20. März 2002

Freundschaft zu Dinkelsbühl in 50 Jahren gewachsen

Kreisgruppe Dinkelsbühl-Feuchtwangen zog auf ihrer Hauptversammlung Bilanz - Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen kommt Brückenfunktion beim Aufbau der Partnerschaft zwischen Schäßburg und Dinkelsbühl zu - Siebenbürgerinnen gestalteten 38. Weltgebetstag der Frauen mit.
Bei der sehr gut besuchten Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe konnte der Vorsitzende Johann Schuller als Ehrengäste Dinkelsbühls Oberbürgermeister Otto Sparrer und Bürgermeisterin Hildegard Beck begrüßen. Ihre Anwesenheit belege, dass zwischen der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl und den Siebenbürger Sachsen seit Jahren ein gutes, harmonisches Verhältnis bestehe.
Sparrer hob die seit Jahren gewachsene Freundschaft zwischen Dinkelsbühl und den Sachsen hervor. Deshalb sei seine Reise mit dem Stadtrat nach Siebenbürgen im vergangenen Jahr auch ein Akt dieser Verbundenheit gewesen. Beim Ausbau der Beziehung zur künftigen Partnerstadt Schäßburg in Rumänien werde der Kreisgruppe eine wichtige Brückenfunktion zukommen. Der Oberbürgermeister dankte Schuller für sein immer großes Engagement und fügte humorvoll an, letztlich seien die Siebenbürger "in unserer Stadt der dritte Stamm". Das jährliche Pfingsttreffen sei im Dinkelsbühler Veranstaltungskalender das Großereignis schlechthin.
In seinem Jahresbericht ging Schuller auf die heutige Situation in Siebenbürgen ein. Diese habe sich zugunsten der dort noch lebenden Deutschen verändert, und es gebe heute von dort auch fast keine Auswanderung mehr. Ein Stabilisator im Zusammenleben in Rumänien sei die evangelische Kirche. Auch die von Deutschland geförderten Projekte wie Schulen trügen zum Aufschwung bei.
Zur Lage der Auswanderer in Deutschland erklärte Schuller, die Integration hier sei wohl gelungen. Für die Siebenbürger Sachsen sei es ein Vorteil, dass sie die deutsche Sprache beherrschen. Hier sei ihnen der Umstand zugute gekommen, dass es auch nach dem Krieg noch deutsche Schulen in Siebenbürgen gab. Seit 1993 sei die Rechtslage so, dass deutschstämmige Umsiedler nicht mehr automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten, sondern als Ausländer behandelt werden und in der Bundesrepublik nur ein Bleiberecht bekommen.
Der Schwerpunkt im vergangenen Jahr war wieder das Pfingsttreffen. 11 000 bis 12 000 Besucher aus aller Welt waren dabei wieder in der Wörnitzstadt. Schuller dankte der Stadt Dinkelsbühl, dass diese immer noch gerne Gastgeber für dieses Treffen sei. Weiter galt sein Dank auch allen Bürgern der Stadt für ihr Verständnis und Entgegenkommen. Schließlich gebe es wie bei jeder Großveranstaltung auch eine große Lärmbelästigung und einzelne negative Vorfälle, die sich aber auch nach Bestätigung der hiesigen Polizei in Grenzen hielten.

Erfreut zeigte sich der Vorsitzende über die Aktivitäten der Frauengruppe mit Sofia Schuster an der Spitze, des Chors unter der Leitung von Pfarrer Günther Hauptkorn und der Organisation von Maria Wellmann sowie der Kulturgruppe unter der Leitung seines Stellvertreters Horst Wellmann.
Die neu gegründete und von Doris Schuller geleitete Volkstanzgruppe hat bei ihren Auftritten immer eine große Resonanz erzielt. Die Organisation, auch bei den auswärtigen Auftritten, obliegt hier Ludwig Groffner. Interessierte Tanzpaare werden noch gerne aufgenommen. Für die etwas im Argen liegende Jugendarbeit wurden mit Elke Schuster und Benno Wellmann begeisterungsfähige Leute für einen Neuanfang gefunden, und ihnen werden von der Kreisgruppe auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt.
Ingo Weiser legte einen detaillierten Kassenbericht vor. Obwohl man im letzten Jahr etwas mehr ausgegeben als eingenommen habe, sei man zufrieden, denn man habe immer noch ein Guthaben in der Hinterhand. Kurzinfos gab es dann noch zur aktuellen Rentensituation und zum Jahresprogramm 2002.

38. Weltgebetstag der Frauen: Die Botschaft verkündete Versöhnung und Frieden

"Zur Versöhnung herausgefordert" lautete der Leitspruch des 38. Weltgebetstages, zu dem Frauen aller Konfessionen in die Dinkelsbühler St.-Pauls-Kirche und die Wassertrüdinger Stadtkirche einluden. Dass die Gottesdienstordnung heuer von rumänischen Frauen ausgearbeitet worden war, gab ihr zu Dinkelsbühl, wo zahlreiche Siebenbürger Sachsen leben, einen besonderen Bezug. Dies wurde bereits beim Betreten der Kirche deutlich, als Sofia Schuster und Maria Wellmann in ihrer siebenbürgisch-sächsischen Tracht die sehr zahlreichen Teilnehmerinnen nach altem Brauch mit Brot und Salz begrüßten.
Vier "Stimmen aus Rumänien" trugen die Anliegen der dort größtenteils unter leidvollen Bedingungen lebenden Frauen vor, eine Gesamtschau, die in dem Appell endete: "Die Erneuerung der gesamten Gesellschaft ist dringend notwendig. Die Kirchen sind aufgerufen, dabei mitzuwirken."
Auf dem Altar entzündeten Frauen ein kleines "Lichtermeer der Versöhnung" zwischen Religionen und Völkern und verkündeten Wege zu einem friedlichen Miteinander. Dieser Wille zur Freundschaft und Versöhnung kam in einer eindrucksvollen Geste zum Ausdruck, als alle Anwesenden sich, gleich einer Weintraube, um den Altar scharten, indem sie einander die rechte Hand auf die Schulter legten und gemeinsam die Fürbitten sprachen.
Maria Wellmann berichtete aus ihrer Jugend in Siebenbürgen über ihre Erinnerungen an orthodoxe Gottesdienste mit ihren weihrauchumwogten und goldglänzenden Ikonen und Mönchsgesängen ebenso wie von kirchlichen und weltlichen Bräuchen und Trachten der Siebenbürger Sachsen, die hier auch eine kleine Ausstellung aufgebaut hatten.
Anna Schenker erinnerte an ein trauriges Kapitel der Nachkriegsgeschichte, als sie mit vielen anderen Frauen zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt wurde. Besonders erschütternd war dabei ihre Feststellung, dass sie in den vielen Jahren, seit sie in Dinkelsbühl lebt, zum ersten Mal Gelegenheit erhalten habe, öffentlich über diese schreckliche Zeit zu sprechen.
Sehr gut besucht war die ökumenische Feier zum Weltgebetstag der Frauen auch in der Stadtkirche in Wassertrüdingen. Eingeführt in die Thematik wurden die Frauen von Brigitte Lösch und Irene Ritthammer. Eine gebürtige Siebenbürgerin erläuterte aus ihrer heimatlichen Sicht das Land und erklärte die gesellschaftlichen Strukturen. Besonders die Brückenschläge zwischen der orthodoxen und christlichen Religion waren ein interessanter Aspekt, der durch zweisprachige Lieder, auf rumänisch und deutsch, noch unterstrichen wurde.
Einen grandiosen Abschluss wählten die Organisatoren des Gottesdienstes: Alle Frauen versammelten sich wie eine Traube um den Altar und verließen mit dem Kanon "Lobet und preiset ihr Völker den Herrn" und besprengt mit Wasser singend das Gotteshaus. Im Anschluss an die gemeinsame Stunde trafen sich alle Teilnehmer zu einem lockeren Treffen bei rumänischen Spezialitäten im Gemeindehaus.

Georg Schuster

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