25. April 2002

Mathias Buth: "Der weite Mantel Deutschland"

Die Textsammlung "Der weite Mantel Deutschland" von Matthias Buth, meint die durch die deutsche Sprache gegebene Identität der über Europa verteilten Deutschen. Fünffach gegliedert, handelt es sich um über dreißig Einführungen zu Buch- oder Gemäldeausstellungen, Ansprachen bei Preisverleihungen, Tagungseröffnungen, Zeitungsartikel, Geburtstagswürdigungen und Ähnliches.
Der weite Mantel Deutschland. Sprache und Identität
Der weite Mantel Deutschland. Sprache und Identität


Nicht allein Leipzig also und Wuppertal, sondern ebenso Böhmen, Siebenbürgen, Danzig, Posen, das Banat oder Pannonien sind für den 1951 in Wuppertal-Elberfeld geborenen Juristen im Zeichen der "Pax Europaea" Landschaften, deren deutscher Anteil allemal auch das Interesse des Binnen- oder Bundesdeutschen verdient. Buth ist beim "Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien beim Bundeskanzler" beschäftigt, wie der schwerfällige Titel dieser in den letzten Jahren für viel Unruhe - und bei den seit Jahrzehnten mit dem deutschen Kulturerbe in Ost- und Südosteuropa befassten Einrichtungen auch Unzufriedenheit - sorgenden Behörde lautet. Buth hat sich in den östlichen und südöstlichen Regionen mit deutschen Kulturakzenten einigermaßen umgesehen und ist auch bei unterschiedlichen öffentlichen Anlässen immer wieder in Erscheinung getreten.
Nicht zuletzt diesem Umstand verdankt ein Teil der in diesem Band enthaltenen Aufsätze ihr Entstehen. "Gelegenheits"-Texte könnte man sagen, so wenn Buth dem ehemaligen Vorsitzenden des "Südostdeutschen Kulturwerks", Erzähler und Übersetzer Franz Hutterer unter dem Titel "Der pannonische Wandersmann" zum 75. Geburtstag die Laudatio schreibt, wenn er zur Verleihung des Nikolaus-Lenau-Preises 1994, 1996, 1997, 1998 oder zur Eröffnung der Tagung "Aufbruch in die Moderne. Wechselbeziehungen und Kontroversen in der deutschsprachigen Literatur um die Jahrhundertwende im Donauraum" 1997 in Fünfkirchen in Ungarn spricht, wenn er 1999 in München die Tagung "Deutsche Literatur in Rumänien und das 'Dritte Reich'" eröffnet und 1999 in Schäßburg einen Vortrag beim internationalen Kolloquium zur Dokumentation siebenbürgisch-deutschen Kulturgutes hält.
In der Fixierung auf den konkreten Anlass liegt der Reiz der meisten der flüssig und gefällig geschriebenen Kurztexte, deren journalistische Vortragsnote unübersehbar ist. Stimmungen und Orientierungen des Augenblicks sind in ihnen wie in Miniaturbrennspiegeln eingefangen, Tendenzen des Tages sichtbar gemacht und die gerade herrschende Vokabel angewendet. In die Tiefe lotende und die angesprochenen Themen wie Probleme gründlich durchmessende, systematisierende Absicht darf schon der Kürze wegen nicht von ihnen gefordert werden. Doch erhellen sie mit Schlaglichtern aktuelle kulturpolitische Situationen und holen sich aus Kultur-, Literatur-, Kunst- und Geistesgeschichte in essayistischer Freiheit der Auswahl das jeweils erforderliche Argument.
Das Siebenbürgische kommt in Matthias Buths Sammlung nicht zu kurz und die Zuneigung des Autors zu Siebenbürgen ist deutlich zu spüren. So schmückt den Buchumschlag ein stimmungsvolles Foto mit einem Straßenblick auf die Bergkirche in Schäßburg. Für den Kenner freilich liegt der Anreiz dieser Texte in der Beobachtung des Blicks, den ein Außenstehender auf seinen Gegenstand wirft.

Rolf Schebesch



Matthias Buth: Der weite Mantel Deutschland. Sprache und Identität. be.bra verlag, berlin.brandenburg 2001; Broschur, 182 Seiten, 18,00 Euro, ISBN 3-930863-89-7.

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