4. September 2022

Tag der offenen Tür in Wurmloch

Vor einem Jahr haben wir, der Vorstand der HOG Wurmloch e.V., mit den Vorbereitungen begonnen. Alle Beteiligten haben ihr Bestes gegeben und der Tag der offenen Tür in der Kirchenburg Wurmloch, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, wur­de am 6. August zu einem gelungenen Fest im Rahmen des Siebenbürgischen Kultursommers 2022.
Vor Ort waren noch ein paar Stunden Organisation und tatkräftiges Anpacken nötig. Dann war die Kirche innen abgestaubt und alle Spinnweben entfernt. Die Eingänge strahlten in ihrer alten Schönheit und die Burghüterwohnung bekam ihren Frühjahrsputz.

Am Samstagmorgen, dem 6. August, versammelten sich Dorfbewohner mit ihren heimischen Produkten vor der Ringmauer der Kirchenburg und bauten ihre Verkaufsstände auf. Auch die Damen vom Frauentreffen der Evangelischen Kirche Mediasch mit ihren Handarbeiten kamen früh angereist. Neben dem großen Eingangstor baute der Mici-Verkäufer seine Grillstation, genannt Taraba, auf und zündete die Kohlen für den Grill an. In der Kirchenburg ging es hoch her. Die Tische, welche aus dem Saal/Kulturhaus gebracht worden waren, wurden aufgestellt. Getränke und Brote mit den traditionellen Speisen: Vinete-, Boflisch-Geschmiarsel (gemahlenen Speck), Hunklich und Striezel wurden als Kostproben hergerichtet. Jeder hatte seine Aufgabe. Der bereits im Frühjahr von unseren Wurmlocher Freunden hergestellte Holundersirup sowie das gekühlte Wasser wurden aus dem Keller geholt.

Dann war es so weit. In unserer blauen Tracht konnten wir voller Stolz das Fest beginnen. Pfarrer Wolfgang Arvay, 2. Bürgermeister Filip Ioan und die 1. Vorsitzende der HOG Wurmloch e.V. Christa Beckenbauer eröffneten den Tag der offenen Tür der UNESCO-Weltkulturerbestätte in Wurmloch. Zu den heimischen Besuchern gesellten sich auch Siebenbürger Sachsen aus anderen Gemeinden und HOGs. Auch einige Dorfbewohner genossen die Atmosphäre in und um die Kirchenburg. Vor allem hat es mich gefreut, ein paar ehemalige Wurmlocher und Mortesdorfer wieder zu sehen. Das Interesse an der Kirchenburg war groß. Christa und ich machten Führungen, berichteten über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen und erzählten vom Leben der früheren Bewohnern Wurmlochs.
Tanzgruppe Mühlbach, Organisatoren und Helfer der ...
Tanzgruppe Mühlbach, Organisatoren und Helfer der HOG vor dem Nordeingang zur Kirche in Wurmloch. Foto: Werner Hintz
Als sich dann die Tanzgruppe aus Mühlbach in ihren Trachten vor dem Burgtor versammelte, konnte man eine Vorfreude spüren. Die Jugendlichen tanzten mehrere Tänze hintereinander. Die Sonne stand schon hoch, doch es machte ihnen nichts aus. Es war eine Freude, ihnen zuzusehen. Am Ende ihrer Vorführung luden sie das Publikum ein mitzutanzen. So war im Nu der Tanzplatz voll.

Danach konnten sich alle, in Erwartung der Orgelmusik, in der Kirche abkühlen und entspannen. In der musikalischen Darbietung drehte sich alles um die Liebe. Doch zu Beginn wurde das Wurmlocher Lied „As law Wormlich“ auf unserer alten Orgel gespielt. Wir, die es kannten, sangen aus voller Kehle mit. Auch die Besucher wurden eingeladen mitzusingen und erhielten dafür ein Textblatt. Die festlich geschmückte Kirche, für eine an diesem Tag stattfindende Trauung, die Klänge von Bach und Carmen von Bizet, ließen die meistens verlassene Kirche wieder aufleben. Es war ein schönes Erlebnis.

Nach der musikalischen Darbietung verweilten noch viele Besucher im Kirchhof und es entstanden interessante Gespräche. Von weitem hörte man rumänische Musiker spielen, die ihr Brautpaar zu unserer Kirche begleiteten. Es war die erwartete rumänisch-sächsische Hochzeitsgesellschaft, begleitet von rumänischen Trachtenträgern. An diesem heißen Tag war wirklich was los.

Wärend der Trauung wurde die Tanzgruppe in dem Gemeindehaus mit einer leckeren Tschorba verköstigt. Die Besucher konnten sich mit Speisen und kalten Getränke beim Mici-Stand versorgen oder sich mit dem Pferdewagen zu den Museen und zum Friedhof fahren lassen. Zahlreiche Menschen besuchten uns am HOG-Stand. Gegen 18.00 Uhr schlossen wir das Tor zur Kirchenburg. Doch der ereignisreiche Tag war noch nicht vorbei. Das Programm ging auf dem Reiterhof von Toni Bichis weiter. Beim „La Haiducu“ bekamen wir eine Show mit Pferden und Tänzen vorgeführt. Hier war ein deutlich jüngeres Publikum zu sehen. Als wären alle Kinder aus dem Dorf und der Umgebung hier versammelt. Ein schönes Bild für die Zukunft.

Mein Fazit von diesem Tag: Wir haben unser Bestes gegeben. Jeder, der bereit war mitzuhelfen, hat es von Herzen getan. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Wie ich feststellen konnte, waren viele Menschen in Wurmloch froh, dass dies Ereignis in ihrem Dorf stattfand. Die Menschen, die unser Wirken sahen und anerkannten, bedankten sich für unser Engagement. Auch diejenigen, die mitgewirkt haben, um sich vielleicht etwas dazu zu verdienen, waren von diesem Fest dieser Vielfalt begeistert. Und ich weiß, von diesen Menschen würden wir wieder Unterstützung bekommen. Dieses gemeinsame Wirken ist der eigentliche Erfolg dieses Tages. Das verbindet uns und ist wichtig für künftige gemeinsame Feste in Wurmloch. Damit wir unser kulturelles Erbe in diesem Ort mit den Menschen, denen wir unser Dorf überlassen haben, teilen. Im Großen ist es schon längst geschehen. Durch den Titel Weltkulturerbe teilen wir unsere Kirchenburg schon mit der ganzen Welt.

Im Namen des Vorstands der HOG Wurmloch e.V. bedanke ich mich bei allen, die diesen Tag ermöglicht haben, für die Zusammenarbeit: Pfarrer Arvay, 1. Bürgermeister Avram Pinte, 2. Bürgermeister Ioan Filip; den Helfern vor Ort, den Gestaltern des Programms (der Tanzgruppe Mühlbach unter der Leitung von Anamaria Dahinten, der Organistin Edith Toth und Sängerin Claudia Codreanu), den Betreibern der Verkaufsstände, Toni Bichis für die Show „La Haiducu“, Kurator Michael Weber für den Schlüssel zur Burg sowie Christa Beckenbauer und Aneta Schätzl, die das Ereignis zusammen mit mir initiiert haben.

Reinhilde Sonntag

Schlagwörter: Wurmloch, HOG, Brauchtum, Kultursommer 2022

Bewerten:

17 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.