5. November 2020

Großes für Brenndorf geleistet: Nachruf auf Otto Gliebe

Otto Gliebe, Ehrenvorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf), ist am 14. Oktober 2020 im Alter von 85 Jahren in Ansbach gestorben. Er hat als Gründungsvorsitzender seit 1976 die Dorfgemeinschaft, die weltweit verstreut lebt, zusammengehalten. In mehreren Büchern und CDs hat er das wertvolle siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe und vor allem die Brenndorfer Mundart dokumentiert, um sie für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.
Otto Gliebe beim Brenndorfer Treffen 2014 in ...
Otto Gliebe beim Brenndorfer Treffen 2014 in Garching. Foto: Petra Reiner
Es sind vor allem Liebe und ein hohes Verantwortungsbewusstsein, die Otto Gliebe angetrieben haben, sich Zeit seines Lebens für seine Heimat einzusetzen. Die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte er in Honigberg, wo er am 10. November 1934 geboren wurde. Nach der politisch bedingten Flucht seiner Eltern am 23. August 1944 mit den zwei Kleinsten lebte er bei seinen Großeltern in Brenndorf. Aus der 1966 geschlossenen Ehe mit Renate Brenndörfer gingen zwei Kinder hervor: Harald und Elke, die nach der Ausreise nach Deutschland (1970) geboren wurden.

Neben seiner Familie und seinem Beruf als Werkzeugmacher entfaltete Otto Gliebe ein segensreiches Wirken für Brenndorf. Otto Gliebes ehrenamtliches Engagement begann schon 1957, als er in die Blaskapelle Brenndorf eintrat. 1958 gründete er ein fünf Mann starkes Orchester, von 1960 bis 1970 war er Kapellmeister der Blasmusik. Auch in Deutschland wirkte er in der Blaskapelle Brenndorf mit und leitete, mit Unterstützung von Georg That, von 1995 bis 2007 die Siebenbürgische Blaskapelle Ansbach.

Zu Pfingsten 1976 wurde die „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf) in Dinkelsbühl gegründet, die Otto Gliebe von der ersten Stunde bis 2003 leitete. Bei der Gründung setzte sich die Dorfgemeinschaft eine Reihe von Zielen, die allesamt erfolgreich umgesetzt wurden: alle außerhalb Brenndorfs wohnenden Landsleute zu erfassen, sie zu betreuen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und durch einen Heimatbrief die Verbindung zueinander aufrecht zu erhalten. Zudem machte sich Otto Gliebe dafür stark, dass die Hilfe für die ehemaligen Nachbarn fortgeführt und die Friedhofspflege in Brenndorf in geordnete Bahnen gelenkt werden. 1985 gab er das erste Brenndorfer Adressheft und 2000 ein Friedhofsheft heraus.

Otto Gliebe wurde mit der Goldenen Ehrennadel des HOG-Verbandes ausgezeichnet, und als er 2003 das Amt des Vorsitzenden der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ in jüngere Hände weitergab, wählten ihn die Brenndörfer einstimmig zu ihrem Ehrenvorsitzenden. Seither hat er die Geschichte und Kultur Brenndorfs vielseitig dokumentiert. Im Jahr 2010 erschien die Sammlung der Consistorial- und Presbyterialprotokolle der evangelischen Gemeinde Brenndorf von 1807 bis 2006, sechs der acht Bände hat Otto Gliebe erfasst.

Otto schrieb einmal: „Es ist Aufgabe unserer Generation, die Mundart für die zukünftigen Generationen aufzuzeichnen und zu erhalten, damit sie für die Geschichte der Siebenbürger Sachsen nicht verloren gehen.“ Diese Aufgabe hat er vorbildlich wahrgenommen. Um die Aussprache des Brenndörfer Dialektes für unsere Nachkommen zu dokumentieren, hat Otto Gliebe im Jahr 2011 die DVD „Åf der Häifzet brecht emvill. Hochzeitsbräuche aus Brenndorf“ verfasst und herausgegeben. Die positive Resonanz spornte ihn an, das „Wörterbuch der Brenndörfer Mundart“ mit dem Untertitel „Wei as Bronnɉdeufǝrn der Schnuǝwǝl gǝwuǝßǝn as“ herauszugeben. Das Buch mit 9.000 Brenndorfer Wörtern erschien Ende 2015. Es ist Otto Gliebe zu verdanken, dass Brenndorf zu den wenigen Orten Siebenbürgens gehört, die ein Wörterbuch des Ortsdialekts haben.

Seit 2013 betreute er regelmäßig eine Mundart-Seite mit lustigen Begebenheiten in den Briefen aus Brenndorf. Unter dem Titel „Gǝschichtǝn, die dǝt Liǝwǝn schriw!“ sind bisher knapp 20 Begebenheiten von Otto Gliebe erschienen, weitere 20 Episoden aus seinem Leben werden posthum veröffentlicht. Eine besondere Freude war es für ihn, zusammen mit seiner Familie im August 2016 am ersten Heimattreffen in Brenndorf und an einer aus diesem Anlass organisierten Siebenbürgenreise teilzunehmen.

„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen“, sagte Albert Schweitzer. Otto Gliebe hat viele Spuren von Liebe hinterlassen, für uns Brenndorfer ist er ein großes Vorbild, eine herausragende Persönlichkeit. Auch unter den Burzenländern war er wegen seiner Menschlichkeit, seines besonnenen und zuverlässigen Charakters sehr beliebt. Manfred Binder (Petersberg), Harald Zelgy (Nußbach) und Udo Buhn (Zeiden) haben das in Kondolenzschreiben seitens der HOG-Regionalgruppe Burzenland zum Ausdruck gebracht.

Bei der Trauerfeier am 19. Oktober auf dem Waldfriedhof in Ansbach sprach der stellvertretende Vorsitzende Hugo Thiess der trauernden Familie die herzliche Anteilnahme seitens der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ aus. Wir verlieren mit Otto Gliebe einen großen Brenndorfer und werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Verbandsleben, Brenndorf, Honigberg, Nachruf, Mundart, Burzenland

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