26. September 2007

200-jährige Jubiläumsfeier seit Wiederaufbau der Kirche in Heldsdorf

Seit Jahrhunderten steht als „weithin sichtbares Zeichen“ inmitten der Gemeinde Heldsdorf die evangelische Kirche, ein imposanter, sakraler Bau, der für viele Heldsdorfer immer noch ein Symbol für Heimat, Tradition und Gemein­schaft ist, aber auch ein Ort, an dem Menschen Hilfe, Kraft und Unterstützung für ihr Leben erfahren konnten und können. Die Kirche war in all den Jahren der Kern des gesellschaftlichen Lebens in Heldsdorf, um den die Gemeinde als Gemein­schaft lebte, wirkte und ihr Dasein gestaltete.
Die bereits im 13. Jahrhundert als frühgotischer Bau fertig gestellte Kirche stürzte 1802 bei einem heftigen Erdbeben ein. Fünf Jahre dauerte es, bis sie neu errichtet und im Jahr 1807 wieder eingeweiht werden konnte. Zur Feier dieses Ereignisses, das nun 200 Jahre zurückliegt, reisten am Wochenende vom 24. bis 26. August ca. 260 Heldsdorfer in ihre alte Hei­mat und folgten einer Einladung, die Altkurator Karl Nikolaus schon im September 2004 beim 9. Heldsdorfer Treffen in Friedrichroda ausgesprochen hatte. Der Vorstand der Heimatgemein­schaft (HG) Heldsdorf nahm diese Einladung spontan nach dem Motto „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“ mit Freude und Be­geisterung an. Das Fest wurde von zahlreichen Helferinnen und Helfern lange im Voraus vorbereitet und nach der Tradition der Hochzeiten in Heldsdorf abgehalten. Dank dieser Vorarbeiten konnten die ca. 420 Gäste bereits am Freitagnachmittag an den festlich gedeckten Tischen im Großen Saal der Gemeinde Heldsdorf Platz nehmen.
So gut besucht wie beim Festgottesdienst am 25. ...
So gut besucht wie beim Festgottesdienst am 25. August 2007 war die evangelische Kirche in Heldsdorf seit langem nicht mehr. Foto: Ralf Sudrigean (Karpatenrundschau)
In ihrer Begrüßungsrede dankte die stellvertretende Vorsitzende der HG Heldsdorf, Heide Rose Tittes, allen, die zum Gelingen der Feier beigetragen haben. Die Identität der Siebenbürger Sachsen sei von Werten wie Freiheitsdrang, Tole­ranz, Pflicht- und Ehrgefühl, Gastfreundschaft, Geselligkeit und Humor geprägt, und es lohne sich, diese an die Kinder weiterzugeben, betonte Tittes. Bei Kaffee und traditioneller „Hank­lich“ führten die Gäste lebhafte Gespräche und besuchten anschließend altvertraute Straßen, Plätze oder Häuser. Abends feierten dann alle im Großen Saal in Heldsdorf weiter.

Restaurierte Orgel eingeweiht

Am Samstagmorgen fand sich die Gemeinde zum Festgottesdienst ein. Für die erwachsenen Gäste waren dies sehr beeindruckende Momen­te, verbinden doch die meisten wichtige und einschneidende Augenblicke und Ereignisse ihres Lebens mit dem Klang der Kirchenglocken und dem festlich geschmückten Chor mit geöffnetem Flügelaltar in der evangelischen Kirche. Der Ein­zug des Pfarrers Klaus Martin Untch aus Zeiden, zusammen mit der siebenbürgischen Tanzgruppe Heilbronn, die dem Gottesdienst in Tracht beiwohnte, wurde musikalisch von Holger Tontsch an der Trompete und Klaus Dieter Untch an der Orgel begleitet. Die Andacht wurde von Pfarrer Klaus Martin Untch und Dechant Bruno Fröhlich aus Schäßburg gestaltet und vom Kirchenchor Heldsdorf musikalisch umrahmt. Historische Daten zur Baugeschichte der evangelischen Kir­che Heldsdorf wurden von Karl-Heinz Brenndör­fer, derzeitiger Vorsitzender der HOG-Regional­gruppe Burzenland und ehemaliger Vorsitzender der HG Heldsdorf, vorgetragen. Klaus Dieter Untch stellte die neu restaurierte Orgel vor, indem er die Klangfarben ihrer Töne mit der Vielschichtigkeit einer Kirchengemeinde verglich, in der alle Menschen (Frauen, Männer, Junge, Alte, etc.) vertreten sind.
Gedenken an die Opfer von Krieg und Deportation, ...
Gedenken an die Opfer von Krieg und Deportation, von links nach rechts: Markus Nikolaus, Klara Klein (Jugendvertreter), Pfarrer Klaus Martin Untch, Hartfried Peter Depner, Pfarrer Dr. Peter Klein, Dechant Bruno Fröhlich aus Schäßburg, Altkurator Karl Nikolaus und Heide Rose Tittes.
Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Besucher am Seitenportal der Kirche, wo Hart­fried Peter Depner, Vorsitzender der Heimatge­meinschaft Heldsdorf, in einer kurzen Anspra­che aller Toten, die die Gemeinde zu beklagen hat, gedachte. Pfarrer Untch sprach ein Gebet, und zum Andenken an die Verstorbenen legten Markus Adam und Karla Klein einen Kranz am Heldendenkmal nieder.

Die Blaskapelle aus Neudorf empfing die Gäste anschließend mit altbekannten Klängen im Zelt neben dem Großen Saal. Auch während des Mit­tagessens und der Nachmittagsstunden begleitete die Blaskapelle das Fest musikalisch.

Einsatz im Rahmen der Kirche

Die Festrede anlässlich des Jubiläums hielt Hartfried Peter Depner. Er begrüßte unter den Gästen die Vertreter der politischen Gemeinde, den orthodoxen Pfarrer und die Ärzteschaft aus Heldsdorf sowie die Mitarbeiter der Presse. Er dankte für die Einladung zu diesem „denkwürdigen Ereignis“, das ein überwältigendes Echo unter den Landsleuten in Deutschland gefunden habe. Im Namen der Heimatgemeinschaft gratulierte er der evangelischen Kirche zu diesem Jubiläum und ging auf die Bedeutung der Kirche im Leben der Heldsdorfer ein. Depner hob den Wunsch der Heldsdorfer hervor, immer noch eine Gemeinde im Sinne von Gemeinschaft zu sein. Er dankte allen, die im Rahmen der Kirche über viele Jahre ihren Mitmenschen Hilfe, Kraft und Ermutigung gespendet haben, und jenen, die auch heute noch im Umkreis der Kirche tätig sind, „sie ausgestalten und für ihren Erhalt sorgen“. Als Schlusswort stand das Anliegen, die Tradition weiter zu pflegen, „die Ursprünge zu bewahren und die Inhalte lebendig zu halten“.

Als Vertreter der politischen Gemeinde Helds­dorf sprach Bürgermeister Ion Garbacea. Da das Wirken der evangelischen Kirche in den letzten 200 Jahren auch über konfessionelle Grenzen hinausging, hielt der orthodoxe Pfarrer aus Heldsdorf ebenfalls eine kurze Ansprache.

Nachmittags wurde ein kurzes kulturelles Pro­gramm geboten. Als Zeichen des gegenseitigen Respekts und des Miteinanders der beiden Natio­nalitäten im jetzigen Heldsdorf trat die rumänische Schüler- und Jugendtanzgruppe auf. Zudem zeigte die siebenbürgische Jugendtanz­gruppe Heilbronn Tänze aus ihrem Repertoire, und als Gast der rumänischen Tanzgruppe trat ein französisches Folkloreensemble auf.

Am späten Nachmittag besuchten viele das Orgelkonzert von Klaus Dieter Untch aus Zeiden und Matthias Wamser aus der Schweiz. Nach der Orgelrestaurierung im vergangenen Jahr konnten sie sich von den Wohlklängen des neu eingeweihten Instruments überzeugen und genossen die Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Daniel Croner, Franz Schubert und anderen. Unterdessen wurden reichlich selbst zubereitete Speisen aufgetragen und die Festgesell­schaft ließ es sich munden. Ein großes Danke geht an dieser Stelle an die vielen Helferinnen und Hel­fer, sei es in der Küche, beim Ge­tränkeaus­schank oder bei der Bedienung. Bis spät in die Nacht wurde zur Musik eines Alleinunterhalters aus Kronstadt gefeiert. Am Sonntagmorgen traf man sich im Saal, um beim Aufräumen zu helfen, um eine „Ciorbă“ zu genießen und sich zu verabschieden.

Für diese unvergesslichen Tage sei dem Pres­byterium Heldsdorf herzlich für die Vorarbeit und Ausrichtung des Festes gedankt. Danke sagen wir auch den Mitgliedern des Vorstandes der Heimatgemeinschaft Heldsdorf, die die Orga­nisation in Deutschland durchgeführt und Teile der Gesamtplanung übernommen haben.

Vielen Gästen war das Dabeisein bei diesem Fest sehr wichtig. Das kurze Wiederaufleben der alten Traditionen und Lebensweisen konnte den Kindern oder Partnern, die nicht in Heldsdorf aufgewachsen sind, auf diese Weise näher gebracht werden. Zufrieden, glücklich und mit neu­en wertvollen Erinnerungen im Gepäck machten sich die meisten auf den Weg, um ihr Leben in der gegenwärtigen Heimat wieder aufzunehmen.

Angelika Fenker

Schlagwörter: Burzenland, Kirche und Heimat, Heimattreffen

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