10. Mai 2014

Lustiges Schaubild sächsischer Schulgeschichte

„Heimatgeschichtlicher Nachmittag“ hieß die Veranstaltung der Kreisgruppe Crailsheim – Schwäbisch Hall, die am Sonntag, dem 30. März, in der Turn- und Festhalle Crailsheim-Ingersheim stattfand. Sie bot neben kulturellen Darbietungen mit dem Lustspiel „Der Gänjzeleroken“ auch einen anschaulichen Einblick in ein wichtiges Ereignis unserer siebenbürgisch-sächsischen Bildungsgeschichte: die Einführung einer modernen Lehrerausbildung.
Kreisvorsitzender Reinhold Bruckner begrüßte die Anwesenden, dankte den Darbietenden und überreichte mit netten Worten kleine Präsente. Die Tanzgruppe unter der Leitung von Christa Klein-Bruckner erfreute Sinne und Herzen der Zuschauer. Erfreulich ist dabei, dass neue Paare hinzugekommen sind. Auch wenn wir keinen offiziellen Chor mehr haben, stirbt das Singen dennoch nicht aus: Ehemalige Chormitglieder, Tanz- und Theatergruppe fanden spontan zu einem Singkreis zusammen und sangen, dirigiert von Ute Hermann, mehrere Lieder, zuletzt „Af deser Iërd“ zusammen mit dem ganzen Saal. Passend zum Thema der Veranstaltung trug Annemarie Markeli das Gedicht „Mottersproch“ von Karl Gustav Reich vor.

„Der Gänjzeleroken“ von Anna Schuller-Schullerus ist ein Lustspiel mit urkomischen Situationen. Zugleich ist es aber auch eine gefühlvolle Darstellung des Übergangs vom sporadisch ausgebildeten (und durch Naturalien, der so genannten „Präbende“, nicht gerade üppig entlohnten) „Dorflehrer“ zu Lehrerinnen und Lehrern, die in von der Landeskirche geschaffenen Seminaren professionell ausgebildet wurden. In ihren Einführungsworten ging die Theaterleiterin Renate Jäger auf die hohe Bedeutung des Schulwesens bei den Siebenbürger Sachsen ein und erwähnte auch, dass eine gute deutschsprachige Ausbildung uns als Aussiedlern vielfach die Eingliederung in das hiesige Berufsleben erleichtert habe.
Die Crailsheimer Darsteller wurden mit viel ...
Die Crailsheimer Darsteller wurden mit viel Beifall belohnt, von links: Elvine Bruckner (Souff­leuse), Bernddieter Schobel, Marcel Krauss, Anneliese Pelger, Rosemarie Krauss, Gustav Krauss, Karin Schenker, Gerhard Bruckner, Mathilde Klein, Renate Jäger (Regisseurin). Foto: Christa Klein-Bruckner
Der Kantor alten Schlages, der mit viel Herz und Hingabe die Ausbildung seiner Schüler fördert, war Gerhard Bruckner wie auf den Leib geschrieben. Mathilde Klein spielte mit komödiantischem Geschick die etwas skurrile, unter dem Druck materieller Not verhärtete Kantorsfrau. Bernddieter Schobel war Mächel-Miërten, ein mit klarem Blick die neue Lehrerausbildung befürwortender Landwirt, der seinem Freund, dem Kantor, privat noch einen speziellen Dienst erwies. In anderen Rollen traten auf: Karin Schenker als Fio, die Tochter des Kantors, Gustav Krauss, Anneliese Pelger und Marcel Krauss als Kinder des Mächel-Miërten und Rosemarie Krauss als Fios Freundin.

Ja, und was ist nun ein „Gänjzeleroken“? Im „Siebenbürgisch-sächsischen Wörterbuch“, Buchstabe G, S. 338, heißt es: „Ein von den Mädchen eigens für den Günzelabend (letzter Spinnabend im Jahr, Anm. d. Verf.) hergestellter Spinnrocken, den die Burschen zerbrachen.“ Zu erwähnen sind auch die „Silberfalken“, die für gute Stimmung sorgten, indem sie den Nachmittag mit gefälligen, volkstümlichen Liedern (z.T. Eigenkomposition) begleiteten.

Die Theatergruppe Crailsheim freut sich über erhaltene Einladungen: am 11. Oktober nach Fürstenfeldbruck, am 25. Oktober nach Freiburg im Breisgau und am 8. November nach Dinkelsbühl.

Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Crailsheim, Theater, Mundart

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