7. August 2021

Mit Initiativgeist und Beharrlichkeit viel erreicht: niedersächsischer Landesvorsitzender Volkmar Gerger scheidet nach 18 Jahren aus dem Amt

Volkmar Gerger gab sein Amt als Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen am 19. Juni in Hannover in jüngere Hände, an Helmuth Gaber, weiter (diese Zeitung berichtete). Neben seinem erfolgreichen 18-jährigen Wirken als Landesvorsitzender sei hier auf ein anderes Ereignis verwiesen: Am 7. August feiern Volkmar und Brigitte Gerger goldene Hochzeit. Vor genau 50 Jahren wurden sie als erstes Paar beim Standesamt in Hermannstadt in deutscher Sprache getraut.
Brigitte und Volkmar Gerger beim Großen ...
Brigitte und Volkmar Gerger beim Großen Siebenbürgerball 2020 in München.
Geboren wurde Volkmar Gerger am 30. März 1944 in Hermannstadt, wo er auch, unterbrochen durch den Militärdienst in Zalău, durchgehend gelebt hat. Hier besuchte er die Grundschule und das Lyzeum im Ursulinenkloster und Gheoghe Lazăr, wurde an der Technischen Projektantenschule Independența ausgebildet und arbeitete danach als Maschinenbautechniker. Diesen Beruf übte er nahtlos auch nach der Aussiedlung nach Deutschland im Juli 1990 aus, und zwar bei einer Metallbaufirma in Edewecht bis zur Verrentung im April 2009. Das Ehepaar Gerger lebt heute in einem Eigentumsreihenhaus in Friesoythe, hat zwei Kinder und drei Enkel.

Schon als Schüler machte Volkmar Gerger in der sächsischen Tanzgruppe mit und fand durch die kulturellen Ausfahrten mit Blaskapelle, Schauturnen, Tanzgruppe und Chor Gefallen am sächsischen Leben in all seinen Facetten. So war es für ihn selbstverständlich, gleich nach der Ausreise der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen beizutreten und an allen Festen und Veranstaltungen der Kreisgruppe Bremen teilzunehmen. Ab 1995 engagierte er sich zunächst als Kassenprüfer und von 2002 bis 2008 als stellvertretender Kreisgruppenvorsitzender. Bei der Hauptversammlung vom 30. August 2003 wurde er als Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen gewählt. Volkmar Gerger war und ist von dem Gedanken beseelt, die siebenbürgisch-sächsische Kultur und Traditionen zu bewahren und an die zukünftigen Generationen weiterzugeben. Als Vermittler zwischen den Siebenbürger Sachsen sowie den Menschen und Behörden in Niedersachsen und Bremen gilt es auch, deren Unterstützung einzuwerben. Er hat nicht nur verwaltet, damit die Landesgruppe bestens funktioniert, sondern auch gestaltet und Initiativen entwickelt, um möglichst viel für die Mitglieder zu erreichen. Zu seinen wichtigsten Unterfangen gehört der „Kleine Heimattag der Nordlichter“, ein Begegnungsfest mit Kulturprogramm in Münster, das jedes zweite Jahr stattfindet. Unter seiner Regie beantragte die Landesgruppe erstmals kulturelle Projektförderung beim Land Niedersachsen. Seither funktioniert das reibungslos. 2011 wurde das 50. Gründungsjubiläum der Landesgruppe in Hannover gefeiert. Unter den Gästen befand sich zum ersten Mal ein hohes Regierungsmitglied Niedersachsens: Innenminister Uwe Schünemann. Die Jubiläumsfeiern machten Schule und werden nun auch in vielen Kreisgruppen gefeiert. Volkmar Gerger regte in der Bundesvorstandssitzung am 4. März 2006 in Neu-Isenburg einen Erfahrungsaustausch der Landesgruppenvorsitzenden an, der seit 2006 fünf Mal stattfand: in Stuttgart, Drabenderhöhe, München, Köln und Heusenstamm.

Außergewöhnlich sind auch Gergers Dokumentationsreise mit einer niedersächsischen Delegation nach Siebenbürgen, die im Mai 2012 unter der Leitung des Aussiedlerbeauftragten Rudolf Goetz stattfand, und seine Teilnahme an einer Dokumentationsreise des Innenausschusses im Niedersächsischen Landtag im April 2016 nach Bulgarien und Rumänien.

Als besonders erfolgreich stellte sich auch das Gespräch heraus, das Volkmar Gerger anlässlich der 60-jährigen Patenschaftsfeier des Landes Nordrhein-Westfahlen für die Siebenbürger Sachsen am 10. November 2017 im Düsseldorfer Landtag mit Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, führte. Er fragte, warum unser Patenland nicht einen Kulturpreis für seine Patenkinder auslobt, so wie das das Patenland der Schlesier Niedersachsen tut. Die Ministerin antwortete: „Mal sehen, was sich machen lässt.“ Nach nicht allzu langer Zeit war die Nachricht zu lesen, dass das Land NRW 2020 zum ersten Mal den „Heimatpreis des Landes NRW für die Siebenbürger Sachsen“ vergeben werde. Die Preisvergabe wurde zwar coronabedingt verschoben, „dennoch setzt Nordrhein-Westfalen damit ein starkes Signal“, freut sich Volkmar Gerger.

Fundiertes Wissen, ein selbstbewusstes Auftreten, sein mutiges Zugehen auf Menschen, diplomatisches Geschick, Humor, aber auch Ernsthaftigkeit in der Erledigung von Aufgaben haben Volkmar Gerger viele Wege geebnet und sogar Türen geöffnet. Im März 2012 wurde er für sein ehrenamtliches und erfolgreiches Wirken mit dem goldenen Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ausgezeichnet. In der Vorstandssitzung vom 19. Juni 2021 in Hannover wurde er eingedenk seiner hervorragenden Verdienste einstimmig zum Ehrenvorsitzenden der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen gewählt.
Volkmar und Brigitte Gerger wurden als erstes ...
Volkmar und Brigitte Gerger wurden als erstes Paar in deutscher Sprache getraut, Hermannstädter Zeitung vom 13. August 1971. Foto: Fred Nuss

Vor 50 Jahren: Erste Trauung in deutscher Sprache beim Standesamt in Hermannstadt

Ganz lebendig ist die Erinnerung an ihre Trauung vor 50 Jahren. Volkmar und Brigitte Gerger waren überrascht, als Fred Nuss, Fotoreporter der Hermannstädter Zeitung, am 7. August 1971 beim Standesamt in Hermannstadt auftauchte und fragte, ob sie mit einem Zeitungsfoto einverstanden wären. Sie durften als erstes Paar von der Möglichkeit Gebrauch machen, sich in deutscher Sprache trauen zu lassen – ein besonderes Ereignis in jener Zeit. Die Trauung zelebrierte der stellvertretende Bürgermeister Hermann Schuster, der mittlerweile 83 Jahre alt ist, in Deutschland lebt und dem Ehepaar nun zur goldenen Hochzeit gratuliert.

Zum Hochzeitsjubiläum gratulieren auch die Siebenbürgische Zeitung, der Bundesvorstand und die Landesgruppe Niedersachsen/Bremen. Der neue Landesvorsitzende Helmuth Gaber würdigt Gergers Einsatz für die Belange der Siebenbürger Sachsen, seine hohe Identifikation und Leidenschaft, mit der er 18 Jahre sein Amt ausgeführt hat. Er schreibt: „Wer Volkmar kennt, hat viel zu lachen, das hängt an seiner Sprachgewalt und der schier unendlich erscheinenden Vortragskunst für Anekdoten, Witze und Lebensweisheiten. Die Amtsgeschäfte wurden mir in bester Ordnung übertragen, Volkmar steht mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Die Kreisgruppenvorsitzenden haben seinen erfolgreichen Einsatz für die siebenbürgisch-sächsischen Belange mit dem Ehrenvorsitz honoriert. Dadurch wird uns Volkmar weiterhin als Begleiter und Ratgeber zur Verfügung stehen.“

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Verbandsleben, Niedersachsen/Bremen, Gerger, Hermannstadt

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