26. Februar 2011
DVD: Flachsanbau wie „anno dazumal“
Im Zuge des Großprojektes Flachsanbau, das 2009 von Christine Klein initiiert wurde (diese Zeitung berichtete), entstand der Kurzfilm „Vom Leinsamen zum Leinen“, der seit Ende 2010 mit einer ergänzenden Broschüre im Trachtenmuseum Westerburg aufliegt. Hobbyfilmer Fritz Kümmel, der schon einige Preise gewonnen hat, begleitete das Projekt mit der Kamera und sicherte es für die Nachwelt.
Der Flachsanbau ist eine Tätigkeit, die Christine Klein schon seit ihrer Kindheit in Siebenbürgen kennt und bis zu einem gewissen Grade ausgeübt hat. Auch in Westerwald war der Flachs eine beliebte Kulturpflanze. Beiderorts war man auf ihn angewiesen, denn Flachs- und Hanffasern waren die Materialien, aus denen man traditionellerweise Kleidung und Haushaltswäsche herstellte. Als Selbstversorger verarbeitete man die Stoffe selbstverständlich per Hand. Man verwendete die hergestellten Leinengewänder aber nicht nur im privaten Gebrauch, sondern trieb auch Handel damit. Mit der Industrialisierung wurde der Flachsanbau dann aber durch Baumwolle und Kunstfasern verdrängt. Und auch dort, wo heute noch Flachs angebaut wird, also vor allem in Holland und Belgien, haben Maschinen die Handarbeit längst abgelöst.
In dem Projekt ging es darum, wie der Filmtitel schon sagt, den Flachs vom Leinsamen bis zum fertigen Leinen zu begleiten. Dabei stützte man sich auf traditionelle, überlieferte Methoden und führte alle Schritte in gemeinsamer Handarbeit durch. Das alles wurde durch die Zusammenarbeit des Museumvereins „anno dazumal“, des Naturschutzvereins aus Rodenbach und des Landwirtes Gisbert Menges ermöglicht.
Im 16-minütigen Film wird nun in schönen Bildern sehr detailliert dokumentiert, wie der Prozess vor sich ging. Dazu sprechen abwechselnd der Landwirt Gisbert Menges und Resi Gerlach. Als Zuseher und Leser der bebilderten Broschüre fühlt man sich durch die gekonnte Präsentation der einzelnen Arbeitsschritte tatsächlich in der Lage, den Flachsanbau nur mit Hilfe dieser Anleitungen selbst durchzuführen.
Man erfährt, dass der Leinsamen traditionsgemäß am hundertsten Tag nach Ostern gesät wird und dann jeweils 75 Tage braucht, um zu blühen und reif zu werden. Auch genaue Informationen zu der Ernte werden nicht ausgespart: Der Film zeigt die begeisterten Helfer, darunter auch einige Jugendliche, wie sie den Flachs danach zum Trocken, der sogenannten „Tauröste“ legen. Christine Klein legt auch selber Hand an und führt vor, wie die Samenkapseln von den Stängeln getrennt werden. Dieser Vorgang wird als Reffen bezeichnet. Bei der anschließenden Röste wird der Leim, der die Flachsfasern zusammenhält, entweder durch Hitze oder durch Einlegen in Wasser gelöst. Für das Projekt wurde der letztere Weg gewählt. Danach muss der Flachs wieder getrocknet und dann „gebrochen“ werden, damit die Fasern grob von den holzigen Halmen befreit werden. Auf Schwinge und Hechel werden dann auch die letzten Überreste beseitigt. Die langen Fasern, die die Frauen im Film nun auf Spinnrädern spinnen, sind sehr fein und erinnern kaum mehr an die grünen Flachshalme von vor der Verarbeitung. Nachdem die Fäden mit der Haspel zu Strängen gewickelt wurden, wird der Webvorgang am Webstuhl des Trachtenmuseums gezeigt.
Zum Abschluss des Filmes schlichtet Christine Klein den sonnengebleichte Leinen in ein Regal ein. Die Arbeit ist getan, das Projekt abgeschlossen. In Vergessenheit wird es trotzdem nicht so schnell geraten, denn auf vielen Mittelaltermärkten werden weiterhin praktische Vorführungen zum Flachsanbau gegeben. Das wertvolle Wissen soll Interessierten weitergegeben werden. Zu sehen wird er zum Beispiel am 17. Februar in der Volksbank Westerburg und am 18. Mai 2011 bei der Bundesgartenschau in Koblenz sein.
Das einzige Manko des Films, das sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, ist Musik, die im Gegensatz zu dem Filminhalt wenig traditionell anmutet und durch die stellenweisen E-Piano-Klänge etwas unpassend erscheint. Aber auch das ist Geschmackssache und sollte dem Anschauen dieses Filmes nicht im Wege stehen.
Die DVD „Vom Leinsamen zum Leinen“ kostet 15 Euro und ist erhältlich in Westerburg im Trachtenmuseum (Neustraße 40), bei Christine Klein, Telefon: (02663) 8854, und Hans Joachim Baumgart, Telefon: (02663) 3643, in Rothenbach bei Klaus Huber, Telefon: (02663) 7246 und Gisbert Menges, Telefon: (02663) 6591, sowie in Brandscheid bei Fritz Kümmel, Telefon: (02663) 6130.
In dem Projekt ging es darum, wie der Filmtitel schon sagt, den Flachs vom Leinsamen bis zum fertigen Leinen zu begleiten. Dabei stützte man sich auf traditionelle, überlieferte Methoden und führte alle Schritte in gemeinsamer Handarbeit durch. Das alles wurde durch die Zusammenarbeit des Museumvereins „anno dazumal“, des Naturschutzvereins aus Rodenbach und des Landwirtes Gisbert Menges ermöglicht.
Im 16-minütigen Film wird nun in schönen Bildern sehr detailliert dokumentiert, wie der Prozess vor sich ging. Dazu sprechen abwechselnd der Landwirt Gisbert Menges und Resi Gerlach. Als Zuseher und Leser der bebilderten Broschüre fühlt man sich durch die gekonnte Präsentation der einzelnen Arbeitsschritte tatsächlich in der Lage, den Flachsanbau nur mit Hilfe dieser Anleitungen selbst durchzuführen.
Man erfährt, dass der Leinsamen traditionsgemäß am hundertsten Tag nach Ostern gesät wird und dann jeweils 75 Tage braucht, um zu blühen und reif zu werden. Auch genaue Informationen zu der Ernte werden nicht ausgespart: Der Film zeigt die begeisterten Helfer, darunter auch einige Jugendliche, wie sie den Flachs danach zum Trocken, der sogenannten „Tauröste“ legen. Christine Klein legt auch selber Hand an und führt vor, wie die Samenkapseln von den Stängeln getrennt werden. Dieser Vorgang wird als Reffen bezeichnet. Bei der anschließenden Röste wird der Leim, der die Flachsfasern zusammenhält, entweder durch Hitze oder durch Einlegen in Wasser gelöst. Für das Projekt wurde der letztere Weg gewählt. Danach muss der Flachs wieder getrocknet und dann „gebrochen“ werden, damit die Fasern grob von den holzigen Halmen befreit werden. Auf Schwinge und Hechel werden dann auch die letzten Überreste beseitigt. Die langen Fasern, die die Frauen im Film nun auf Spinnrädern spinnen, sind sehr fein und erinnern kaum mehr an die grünen Flachshalme von vor der Verarbeitung. Nachdem die Fäden mit der Haspel zu Strängen gewickelt wurden, wird der Webvorgang am Webstuhl des Trachtenmuseums gezeigt.
Zum Abschluss des Filmes schlichtet Christine Klein den sonnengebleichte Leinen in ein Regal ein. Die Arbeit ist getan, das Projekt abgeschlossen. In Vergessenheit wird es trotzdem nicht so schnell geraten, denn auf vielen Mittelaltermärkten werden weiterhin praktische Vorführungen zum Flachsanbau gegeben. Das wertvolle Wissen soll Interessierten weitergegeben werden. Zu sehen wird er zum Beispiel am 17. Februar in der Volksbank Westerburg und am 18. Mai 2011 bei der Bundesgartenschau in Koblenz sein.
Das einzige Manko des Films, das sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, ist Musik, die im Gegensatz zu dem Filminhalt wenig traditionell anmutet und durch die stellenweisen E-Piano-Klänge etwas unpassend erscheint. Aber auch das ist Geschmackssache und sollte dem Anschauen dieses Filmes nicht im Wege stehen.
Die DVD „Vom Leinsamen zum Leinen“ kostet 15 Euro und ist erhältlich in Westerburg im Trachtenmuseum (Neustraße 40), bei Christine Klein, Telefon: (02663) 8854, und Hans Joachim Baumgart, Telefon: (02663) 3643, in Rothenbach bei Klaus Huber, Telefon: (02663) 7246 und Gisbert Menges, Telefon: (02663) 6591, sowie in Brandscheid bei Fritz Kümmel, Telefon: (02663) 6130.
Meike Kolck-Thudt
Schlagwörter: Rezension, DVD, Brauchtumspflege, Landwirtschaft
8 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.