6. September 2023

Burgfest mit Kirchweihung – Petersberger feiern Jahrhundertereignis

Nach dreijährigen Renovierungsarbeiten an Kirche und Burg in Petersberg war es am ersten Augustwochenende endlich soweit: Die Kirche konnte neu geweiht werden. Zu diesem Jahrhundertereignis luden die evangelische Kirchengemeinde in Petersberg und die HOG alle Petersberger von nah und fern zu einem zweitägigen Festprogramm mit Gottesdienst ein. Es kamen über 100 Petersberger aus Deutschland, um zusammen mit den ortsansässigen Gemeindegliedern und vielen Gästen von außerhalb zu feiern.
Pfarrer Dr. Peter Klein, Bischof Reinhart Guib ...
Pfarrer Dr. Peter Klein, Bischof Reinhart Guib und Pfarrer Ingolf Walther (von rechts nach links) vollziehen die Neuweihung der Petersberger Kirche. Foto: Werner Gohn-Kreuz
Für eine ca. 30-köpfige Delegation hatten Pfarrer Dr. Peter Klein und der HOG-Vorsitzende Manfred Binder bereits einen Tag vor Beginn der Feierlichkeiten ein buntes und interessantes Besuchsprogramm zusammengestellt. So wurde am Freitag, dem 4. August, die renovierte Alte Schule in Petersberg besichtigt, die von einem privaten Investor umgebaut wird. Auch wenn jetzt alles ganz anders aussieht – der ehemalige Schulhof mit Sportplatz präsentiert sich jetzt als englischer Garten, und im ehemaligen Chemielabor wurden ein Festsaal und zwei Apartments eingerichtet –, wurden doch Erinnerungen an die eigene Schulzeit wach. Alle waren positiv angetan von der stilvollen Umgestaltung.

In der neuen orthodoxen Kirche führte uns Priester Lică Borşan durch die große Kirche, die im Mai 2023 geweiht wurde und mit Fresko-Malereien in Blau-Rot- und Goldtönen verziert ist, und durch die kleine, unter dem Hauptgebäude befindliche Kapelle. Es folgte ein herzlicher Empfang mit Wein und Kleingebäck vor der Kirche.

Im Sitzungssaal des Rathauses wurden wir von Bürgermeister Marian Arhire empfangen, der Pfarrer Dr. Peter Klein und alle Anwesenden zur gelungenen Renovierung der evangelischen Kirche beglückwünschte. Er berichtete von geplanten städtebaulichen Projekten wie z. B. dem Ausbau der Verbindungsstraße nach Kronstadt und einem großen Bildungscampus mit vergrößerter Primarschule, Kindergarten, Sporthalle und Schwimmbad. Dieser Schritt sei zwingend erforderlich, da Petersberg beim Bevölkerungswachstum landesweit an fünfter Stelle steht. Mit einer kurzen Führung durch das Rathaus endete dieser spannende Besuchstag und der Nachmittag stand zur freien Verfügung.

Am Samstag wurde am frühen Nachmittag ein Ausflug auf den Lempesch, den Petersberger Hausberg, angeboten. Angesichts der heißen Temperaturen machte nur eine kleine Gruppe mit. Um 16.00 Uhr ging es mit einem Totengedenken auf dem evangelischen Friedhof weiter. Viele der Teilnehmer waren hierfür frühzeitig eingetroffen, weil dies auch die erste große Gelegenheit war, Bekannte und Verwandte zu treffen. Unter den Schatten spendenden Tannen begrüßte man sich freudig und es herrschte eine sehr lebendige Atmosphäre, wie auch Pfarrer Dr. Peter Klein in seiner Ansprache bemerkte. Auch die Burzenländer Blaskapelle spielte ein bisschen dynamischer als sonst. Es wurden die Namen der in den letzten zwölf Monaten Verstorbenen vorgelesen und Kränze niedergelegt.

Um 18.00 Uhr informierte Pfarrer Dr. Peter Klein alle Interessierten in der Kirche über die Renovierungsarbeiten der letzten drei Jahre. Im Anschluss an den Vortrag konnten sich die Besucher selbst ein Bild von der renovierten Kirchenburg machen. Der neue Glanz der Kirche, der Altarraum, der nicht mehr weiß gemalt wurde, sondern nun mit grün-gelb-roten Fres­ken verziert ist, die man dort gefunden hat, die intakten Fruchtkammern, der neue Rollrasen im Kirchhof – das sind nur einige Veränderungen, die mit viel Erstaunen registriert wurden.
Petersberger Chor eröffnet den Festgottesdienst, ...
Petersberger Chor eröffnet den Festgottesdienst, im Hintergrund die freigelegten Fresken. Foto: Ingeborg Binder
Danach begann das von der Petersberger Kirchengemeinde organisierte Burgfest im Zwinger. An hübsch dekorierten Bierbänken und auf alten Kirchbänken konnte man es sich gemütlich machen. Für das leibliche Wohl sorgten die Presbyter, die fleißig Mici grillten. Ihnen allen sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt! Alte Bekannte vertieften sich ins Gespräch, es herrschte eine entspannte Atmosphäre, die nach dem Essen auch noch musikalisch von den Burzenbläsern untermalt wurde.

Zum Festgottesdienst am Sonntag, dem 6. August, war die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt, als Pfarrer Dr. Peter Klein zusammen mit Bischof Reinhart Guib und dem Pfarrer der deutschen Partnergemeinde Uebigau, Ingolf Walther, sowie weiteren Pfarrern der Ökumene einzog. Viele waren dem Anlass entsprechend in Kirchentracht gekommen. Als Ehrengäste wohnten dem Gottesdienst der Petersberger Bürgermeister Marian Arhire und der deutsche Vizekonsul in Hermannstadt, Sven Christian Kunerth, bei.

Der Festgottesdienst wurde mit vier Liedern des von Ilse Abraham geleiteten Chors eröffnet, bei dem Mitglieder des Petersberger Heimatchors und des Kirchenchors gemeinsam sangen. Die Neuweihung der Kirche stand am Anfang der Liturgie und wurde von Pfarrer Dr. Peter Klein gemeinsam mit Bischof Reinhart Guib und Pfarrer Ingolf Walther vorgenommen. Es schloss sich eine ausführliche und feierliche Liturgie mit Schriftlesung in vier Sprachen (Ungarisch, Rumänisch, Tschechisch und Deutsch – ganz im Zeichen der Ökumene) und Abendmahl an. In seiner Predigt zu Salomons Traum aus dem ersten Königsbuch hob Bischof Guib den Wagemut und das Gottvertrauen der Petersberger Gemeinde hervor, die nötig waren, um sich den Traum von einer schöneren, besseren Kirche zu erfüllen. Dadurch sei die Gemeinde, seien die Petersberger von nah und fern wieder mehr zusammengerückt. Nun soll die Kirche mit Leben gefüllt werden und auch das gehe am besten im Gemeindeverband, denn „nur zusammen sind wir stark“!

Nach dem Gottesdienst wurde der gesellige Teil des Tages mit einem Musikständchen des Bläserquartetts „Die Bartscher“ auf dem Kirchhof eingeleitet, bevor es zum Mittagessen in den Gemeindesaal der orthodoxen Kirche ging. Hier wurden alle Gäste mit einem kleinen Geschenk der HOG Petersberg begrüßt: einem Multi-Tool-Kugelschreiber und der reich bebilderten Broschüre „Die Kirchenburg in Petersberg. Zeittafel und Überblick über die Baumaßnahmen“. Nach dem köstlichen Mittagessen, das auch von Blasmusik der „Bartscher“ begleitet wurde, begann ein buntes Programm mit viel Musik und Tanz.

Für große Begeisterung sorgte der Einzug der Projekttanzgruppe des Bayerischen Landesverbands in Begleitung der Blaskapelle der Kreisgruppe Landshut, unterstützt von anderen Bläsern aus Bayern. Die Projekttanzgruppe wurde von Astrid Göddert und Margot Wagner geleitet, die Blaskapelle von Otto Wellmann. Werner Kloos, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, und Kerstin Arz, Leiterin des Kulturwerks der Siebenbürger Sachsen, begleiteten die beiden Gruppen. Der Auftritt voll schwungvoller Blasmusik und flotter Tänze sorgte für eine hervorragende Stimmung im Saal, die sich bis in die Abendstunden hielt.

Das Pfarrerehepaar eröffnete nach dem kurz gehaltenen Teil der Ansprachen die Tanzfläche und es folgte ein ausgelassener Tanzabend mit der Band „Trio Saxones Plus“, die eine gelungene Mischung aus Schlagern, Evergreens und rumänischen Volksliedern darbot.

Dank einer optimalen Vorbereitung und eines professionellen Catering- und Serviceteams vor Ort verlief alles reibungslos, was auch von den Ehrengästen mit Anerkennung quittiert wurde. Bürgermeister Marian Arhire sprach anerkennend vom Erbe der Siebenbürger Sachsen in Petersberg, ein Erbe, worauf „jeder Sachse stolz sein könne“, wie er betonte. Und dieses Gefühl werden sicher auch die meisten anwesenden Petersberger am Ende dieser einzigartigen Festtage gehabt haben.

Vielen Dank für die Förderung durch das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales.

Ina Schuller

Schlagwörter: Petersberg, Kirche, Einweihung

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