8. Januar 2025

15 Jahre Weihnachtskarten für Meschner Senioren

„Wir sind verwurzelt, sagen die alten Bäume, sonst wären wir nicht“, schreibt Erhard Horst Bellermann (deutscher Dichter und Aphoristiker). Oder trifft „Alte Bäume verpflanzt man nicht“ doch besser auf unsere Landsleute, die den allergrößten Teil ihres Lebens in Siebenbürgen verbracht haben, zu?
Ein Weihnachtsgruß an alle Meschner und deren ...
Ein Weihnachtsgruß an alle Meschner und deren Freunde. Foto: Michael Roth
2009 entstand die Idee, unseren „verpflanzten“ Dorfbewohnern, die ihren 90. Geburtstag gefeiert haben, zu Weihnachten eine kleine Freude zu bereiten. Wir wussten, dass diese Generation ganz stark in unserem siebenbürgischen Heimatort verwurzelt ist und wir es eher auf der emotionalen als auf der materiellen Schiene angehen sollten. Aus den Aquarellen von Tischler Johann Bretz aus der Neugasse bastelte ich eine hochwertige Weihnachtskarte, packte die Weihnachtserinnerungen aus Meschen in einen kleinen Text und schickte dieses kleine Päckchen auf die Reise. Es war ein erster Versuch. Die Reaktionen der Empfänger ließen nicht lange auf sich warten, und wir hatten die Bestätigung: Ein schöneres Weihnachtsgeschenk kann es für diese Menschen gar nicht geben.

Danke wurde im Laufe der 15 Jahre sehr unterschiedlich gesagt. Oft war das auch für mich ein Weihnachtsgeschenk: So durfte ich mal zwei Stunden am Telefon an der Hand eines älteren Herren durch Meschen gehen, der sich als 17-Jähriger verabschieden musste und heute, 75 Jahre später, jedes Haus vor seinem geistigen Auge erlebte. Dass man auch als Metzgersohn und Nichtvegetarier fast 100 werden kann, war eine bezaubernde Beruhigungspille für mich, die mir seine Ehefrau telefonisch verabreichte, garniert mit spannenden Einblicken in ihr Leben. Auch meine letzte klassische Weihnachtskarte erreichte mich als kleines, aber schönes Dankeschön aus der Burggasse.

Mit der von Michael Roth neugestalteten Karte setzen wir diesen Weg fort und möchten auch zukünftig „kleine Freuden durch kleine Erinnerungen“ bescheren. Denjenigen, die keine Karte im Briefkasten finden, wünsche ich noch viele Weihnachtsfeste in der neuen Heimat mit Erinnerungen an „Weihnachten in Meschen“ und vor allem Gesundheit im neuen Jahr.

Hans Reinerth

Schlagwörter: Meschen, Senioren

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