12. April 2002

"Dracula-Park" heftig umstritten

Der „Dracula-Park“ bei Schäßburg ist unter den Siebenbürger Sachsen und Vertretern der rumänischen Diaspora in Deutschland heftig umstritten. Argumente pro und kontra wurden kürzlich bei einem Vortrags- und Diskussionsabend in München ausgetauscht. In einem Schreiben an Tourismusminister Dan Matei Agathon regten die Organisatoren und Referenten an, die Kritik und Verbesserungsvorschläge in die Entwicklung des Themenparks mit einzubeziehen.
Für das Dracula-Projekt plädierte bei der Veranstaltung am 14. März im Haus des Deutschen Ostens in München Sergiu Leu, der den rumänischen Tourismusminister beim Aufbau der technischen Infrastruktur des Freizeitparks berät. Leu präsentierte das Projekt aufgrund einer Werbebroschüre des Ministeriums. Positive und negative Ideen seien gleichermaßen eine „Bereicherung“, da sie noch zwecks Verbesserung des Projektes eingebracht werden könnten, sagte Leu. Das ursprünglich groß angelegte Projekt der rumänischen Regierung sei zugunsten einer geschrumpften Bauvariante (auf einer Fläche von nur noch 20 Hektar) gewichen, das Konzept lehne sich unter anderem an die Westernstadt Pullmann City in Eging am See an. Selbst die Sachsen werden vom Dracula-Park profitieren, meinte Wienfried Senker, Geschäftsführer des Deutsch-Rumänischen Wirtschaftskreises, München, der das Vorhaben der rumänischen Regierung als zweiter Referent befürwortete.
Der Filmemacher Günter Czernetzky meldet erhebliche Bedenken gegen den „Dracula-Park“ an. Foto: Robert Sonnleitner
Der Filmemacher Günter Czernetzky meldet erhebliche Bedenken gegen den „Dracula-Park“ an. Foto: Robert Sonnleitner


Erhebliche Bedenken meldete hingegen der siebenbürgische Regisseur Günter Czernetzky an. Das Vorhaben sei zu großklotzig und von Dilettantismus geprägt, was der Redner unter anderem anhand eines konkreten Vergleichs mit dem Europa-Park Rust belegte. Czernetzky äußerte die Sorge, dass die sächsische Geschichte durch die Überbetonung des Dracula-Mythos verhöhnt und entstellt werde. Zudem könnte die mitteltalterliche Stadt durch den Massentourismus und die zu erwartenden Anhänger des Satanismus erheblichen Schaden nehmen. Schließlich regte der siebenbürgische Filmemacher an, sofern das Projekt nicht zu verhindern sei, Angebote des sanften Tourismus, des traditionellen Handwerks und niveauvolle Kulturveranstaltungen im Stile eines Open-Air-Festivals in das Vorhaben mit einzubinden.
Diskussionsabend zum Thema „Dracula-Park“ im Haus des Deutschen Ostens zu München, von links: Otto Deppner, Vorsitzender der Kreisgruppe München und Organisator des Abends, und Sergiu Leu, Berater des rumänischen Tourismusministers. Foto: Robert Sonnleitner.
Diskussionsabend zum Thema „Dracula-Park“ im Haus des Deutschen Ostens zu München, von links: Otto Deppner, Vorsitzender der Kreisgruppe München und Organisator des Abends, und Sergiu Leu, Berater des rumänischen Tourismusministers. Foto: Robert Sonnleitner.

Sehr gefühlsbetonte Äußerungen kamen aus den Reihen der rund 70 Teilnehmer. Sie kritisierten das Vorhaben aus ökologischer, wirtschaftlicher, sozialer und geschichtlicher Sicht, bekundeten aber auch Sympathie für die touristische Entwicklung Rumäniens. Otto Deppner, Vorsitzender der Kreisgruppe München der siebenbürgischen Landsmannschaft, der den Abend zum Thema „Dracula-Park“ initiiert, veranstaltet und moderiert hatte, erstellte gemeinsam mit den Referenten ein Protokoll der Veranstaltung, das kürzlich Minister Agathon überreicht wurde. Im Schreiben wird sowohl ein regelmäßiger Informationsaustausch des Ministers mit der siebenbürgischen Landsmannschaft als auch die Einbeziehung Czernetzkys in das Projekt angeregt.

S. B.


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. April 2002, Seite 4)

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