25. März 2012

Dem Naturwissenschaftler Dr. Heinz Heltmann zum 80. Geburtstag

Der Name Heinz Heltmann ist vielen Lesern der Siebenbürgischen Zeitung durch seine zahlreichen biographischen Artikel über siebenbürgische Naturwissenschaftler und landeskundliche Themen bekannt. Darüber hinaus hat er sich in weiten Fachkreisen des In- und Auslandes als Botaniker und Kenner der Pflanzenwelt Mittel- und Südosteuropas, insbesondere Siebenbürgens, als Autor zahlreicher Fachartikel und Bücher sowie als Herausgeber von Tagungsbänden und wissenschaftlichen Reihen einen Namen gemacht. Seit seiner frühen Jugend lagen seine Interessen im Bereich naturwissenschaftlicher Beobachtungen und Forschungen, vor allem der Botanik, die ihn über viele Jahrzehnte hindurch beschäftigte und bis heute unter verschiedenen Aspekten Gegenstand seiner Tätigkeit geblieben ist. Aus ihr hat er viel Kraft geschöpft, die ihm auch über schwierige Zeiten hinweg geholfen hat.
In der hügeligen Landschaft des mittleren Siebenbürgen, in Schaas bei Schäßburg, wurde Heinz Heltmann am 5. März 1932 als zweiter Sohn des Lehrerehepaars Hugo A. Heltmann und Rosi, geb. Meedt geboren. Schon in seiner frühen Kindheit durchstreifte er mit seinem Vater, Rektor der Schaaser Schule und begeisterter Naturbeobachter und Jäger, die engere und weitere Umgebung der Gemeinde. So lernte er diese liebliche Landschaft mit ihren bunten Wiesen, ihren Wäldern, den Rutschungshügeln und dem Schaaser Moor kennen. Mit Eifer begann er Pflanzen zu sammeln, die er in seine erste, von seiner Großmutter als Geschenk erhaltene Pflanzenpresse einlegen und präparieren konnte. Nach dem Besuch der Grundschule in Schaas kam er elfjährig an das Bischof-Teutsch-Gymnasium (Bergschule) nach Schäßburg und in das Schülerinternat im Alberthaus am Stundturm. Als das Internat 1944 aufgelöst wurde, wohnte er über mehrere Jahre bei seiner Großmutter und kurz vor dem Abschluss im Internat des Seminars. Wie oft hat er während seiner Schulzeit die Wege durch Wald und Wiesen von Schäßburg nach Schaas genutzt, um zu Hause etwas abzuholen oder kurz vorbeizuschauen. Auf diese Weise hat er die Landschaft im weiteren Umkreis beider Ortschaften in ihrer gesamten Vielfalt genauer kennen gelernt.
Dr. Heinz Heltmann ...
Dr. Heinz Heltmann
Nach der Verstaatlichung 1948 wurde das evangelische Gymnasium aufgelöst und an seiner Stelle die „Deutsche Pädagogische Schule“ gegründet. Viele der Gymnasiasten, so auch Heinz Heltmann, setzten ihre Ausbildung in dieser Schule mit neuer Ausrichtung fort. 1951 beendete er seine Schulausbildung mit dem Lehrerdiplom. Im Anschluss zog es ihn zum Studium der Naturwissenschaften, ein Wunsch, der im Laufe seiner Gymnasial- und seiner Seminarausbildung gewachsen war und auch dem prägenden Einfluss seiner beiden Naturkundelehrer Heinrich Höhr und Eckhard Hügel zu verdanken ist. Im Herbst 1951 konnte er sich nach abgelegter Aufnahmeprüfung an der Klausenburger „Victor Babeș”-Universität einschreiben, wo er unter anderem die Vorlesungen der bekannten Professoren Akad. Emil Pop, Ioan Ciobanu, Victor Pop und Eugen Ghișa besuchte. Im botanischen Institut konnte er insbesondere vom damaligen Dozenten Ioan Pop viel lernen. Das mit Fleiß angelegte Herbarium des jungen Studenten zählte damals bereits 350 bis 400 Pflanzenbelege. 1955 schloss Heltmann sein Studium als Diplom-Biologe ab und wurde als Naturkundelehrer der 7-Klassen-Schule in Wolkendorf bei Kronstadt zugeteilt. Doch kaum hatte das Schuljahr begonnen, konnte er sich an dem von Professor Iuliu Morariu geleiteten Lehrstuhl für Botanik des Kronstädter Forstinstituts auf die Stelle eines Kustos der botanischen Sammlungen bewerben. Zwischendurch war Heltmann auch am Lehrstuhl für Dendrologie tätig, wo er zum Laborleiter ernannt wurde. In dieser Zeit beteiligte er sich an der Gestaltung eines dendrologischen Gartens beim damaligen Kronstädter Pionierpalast. Durch seine Sammel- und Forschungstätigkeit für das Institutsherbarium wurde er zu einem guten Kenner der Flora und Vegetation des Burzenlandes. Als Herbarkustos hatte er im April 1958 von der Naturschutzkommission der Akademie der Wissenschaften die Ernennung zum ehrenamtlichen Kustos für Naturschutz erhalten. In dieser ehrenamtlichen Funktion hat er sich der Erforschung der Naturschutzgebiete des Burzenlandes gewidmet und für deren Erhaltung eingesetzt. Darunter seien unter anderen das Honigberger Moor, die Zinne, der Kleine Hangestein und der Königstein genannt.

Mit seinem beruflichen Einstieg bei Professor Iuliu Morariu schien sich Heltmanns universitäre Laufbahn abzuzeichnen. Doch unerwartet wurde er auf Grund einer verleumderischen Anzeige im Zuge einer stalinistischen Säuberungsaktion im September 1958 fristlos entlassen und zur „Arbeit mit der Schaufel” verurteilt. Obwohl sich diese Anzeige als haltlos erwies und nach mancher Aufregung bereits einen Monat später rückgängig gemacht werden konnte, war die Wiederanstellung am Forstinstitut nicht möglich. Als Laborant für Naturkunde- und Chemieunterricht konnte er eine Anstellung an der Honterusschule finden. Im Schuljahr 1959 wurde er als Naturkundelehrer für Tages- und Abendkurs am Honterusgymnasium eingestellt, wo er zwei Jahre lang neben seinen naturwissenschaftlichen Fächern auch Sozialwissenschaften unterrichten musste. Seine Laufbahn als Gymnasiallehrer beendete er 1963 zugunsten einer Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Arzneipflanzenforschung – Heilpflanzenanbau und Heilpflanzenzüchtung – der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt am Hangestein (Măgurele) bei Kronstadt. Hier konnte er Forschungen an verschiedenen Heilpflanzen durchführen, deren Ergebnisse in mehrere Veröffentlichungen einflossen und auch die Grundlage waren für seine Doktorarbeit Beiträge zur Untersuchung der Biologie der Tollkirsche (Atropa belladona), der Pflanze mit dem Wirkstoff Atropin, die er 1971 an der Universität Bukarest unter Prof. Dr. Ion Tarnavschi verteidigte. 1973 übersiedelte er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er dank seiner anerkannten Leistungen auf dem Gebiet der Heilpflanzenforschung ab Mai 1974 am Institut für Pharmazeutische Biologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt war. Davor hatte er noch auf Grund eines Angebotes einer pharmzeutischen Firma für diese den Heilpflanzenanbau in Mozambique begutachtet sowie auf Madagaskar in die Wege geleitet. Bis zu seinem Renteneintritt 1996 hat er an diesem Institut vielseitig sowohl in der Lehre als auch in der Forschung gewirkt, war als Leiter praktischer Kurse in der Ausbildung der Pharmaziestudenten beteiligt, hat Diplomanden und Doktoranden bei deren Labor- und ­Geländearbeiten betreut sowie große pharmazeutisch-botanische Exkursionen ins In- und Ausland vorbereitet und durchgeführt. An letzteren beteiligt er sich ehrenamtlich auch über seine aktive Dienstzeit hinaus, da seine botanischen Fachkenntnisse sehr gefragt sind. Hervorzuheben ist auch die Betreuung des institutseigenen Heilpflanzengartens und der Gewächshäuser. Seine eigenen pharmazeutisch-botanischen Forschungen hat er in dieser Zeit auch vorangebracht und an einschlägigen Fachtagungen im In- und Ausland teilgenommen. Zu erwähnen sind Tagungen der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung in Deutschland, Holland und der Schweiz, an denen er teilweise auch organisatorisch mitbeteiligt war.

Die zahlreichen Studienfahrten mit Studenten führten in verschiedene Gebiete Deutschlands, nach Österreich, Frankreich, Schweiz, Italien, Ungarn, Tschechien, Polen, in die Baltischen Länder, mehrere auch nach Rumänien. Diese Exkursionen hatten jeweils unterschiedliche Schwerpunkte – Siebenbürgen, Bukowina mit Moldauklöstern, Dobrudscha und Donau-Delta. So konnte er seinen Studenten vieles von seinem Wissen auch aus dem südosteuropäischen Raum vermitteln. Ausführliche Exkursionsberichte legen Zeugnis ab von dieser Tätigkeit.

Brücken zwischen Siebenbürgen und Deutschland wurden auch durch Heltmanns Tätigkeit im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde geschlagen. Er war 1975 treibende Kraft und eines der Gründungsmitglieder der Sektion Naturwissenschaften, die während eines Treffens in Bonn-Bad-Godesberg mit Dr. Ernst Wagner, Dr. Arnold Huttman, Dr. Alfred Barthmus aus der Taufe gehoben wurde. Von ihrer Gründung an hatte Dr. Heltmann die Leitung der Sektion bis 1995 inne und war bis 2001 weiterhin an der Leitung mitbeteiligt. Auch wurden bald die heute zur Tradition gewordenen Märztagungen der Sektion initiiert sowie viele internationale Fachtagungen veranstaltet, bei denen Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Ungarn und Rumänien zusammenkamen. Die Ergebnisse dieser Tagungen wurden von Dr. Heltmann unter Beteiligung der Mitorganisatoren als eigene sieben Bände unter dem Titel „Naturwissenschaftliche Forschungen über Siebenbürgen” im Böhlau Verlag veröffentlicht. Hinzu kommt die Herausgabe in drei Bänden der „Ornis Siebenbürgens” von Hans Salmen, des „Reiseführer Siebenbürgen” (1993), die Mitherausgabe des „Lexikons der Siebenbürger Sachsen” (1993), des Buches „Der siebenbürgische Karpatenverein”, der Ortsmonographien von Schäßburg und Schaas u.a.m. Sein naturschutzfachlich orientiertes Debüt-Buch „Seltene Pflanzen Rumäniens“ erschien 1968 im Jugendverlag Bukarest. Bereits 1958 war er mit unterschiedlichen populärwissenschaftlichen Fachbeiträgen an die Öffentlichkeit getreten. Sie standen am Beginn einer langen Reihe von Publikationen, deren Liste derzeit insgesamt 400 Titel umfasst. Viele seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften betreffen seine Untersuchungen zum Arzneipflanzenanbau und -züchtung oder pflanzengeographisch und vegetationskundlich sowie wissenschaftsgeschichtlich orientierte Themen. Die zahlreichen Exkursionen finden ihren Niederschlag auch in seinem etwa 10000 Belege umfassenden Herbarium, das vorwiegend Pflanzen aus Siebenbürgen, aber auch anderen Landesteilen Rumäniens umfasst.

Nach acht erfüllten Jahrzehnten kann Dr. Heinz Heltmann auf eine reiche, umfassende Tätigkeit zurückblicken, die von wissenschaftlicher Arbeit, Lehre und Studentenexkursionen über Publikationen, Fachvorträge, Tagungen, Forschungsreisen bis hin zur ehrenamtlichen wissenschaftlichen Tätigkeit und sozialem Engagement eine weite Spanne umfasst. Eine solche Tätigkeit wäre ohne tatkräftigen Einsatz und Liebe zur Sache, aber nicht zuletzt auch ohne den Rückhalt in der eigenen Familie, die auf den viel beschäftigten Ehemann und Vater besonders während längerer Reisen und Tagungen oft verzichten musste, nicht möglich gewesen. Der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde wünscht Dr. Heinz Heltmann alles Gute und noch viele gesunde Jahre mit Schaffenskraft und Freude.

Erika Schneider

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