20. Januar 2002

Für Erhalt des Kulturzentrums Gundelsheim

Die Vertreter siebenbürgischer Vereine haben sich beim Jahresempfang des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates für die Beibehaltung des Kulturzentrums in Gundelsheim ausgesprochen.
Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat, das Koordinationsgremium aller sächsischen Vereine und Institutionen auf kulturellem Gebiet, hatte für den 12. Januar zu dem traditionellen Neujahrsempfang auf Schloss Horneck in Gundelsheim Vertreter kultureller, politischer und landsmannschaftlicher Organisationen eingeladen. Obwohl aufgrund der winterlichen Verhältnisse einige Geladene kurzfristig absagten, kam eine illustre Gesellschaft zusammen.
Krankheitsbedingt konnte der Vorsitzende des Kulturrates, Dr. Dr. h.c. Christoph Machat, seiner Rolle als Gastgeber nicht nachkommen. Für ihn sprang kurzfristig Dr. Konrad Gündisch ein, der mit Bravour und Schwung die Gäste begrüßte und den in angenehmer Atmosphäre verlaufenden Empfang moderierte. Er verlas auch die Grüße weiterer verhinderter Ehrengäste wie der Vorsitzenden der Deutsch-Rumänischen Parlamentariergruppe, Susanne Kastner, des Bundestagsabgeordneten Thomas Strobl, des Landtagsabgeordneten Gerd Teßmer und des Referatsleiter Wissenschaft des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, Ministerialrat Dr. Matthias Buth. In fast allen Fraktionen des Bundes- und der Landtage haben die Siebenbürger Sachsen Freunde, die die Arbeit der siebenbürgischen Kultureinrichtungen schätzen und fördern, und auf deren Hilfe man auch in schweren Zeiten – für den Standort Gundelsheim sind es solche – zählen kann. Als eine solche Freundin gab sich auch die Staatssekretärin im Sozialministerium Baden-Württemberg, Johanna Lichy, zu erkennen, die Schloss Horneck bereits zum wiederholten Male besuchte und deren Ministerium auch beim Ausbau des Pflegetraktes des Heimathauses impliziert war.
Offen oder zumindest indirekt kam die Sorge um den Erhalt der Einheit des siebenbürgischen Kulturzentrums in Gundelsheim, die wie ein Damoklesschwert über der Festversammlung hing, bei den kurzen Ansprachen zum Ausdruck. Die im Kulturrat zusammengeschlossenen Institutionen sprachen sich einhellig für die Beibehaltung des Kulturzentrums in Gundelsheim aus, das in guter sächsischer Tradition zunächst auf Eigeninitiative und durch Eigenleistung von Landsleuten entstanden sei. Dieses betonte auch der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Architekt Volker Dürr, der mit dem gesamten geschäftsführenden Bundesvorstand angereist war. Er erwähnte beispielsweise die kürzlich von Landsleuten gegründete Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, deren privat eingeworbene Mittel jetzt schon die ungenügende öffentliche Förderung zu kompensieren versuchten. Eine Umsiedlung, so betonte vor allem der Vorsitzende des „Johannes-Honterus-Vereins“ - des Schlossherrn -, Dr. Christian Phleps, sei eine Missachtung des Willens dieser Stifter und Förderer.
Der Ehrenvorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Prof. Dr. Paul Philippi, hob hervor, dass das Siebenbürgen-Forum und die Evangelische Kirche Siebenbürgens kürzlich Mitglieder im Kulturrat geworden seien und dass von dieser Mitgliedschaft eine bessere Zusammenarbeit in kulturellen Belangen über die Grenzen hinweg zu erwarten sei. Besonders nötig sei dies beispielsweise bei der Verhinderung des „Dracula-Parks“ in Schäßburg. Grüße seitens des Evangelischen Freundeskreises Siebenbürgen, des Unterstützerkreises der Evangelischen Akademie Siebenbürgen in Hermannstadt, entrichtete auch Pfarrerin Godlind Bigalke, Akademiedirektorin in Bad Boll, und informierte über die Teilinbetriebnahme des „Hans-Bernd-von-Haeften“-Hauses in Neppendorf. Sie sei zwar eine Schwäbin, aber Siebenbürgen sei ihr sehr ans Herz gewachsen.
Siebenbürgen fasziniert zunehmend auch junge Wissenschaftler, die eher zufällig auf ein entsprechendes Thema stoßen und kleben bleiben. So geschehen mit Dr. Evelin Wetter, einer Kunsthistorikerin am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Osteuropa Leipzig. Sie hielt einen Lichtbildervortrag über „Weite Wege Siebenbürgischen Silbers“. Bei der Untersuchung von Gold- und Silberschmiedarbeiten an polnischen und ungarischen Königshöfen und der Sichtung von Nachlassverzeichnissen fielen ihr die in „modo transilvano“ gestalteten sakralen oder weltliche Gegenstände auf, Zeugnis des europaweiten Renommees siebenbürgisch-sächsischer Silberschmiede-Kunst. Das Geheimnis dieses Begriffes konnte Wetter nicht restlos klären. Ihr Versuch, die Wege siebenbürgischer Silberschmiedarbeiten in Europa zu verfolgen, zeigte die Schwierigkeiten auf, ohne Meisterzeichen gekennzeichnete Objekte bei fehlender oder lückenhafter Überlieferungsgeschichte einem Schöpfer, einer Schule oder einer Herkunftsregion zuzuschreiben. Dr. Wetter hat bislang nur einen Teil des reichen Schatzes an siebenbürgischen Silberschmiedearbeiten untersuchen können, aber man darf hoffen, dass sie sich weiterhin so enthusiastisch ihrem Forschungsthema widmet.
Der Empfang klang aus bei einem Gläschen Sekt der Hausmarke „Schloss Horneck“ mit Gelegenheit zu kurzem Gespräch und gepflegter Unterhaltung.

G. B.

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