2. Januar 2002

Polyhistor KKK als Wegbegleiter und Wegbereiter

Der Sammelband „Karl Kurt Klein. Leben – Werk – Wirkung“, der dem bisher unerreichten siebenbürgischen Germanisten und Polyhistor Karl Kurt Klein (1897-1971) gewidmet ist, will, so der ganze Untertitel, „Stationen des Lebens, Aspekte des Werkes, Spuren der Wirkung“ sichtbar machen. Dazu dienten den drei Herausgebern Peter Motzan, Stefan Sienerth und Anton Schwob - auch sie Germanisten und Literaturhistoriker beziehungsweise -wissenschaftler - neun Beiträge großenteils bekannter Fachleute.
Waren aus Anlass des vierten Kongresses der Germanisten Rumäniens im Juni 1997 in Sinaia „die Tätigkeitsfelder Literatur- und Sprachgeschichte, Komparatistik und Literaturkritik des vielseitigen Philologen abgesteckt und untersucht“ worden, in Referaten, die für den vorliegenden Band übernommen würden, so schrieb der Bukarester Germanist George Gutu eigens hierfür eine Arbeit; vom Grazer Germanisten Anton Schwob wurde ein schon 1987 entstandener Text und von Klaus Popa ein für die wissenschaftliche Tagung im Mai 1997 in Bistritz erstellter Beitrag aufgenommen. „In ihrer Gesamtheit“, schreiben die Herausgeber in der Einführung, „dokumentieren die neun Beiträge die erstaunliche Bandbreite der Forschungsinteressen Karl Kurt Kleins, sie vertiefen das Wissen über Leistungen und Grenzen eines äußerst produktiven Gelehrten und belegen seine ungewöhnliche Wirkungsgeschichte.“
Um die Informationsbreite des Bandes anschaulich zu machen, ist die Aufzählung seiner Beitragstitel unumgänglich. Anton Schwob (Graz): „Fünf Universitäten, vier Staaten und drei Sprachen. Karl Kurt Klein als Lehrer und Forscher“; Sigurd Paul Scheichl (Innsbruck): „Karl Kurt Klein. Aspekte eines vielfältigen germanistischen Lebenswerks“; Kurt Rein (München): „Karl Kurt Klein und die Germanistik Rumäniens“; Horst Fassel (Tübingen): „Das Bild vom Anderen. Karl Kurt Kleins komparatistische Arbeiten“; George Gutu (Bukarest): „Karl Kurt Kleins Beziehungen zu rumänischen Geisteswissenschaftlern“; Stefan Sienerth (München): „Ein Tätigkeitsfeld der Überschneidungen. Karl Kurt Kleins Oszillation zwischen Literatur- und Sprachwissenschaft“; Peter Motzan (München): „Wegbegleiter und Wegbereiter. Karl Kurt Klein und die ,siebenbürgische Zeitschrift Klingsor‘ (1924-1939)“; Klaus Popa (Meschede): „Karl Kurt Klein und die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen“. Die Beiträge wurden von den Herausgebern zum Teil tiefgreifend redigiert. Darüber hinaus helfen ein „Personenregister“ und das „Verzeichnis der Mitarbeiter“ bei der Lektüre.
Wer sich des 1999 von der Schwester Karl Kurt Kleins, Hermine Pilder-Klein (1901-1997), veröffentlichten 686-Seiten-Bandes „Karl Kurt Klein. Ein Gelehrtenleben im Umbruch der Zeit“ und seiner (über)Fülle auch an privaten Lebensdaten erinnert, wird in dem vorliegenden Band sowohl eine versachlichende Ergänzung als auch ein Gegenstück erkennen. Was im respektablen Werk der Schwester nicht selten zur Familiensaga geriet - immer reizvoll und aufschlussreich - erfährt in den neun Beiträgen eine strenge Anbindung an die wissenschaftliche Arbeit KKKs. Über diese hier mehr als die Erwähnung festzuhalten, reicht der Platz nicht im entferntesten. Festgestellt sei allein der durchgehende „rote Faden“ der Texte: Neben dem Respekt der Nachgeborenen, die sich KKKs Lebenswerk methodisch annähern, wird der kritische Ton unüberhörbar. Das gebietet das Vorgehen des Wissenschaftlers. KKKs geistige Reichweite von der Beschäftigung mit der siebenbürgisch-sächsischen Siedlungsgeschichte bis hin zur Sprachwissenschaft und Literaturkritik machte gelegentliche Fehler unumgänglich; wer eine solche Summe an Arbeitsleistung erbrachte wie dieser Mann, hat den Bonus fallweisen Irrens. Selten freilich - das geht aus den Beiträgen hervor - irrte KKK in den Bereichen, die er sich wissenschaftlich erschloss. Er erlag vielmehr Fehleinschätzungen, wo es um die Bewertung zeitgenössischer Autoren oder literarischer Werke ging. Da lohnt sich das Nachlesen der Äußerungen KKKs über den Freund Heinrich Zillich oder, mehr noch, über Emil Witting u.a.
Dessen ungeachtet belegen die Beiträge dieses Bandes noch einmal die nicht nur dem Kenner längst bekannte Tatsache: Dass die Siebenbürger Sachsen in dem nach einem bewegten Leben vierundsiebzigjährig in Innsbruck verstorbenen Karl Kurt Klein, der im nordsiebenbürgischen Weißkirch das Licht der Welt erblickt hatte, die geisteswissenschaftlich am weitesten ausgreifender Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts hatten.

Hans Bergel


„Karl Kurt Klein. Leben – Werk - Wirkung. Stationen des Lebens, Aspekte des Werkes, Spuren der Wirkung.“ Herausgegeben von Peter Motzan, Stefan Sienerth und Anton Schwob. München: Verlag Südostdeutsches Kulturwerk, 2001, Reihe B: Wissenschaftliche Arbeiten. Band 87, broschiert, 219 Seiten, 21,00 Euro, ISBN 3-88356-117-7.

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