24. Februar 2002

Jubiläumskonzert der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart

Mit einem herausragenden Konzert feierte die „Siebenbürger Blasmusik Stuttgart“ (SBS) - festlich in Tracht - am 26. Januar in der Osterfeldhalle in Esslingen-Berkheim ihr 50-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass wurde eine Festschrift herausgegeben, die ebenso wie die zahlreichen Grußbotschaften Einblick in den Werdegang der Kapelle bot. Vor über 600 Besuchern spielten die Gastkapellen aus Schwäbisch Gmünd und Augsburg anschließend zum Tanz auf.
„Anders rauschen die Brunnen“, heißt es in Meschendörfers „Siebenbürgischer Elegie“. Anders rauscht und klingt auch siebenbürgische Blasmusik. Anders auch noch nach 50 Jahren außerhalb des Ursprungslandes: Einen „siebenbürgischen Sound“ der „Siebenbürger Blasmusik Stuttgart“ hört nicht nur der Kenner heraus; man hat ihr sogar von nichtsiebenbürgischer Seite empfohlen, ihn zu bewahren. Und dieses andere Rauschen führte mit dazu, dass sich die Aktiven bei ihrem Jubiläumskonzert in einen wahren Rausch spielten und dass alle Anwesenden ein rauschendes Fest erleben konnten.
Siebenbürger Blasmusik Stuttgart unter Dirigent Hans-Otto Mantsch (Erster von rechts) am 26. Januar 2002 vor der Osterfeldhalle Esslingen. Foto: Edgar Preidt
Siebenbürger Blasmusik Stuttgart unter Dirigent Hans-Otto Mantsch (Erster von rechts) am 26. Januar 2002 vor der Osterfeldhalle Esslingen. Foto: Edgar Preidt

Das kündigten schon die Klänge des Eröffnungstitels - „Festlicher Auftakt“ von Ernst Hoffmann – an, und erst recht die stürmischen Beifall auslösende, von Stefan Bretz neu instrumentierte „Siebenbürgische Fantasie“. Gerade hiermit verdeutlichte die Blaskapelle und ihr neuer Dirigent Hans-Otto Mantsch, dass sie, die sich der Pflege traditioneller Blasmusik verschrieben haben, offen für zeitgenössische Musik sind. Vor allem wenn diese, aus dem siebenbürgisch-sächsischen Liedgut schöpfend, den Zauberklang der Landschaft dieses „Land des Segens“ einfängt, in all der Feinheit seiner Schattierungen, von melodisch-dezent bis stürmisch-aufgeregt. Drei weitere musikalische Zuckerl waren allerdings nur die Umrahmung für eine Vielzahl von Grußworten und Ehrungen in diesem ersten Teil der Jubiläumsveranstaltung. Souverän führte der Vorsitzende der Blasmusik, Walther Wagner, durch das Programm, und manch ein Zuhörer staunte, dass ihm dabei wie auch bei der Begrüßung und Vorstellung der zahlreichen Ehrengäste sowie der Gastkapellen aus Augsburg und Schwäbisch Gmünd „als aktiver Posaunist nie die Puste ausgegangen ist“.
Balduin Herter, der als Vorsitzender der Gründungsversammlung vom 24. November 1951 mit einem Zinnteller geehrt wurde, beleuchtete in seiner Rede die Anfänge. Die heimatliche Tradition, wo Blasmusiker als „Adjuvanten“ ein tragendes Element nicht nur kirchlicher und weltlicher Feste, sondern des Gemeinschaftslebens überhaupt waren, ließ auch im Raum Stuttgart Musikanten zusammenkommen, als sich erste Zeichen siebenbürgisch-sächsischer Gemeinschaft zeigten. Kameradschaft, Disziplin und Stehvermögen, die Tugenden der ersten Stunde, kennzeichnen nicht nur die weißhaarigen Senioren wie Andreas Hinzel, sondern auch die jüngeren Musikanten, denen er weiterhin viel Freude und Erbauung wünschte. Viel Erfolg wünschte auch Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster in seiner Grußbotschaft.
Nach dem von Thorsten Reinau zusammengestellten Potpourri großer Werke der Romantik, bei dem die Kapelle mit einem Gefühl für zündende Einfälle und musikalische Pointen überzeugte, überbrachte der Vorsitzende der Landesgruppe, Alfred Mrass, in seinem Grußwort die Glückwünsche des Landesvorstandes, der, vom Ehrenvorsitzenden Richard Löw mit Gattin angeführt, bei der Feier gut vertreten war. Mrass unterstrich die gemeinschaftsstiftende Bedeutung der Blaskapelle als Eckpfeiler aller Veranstaltungen im Stuttgarter Raum - sei es nun in der Sängerhalle Untertürkheim oder früher im Freizeitheim Feuerbach – und weit darüber hinaus: Im Falle des Kulturaustausches innerhalb der Föderation der Siebenbürger Sachsen sogar bis in die USA. Seinen Dank an alle bisherigen Dirigenten und Musiker verband er mit dem Wunsch, dass sich weiterhin genügend junge Musiker der Blaskapelle anschließen, und dass der CD-Mitschnitt, für den er einen Scheck überreichte, als Erinnerung an diese Feier gut gelingen möge.
Umrahmt von der „Klarinettenpfeifer-Polka“ mit den Solisten Michael Artz und Rüdiger Wagner sowie vom „Tauperlen-Walzer“ von Martin Thiess überbrachte der Kreisvorsitzende Albert Reich die Grüße des Bundes der Vertriebenen (BdV) und dessen Dank für jahrelange gute Zusammenarbeit. Außerdem wurden mit den „Klosterberg-Musikanten“ aus Schwäbisch Gmünd sowie mit der „Siebenbürger Blaskapelle Augsburg“, dessen Vorsitzender Hermann Teutsch auch ein Grußwort sprach, Geschenke ausgetauscht.
Einen wahren Ohrenschmaus, der Jung und Alt in mitschwingende Begeisterung versetzte, bot die Blaskapelle mit dem „Seminaristen-Marsch“ von Martin Thies. Anschließend überreichte Alfons Knust, Kreisverbandsvertreter des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg, Ehrennadeln und Urkunden für langjährige Mitgliedschaft in einer Blaskapelle an Frieder Zimmer (20 Jahre), Herbert Daniel, Rüdiger Wagner und Walther Wagner, je 30 Jahre; Helmut Biemel, 40 Jahre sowie Mathias Göttfert, Michael Maurer je 50 Jahre. In seiner Laudatio ehrte er allerdings alle Musiker für ihren Idealismus in der Gemeinschaft und für ihre Ausdauer am Instrument. Seitens der Landsmannschaft verlieh Alfred Mrass das Silberne Ehrenwappen an Horst Gunnesch sowie Ehrenurkunden an Michael Binder als aktiven Bläser, das Geburtstagskind Hans-Otto Sill und Walther Wagner für ihr langjähriges Engagement im Vorstand sowie an den gesamten Vorstand der Blasmusik. Mit dem schmissigen Marsch „Alte Kameraden“ ging der erste Teil der Feier in mitreißenden Klängen zu Ende.
Nach einer mit vielen Begegnungen und Gesprächen ausgefüllten Pause wurde der konzertante Teil mit „Grüß Gott ihr Freunde“ von Georg Schorsch eröffnet. Die Ansage übernahm nun Gudrun Wagner und führte durch einen Strauß bunter Melodien, darunter auch „Dixie-King“ von Willi Löffler sowie das Medley „American Trail“. Dirigent Hans-Otto Mantsch leitete selbstsicher durch das anspruchsvolle Repertoire, welches sich weit über die musikalische Hausmannskost sonst üblicher Blasmusik erhob. Dazu trugen auch die virtuosen Solisten entscheidend bei: die Sänger Edgar Preidt und Helmut Biemel, die Trompetisten Richard Schorscher, Edgar Preidt und Heinz Schuster, die Posaunisten Walther Wagner, Walter Tartler und Helmut Dörner sowie Klaus Knorr, Michael Maurer und Herbert Daniel am Tenorhorn.
Das Schlusswort beinhaltete den herzlichen Dank für diese mitreißende Darbietung, Dank an die Ehefrauen der Musiker und Anerkennung für die jungen Musiker, wobei besondere Leistungen mit Blumensträußen geehrt wurden. Das großartige Finale unter Mitwirkung der Gastkapellen bot einen hörens- und sehenswerten Abschluss dieses Jubiläumskonzertes, dessen Akteuren das Publikum stehend und mit stürmisch-orkanartigem Applaus seine Reverenz erwies.
An das Konzert schloss sich nach einer kurzen Pause der gemütliche Teil des Abends an. Die Gastkapelle „Klosterberg-Musikanten“ aus Schwäbisch Gmünd spielte zum Tanz auf. Die Tanzfläche war bald schon überbelegt - was der flotten Musik zuzuschreiben war. Später wurde sie von der „Siebenbürger Blaskapelle Augsburg“ abgelöst, die mit ihrem raumfüllenden Klang die fröhliche Stimmung im Saal noch weiter anheizte. Anzumerken ist, dass sich in beiden Kapellen weibliche Musikanten einen festen Platz erobert haben.
Für alle Teilnehmer war der Abend ein mitreißendes und wohlklingendes Erlebnis. Dafür sei allen Beteiligten recht herzlich gedankt.
Eine CD mit dem Mitschnitt des Jubiläumskonzerts kann bei den Mitgliedern der SBS oder über Telefon/Fax: (07 11) 3 46 05 20, bezogen werden.

Dp.


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 3 vom 28. Februar 2002, Seite 5)

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