13. April 2002

Bukarest geht auf Landsmannschaften zu

Beim Ausbau seiner Beziehungen zu Deutschland will Rumänien auch die Verbindungen zu den Landsmannschaften der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben erheblich verbessern. Dies erklärte der rumänische Informationsminister Vasile Dâncu am 24. März bei Gesprächen in der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in München, zu denen Vertreter des Bayerischen Sozialministeriums sowie der Landsmannschaften der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen zusammenkamen.
Zur rumänischen Delegation gehörten der Botschafter Rumäniens in Berlin, Adrian Vierita, Unterstaatssekretär Ovidiu Gant vom Departement für Interethnische Beziehungen des Informationsministeriums, und Cornel Hirian, persönlicher Referent des Ministers. An der Aussprache beteiligten sich Barbara Stamm, Rumänien-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Ministerialrat Bruno Lischke, zuständig für grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bayerischen Sozialministerium, Vertreter der Hanns Seidel Stiftung, Bernd B. Fabritius, stellvertretender Bundesvorsitzende und Vorsitzender der Landesgruppe Bayern der siebenbürgischen Landsmannschaft, sowie Bundesvorsitzender Bernard Krastl und dessen Stellvertreter Georg Ledig seitens der Landsmannschaft der Banater Schwaben.
Rumänische Delegation bei Gesprächen in Bayern, von links: Unterstaatssekretär Ovidiu Gant, Barbara Stamm, Rumänien-Beauftragte des Freistaates, Informationsminister Vasile Dâncu, Pater Anselm, Prior des Klosters Andechs, Bernhard Krastl, Bundesvorsitzender der Banater Landsmannschaft, Adrian Vierita, Botschafter Rumäniens in Berlin, Bernd B. Fabritius, stellvertretender Bundesvorsitzender der siebenbürgischen Landsmannschaft, und Georg Ledig, stellvertretender Bundesvorsitzender der Banater Landsmannschaft.
Rumänische Delegation bei Gesprächen in Bayern, von links: Unterstaatssekretär Ovidiu Gant, Barbara Stamm, Rumänien-Beauftragte des Freistaates, Informationsminister Vasile Dâncu, Pater Anselm, Prior des Klosters Andechs, Bernhard Krastl, Bundesvorsitzender der Banater Landsmannschaft, Adrian Vierita, Botschafter Rumäniens in Berlin, Bernd B. Fabritius, stellvertretender Bundesvorsitzender der siebenbürgischen Landsmannschaft, und Georg Ledig, stellvertretender Bundesvorsitzender der Banater Landsmannschaft.

In Bukarest habe die Erkenntnis, dass nationale Minderheiten eine wichtige Brückenfunktion in den zwischenstaatlichen Beziehungen erfüllen, an Bedeutung gewonnen, betonte Dâncu. Der Minister wies darauf hin, dass die bisherigen Vertreter Rumäniens nur zögerlich auf die Landsmannschaften zugegangen seien. Schuld daran sei ein Komplex gegenüber der aus Rumänien ausgewanderten deutschen Gemeinschaft. Rumänien sei sich bewusst, dass die deutsche Minderheit in Rumänien ein Trauma erlitten habe. Deshalb kümmere sich das Land nun mit Nachdruck und großer Priorität um die bisher vernachlässigte „Diaspora“. Auch die Situation der Deutschen in Rumänien wolle die Regierung verbessern, zumal viele Versäumnisse aus der Vergangenheit wettzumachen seien. Bukarest habe daher die Haushaltsmittel für kulturelle Vorhaben der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben aufgestockt. Dâncu regte eine engere Zusammenarbeit zwischen der rumänischen Regierung und den Landsmannschaften an. Ein direkter Kontakt zu ihm sei in allen diesbezüglichen Fragen möglich. Eine Liste von Vorschlägen für gemeinsame Vorhaben der rumänischen Regierung und der Landsmannschaft soll in Kürze erarbeitet werden.

Rumänien will sich für Erhalt der Kultureinrichtungen in Gundelsheim einsetzen

Das Verhältnis der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft in Deutschland zum Herkunftsland sei trotz des oft leidvollen Schicksals „nicht von Groll und Ablehnung, sondern von der Bereitschaft zur Zusammenarbeit geprägt“, betonte der stellvertretende Bundesvorsitzende Bernd Fabritius. Er sprach die Brückenfunktion der Landsmannschaft an, die unter anderem das öffentliche Meinungsbild Rumäniens in Deutschland positiv beeinflussen könne. Von rumänischer Seite sei Unterstützung beim Erhalt der Einrichtungen der deutschen Minderheit sowie der Kulturgüter in Rumänien erwünscht. Als wichtige Anliegen der Landsmannschaften wurden zudem die Rückgabe von enteignetem gemeinschaftlichem Eigentum, den freien Zugang zu den Matrikelbüchern in den rumänischen Staatsarchiven sowie die Verwirklichung eines Dokumentationsprojektes des Kulturgutes der Banater Schwaben erwähnt, berichtet die Banater Post.
Unterstaatssekretär Ovidiu Gant, der bis vor kurzem Direktor des Temeswarer Lenaugymnasiums war, unterstrich den hohen Stellenwert der deutschen Schulen in Rumänien und die von staatlicher Seite unternommenen Bemühungen, den Deutschunterricht weiter zu fördern. Hinsichtlich der Restitutionsproblematik bezeichnete Gant das DFDR als legitimen Nachfolger der deutschen Gemeinschaft in Rumänien. Diese Sichtweise wurde von Fabritius bestätigt, der darauf hinwies, dass alle Bemühungen der Landsmannschaft zu Themen in Siebenbürgen in enger Absprache mit Vertretern der Gemeinschaft vor Ort, namentlich des Forums und der Kirche, erfolgten.
Botschafter Vierita will sich als Vertreter des rumänischen Staatspräsidenten in Deutschland für den Erhalt der siebenbürgischen Kultureinrichtungen in Gundelsheim am Neckar einsetzen und diese zum politischen Thema machen. Vierita erbat dazu eine ausführliche Dokumentation über Gundelsheim.

Brückenfunktion der Siebenbürger Sachsen gewürdigt

Barbara Stamm verwies auf die vorbildliche Brückenfunktion, die die Landsmannschaften, vor allem jene der Siebenbürger Sachsen, in den bilateralen Beziehungen zu Rumänien wahrnehmen. Sie begrüßte es, dass die Bukarester Regierung dieses Engagement nun zur Kenntnis nehme und eine engere Zusammenarbeit mit den Landsmannschaften anstrebe. Als Rumänien-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung sicherte sie weitere Unterstützung für deutsche Schulen und Kindergärten zu. Ein im vergangenen Jahr angelaufenes Hospitationsprogramm für Kindergärtnerinnen aus dem Banat und Siebenbürgen werde in diesem Sommer fortgesetzt. Das Projekt wird übrigens von den Landesgruppen Bayern der siebenbürgischen und Banater Landsmannschaften unterstützt.
Großes Interesse zeigte die rumänischen Seite für das vom bayerischen Sozialministerium geförderte Programm für Jugendbegegnungen, Jugendausbildung und Tourismus, für dessen Verwirklichung sich Ministerialrat Bruno Lischke vom bayerischen Sozialministerium besonders einsetzt. Unterstaatssekretär Gant regte an, auf diesem Gebiet verstärkt zusammenzuarbeiten und plädierte für die Ausarbeitung eines gemeinsamen rumänisch-bayerischen Konzeptes bezüglich des Jugendtourismus.
Die Vertreter der Landsmannschaften begrüßten die Bereitschaft der rumänischen Regierung zu einer verbesserten Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit in Rumänien und mit den Landsmannschaften in Deutschland. Als Geschenk überreichte der stellvertretende Bundesvorsitzende Fabritius den Bildband „Siebenbürgen im Flug“ an Informationsminister Dâncu, der als erster rumänischer Minister die landsmannschaftliche Bundesgeschäftsstelle in der Münchner Karlstraße besuchte.

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. April 2002, Seite 3)

Die Teilnehmer des Gesprächs in der landsmannschaftlichen Geschäftsstelle zu München, von links: Botschafter Adrian Vierita, Unterstaatssekretär Ovidiu Gant, Barbara Stamm, Rumänien-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, Bernd Fabritius, stellvertretender Bundesvorsitzender der siebenbürgischen Landsmannschaft, Informationsminister Vasile Dâncu, Luise Schifter-Popescu von der Hanns-Seidel-Stiftung, Bernhard Krastl, Bundesvorsitzender der Banater Landsmannschaft, Ministerialrat Bruno Lischke vom bayerischen Sozialministerium und Georg Ledig, stellvertretender Bundesvorsitzender der Banater Landsmannschaft. Foto: Banater Post.
Die Teilnehmer des Gesprächs in der landsmannschaftlichen Geschäftsstelle zu München, von links: Botschafter Adrian Vierita, Unterstaatssekretär Ovidiu Gant, Barbara Stamm, Rumänien-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, Bernd Fabritius, stellvertretender Bundesvorsitzender der siebenbürgischen Landsmannschaft, Informationsminister Vasile Dâncu, Luise Schifter-Popescu von der Hanns-Seidel-Stiftung, Bernhard Krastl, Bundesvorsitzender der Banater Landsmannschaft, Ministerialrat Bruno Lischke vom bayerischen Sozialministerium und Georg Ledig, stellvertretender Bundesvorsitzender der Banater Landsmannschaft. Foto: Banater Post.

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