem eine der ständischen Nationen, obwohl sie nie mehr als 250.000 Einwohner zählten". Kurz und prägnant schildert mit diesen Worten Hans Meschendörfer die Anfänge der Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Wesentlich für unser Thema ist, dass diese Worte aus dem Vorwort der Broschüre „Münchner in Siebenbürgen, Siebenbürger in München" stammen, die das Haus des Deutschen Ostens 1995 herausgegeben hat. Diese Broschüre, vor allem aber auch ihre Entstehungsgeschichte, ist selbst Teil der Beziehungen Bayerns zu Siebenbürgen, seiner Kultur, seinen Menschen, seiner Geschichte, zu seinen wunderschönen Ortschaften und seiner reich gegliederten Landschaft. Darüber hinaus gibt sie einen hochinteressanten Überblick über die Beziehungen Bayerns zu Siebenbürgen seit der Römerzeit.
Bemerkenswert ist, dass diese Broschüre in erster Linie von Siebenbürger Sachsen erstellt wurde, die nach ihrer Aussiedlung hier heimisch geworden sind. Dieses Heimischwerden wird bis zum heutigen Tag erleichtert durch die vielen Spuren ihrer Vorfahren, die sich in Bayern finden, und die nicht weniger zahlreichen Spuren, die Bayern in Siebenbürgen hinterlassen haben. Auf viele dieser Gesichtspunkte geht auch die Ausstellung ein.
Nur beiläufig hinweisen darf ich auch darauf, dass die Broschüre durch Mittel aus dem bayerischen Staatshaushalt vom Haus des Deutschen Ostens herausgegeben worden ist. Damit ist die Publikation auch ein Zeichen des Respekts und der Anerkennung der kulturellen Leistungen der Siebenbürger Sachsen durch die Bayerischen Staatsregierung. Über 100 000 Siebenbürger Sachsen leben in Bayern, etwa 20 000 davon allein im Großraum München. Sie alle haben sich ihre Liebe zu ihrer Heimat Siebenbürgen bewahrt. Sie sind kundige und prädestinierte Mittler der Beziehungen Bayerns zu Rumänien, zusammen mit den anderen Landsmannschaften der insgesamt rund 250 000 Deutschen aus Rumänien, die in Bayern leben, und den rund 5 000 Rumänen, die nach ihrer Auswanderung aus Rumänien in Bayern heimisch geworden sind.
Lassen sie mich noch auf einige aktuelle Beispiele für die engen wechselseitigen Beziehungen Bayerns zu Siebenbürgen hinweisen: In der neu errichteten Schule für Heilerziehungspflege und Altenpflege in Hermannstadt im Seitenflügel des Altenheimes Carl Wolff werden Studenten unterrichtet, die Fachkenntnisse nach westlichem Standard für ihre Tätigkeit in Kinder- und Behindertenheimen in Rumänien erwerben. In Zusammenhang mit unserer grenzüberschreitenden Förderung der deutschen Minderheit weise ich auf den Ausbau des landeskirchlichen Schülerheimes in Hermannstadt hin, das in diesem Jahr mit bayerischer Unterstützung u.a. die Zahl seiner Plätze von 40 auf 50 erhöhen konnte. Besonders hervorheben möchte ich die Rumänischen Kulturtage in Bayern im Jahr 1999 und die Bayerischen Kulturtage in Rumänien im letzten Jahr. Nicht Bukarest, sondern ganz bewusst Hermannstadt wurde von der Bayerischen Staatsregierung wie der Rumänischen Regierung als Veranstaltungsort gewählt, um die besonders engen Verbindungen Bayerns zu den Siebenbürger Sachsen und der deutschen Minderheit in Rumänien insgesamt zu unterstreichen, und die Kulturtage haben auch die Gründung von Städtepartnerschaften zwischen Bayern und Rumänien weiter vorangebracht. Wir sind sehr zuversichtlich, dass in kurzer Zeit die Städtepartnerschaften Landshut/Hermannstadt und Dinkelsbühl/Schässburg begründet werden können. Kontakte gibt es inzwischen auf allen Ebenen. Motor und Ideengeber sind auch hier wiederum die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und ihre lokalen Unterstützungsvereine.
Solche auf eine reiche Geschichte und alte Traditionen aufbauende Verbindungen wie zwischen Bayern und Siebenbürgen sind heute in einem zusammenwachsenden Europa wichtiger denn je. Der reiche Schatz der siebenbürgischen Kultur ist lebendiger und eindrucksvol1er Bestandteil der deutschen, der rumänischen und der europäischen Kultur. Sie zu pflegen ist die Aufgabe nicht nur unserer Generation. Es gilt, diese Aufgabe auch in Zukunft verantwortungsbewusst und mit Engagement wahrzunehmen. Dieses Bewusstsein zu unterstützen und zu fördern soll auch Aufgabe dieser Ausstellung sein.

Hartmut Singbartl

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