6. April 2006

Ingolstädter Landsleute verkaufen Großvater und sich selbst bestens

Es gibt Menschen unter uns, die es nicht scheuen, ein Wagnis einzugehen. Etwa unsere Landsleute und Freunde aus Ingolstadt, die den Siebenbürger Sachsen im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen einen bedenkenswerten Besuch am Sonntag, dem 19. März, in der Markgrafenhalle in Schwabach abstatteten.
Ihr Wagnis? Was war es? Der wunderbare Gesang, darunter auch "Det Frahjohr es hä" oder "Das Leben gleicht dem Sommertag" und "Bleibe treu", das kraftvolle Singen unter der gekonnten Leitung eines wahren Profis Ludwig Seiverth? Nein, das haben wir ihnen zugetraut, das können sie bestens. Jedoch ein abendfüllendes Bühnenstück, den Klassiker deutscher volkstümlicher Unterhaltung "Der verkaufte Großvater" auf die Bühne zu bringen, das war ein Wagnis. Sein Autor, der in 1887 Wien geborene Anton Hamik (er starb 1943 in Graz), hat mehrere Volksstücke aus dem bäuerlichen Milieu geschaffen, die nach wie vor auf deutschen Bühnen gespielt werden. "Der verkaufte Großvater" wurde mehrere Male verfilmt, zuletzt 1998 (1955 mit Willi Milowitsch). Und nun konnten wir ihn in Schwabach bewundern - etwas siebenbürgisch-sächsisch angehaucht (es hätte ruhig mehr sein können) und voller Sprach- und Situationskomik. Daniel Zillman, Martin Hartmann, Hans Zall, Elisabeth Zikeli, Hans Menning, Gerda Bursen, Heidi Zall und Hans Schenker haben uns unter Leitung von Susanne Seiverth ewig Gültiges ins Gedächtnis gerufen und uns köstlich unterhalten. Die Handlung ist flott skizziert. Bauer Kreithofer hat dreierlei: einen unverheirateten Sohn, der bald "unter die Haube" soll, finanzielle Probleme und einen Großvater, der den ganzen Hof mit seinen Streichen in den Wahnsinn treibt. Als der reiche Haslinger, der erfahren hatte, der Großvater des armen Bauern besitze zwei Häuser, ihm das Angebot macht, den "lustigen Alten" zu kaufen, willigt er ein. Doch der Großvater ist noch listiger als der Erbschleicher und so nimmt alles ein gutes Ende für den armen Bauern, dessen Sohn dann auch noch die Tochter des reichen Bauern bekommt, und natürlich den Großvater ...

Die Kreisvorsitzende Inge Alzner (rechts im Bild) dankt dem Ingolstädter Chor und der uns erfreuenden Laienspielgruppe. Foto: Horst Göbbel
Die Kreisvorsitzende Inge Alzner (rechts im Bild) dankt dem Ingolstädter Chor und der uns erfreuenden Laienspielgruppe. Foto: Horst Göbbel

Das Stück - etwas umfangreich - strotzt vor Lachnummern und gibt bei guter Textkenntnis auch ungewöhnlich viel her. Das Publikum in Schwabach hatte allen Grund oft, oft, oft aus dem Vollen zu lachen, sich zu amüsieren und zugleich unsere allgegenwärtigen zeitlosen menschlichen Stärken und Schwächen auf Schritt und Tritt wahrzunehmen. Kein Wunder bei diesem raren Großvater, der die Magd mit einer toten Maus erschreckt und im Zirkus auf einem Elefanten reitet. Wo er auftaucht, passieren ungewöhnliche Dinge. Da fährt der Knecht zur Hochzeit seiner Schwester, die gar nicht heiratet. Da gehen heimliche Briefe hin und her, in denen von einem Reichtum geschrieben steht, von dem niemand etwas ahnt. Da findet die Haslinger Ev endlich den richtigen Mann und da werden ein Halsabschneider und seine geizige Frau, die den Großvater nach Strich und Faden umgarnen, deftig blamiert und zu besserer Einsicht gebracht. Der Großvater, der Superspitzbube, macht's möglich - und hat noch seinen Spaß dabei. Und wir Zuschauer mit ihm.

Misch Orend, unserem einfallsreichen und verlässlichen Kulturreferenten, Organisator und "Hausherr" - er führte bestens durch den erbaulichen Nachmittag und schloss diesen für unsere erfolgreichen Gäste mit einem deftigen Nachtisch als Abendbrot ab - gebührt großer Dank für seine kleinen und großen Mühen, (auch) für diese erfolgreiche Unternehmung.

Horst Göbbel


Schlagwörter: Theater, Chor

Bewerten:

2 Bewertungen: o

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.