7. Juli 2013

Siebenbürgisch-sächsische Beiträge beim Siebten Köthener Sprachtag

Die 2007 gegründete Neue Fruchtbringende Gesellschaft zu Köthen/Anhalt e.V. knüpft an die Tradition der 1617 ins Leben gerufenen Fruchtbringenden Gesellschaft, der größten literarischen Gruppe des Barock, an, die ihren ersten Sitz in Köthen hatte. Der Akzent ihrer Tätigkeit liegt der Vorsitzenden Prof. Dr. Uta Seewald-Heeg, Professorin für Computerlinguistik und Fachübersetzen an der Hochschule Anhalt (FH), zufolge auf der Pflege der Literatur und insbesondere der deutschen Sprache in Öffentlichkeit, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Siebte Köthener Sprachtag fand am 21./22. Juni unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Landtages von Sachsen-Anhalt, Detlef Gürth, im Schloß Köthen zum Thema „Deutsch als Minderheitensprache“ statt.
Im Minderheitensprachraum ist die Muttersprache der Minderheit von herausragender ­Bedeutung, denn sie ist „Kampfarena“ für hegemoniale Ansprüche: Sie ist einerseits identitätsstiftend und wird deshalb – von innen sozusagen – von den Sprechern besonders gepflegt, aber sie ist andererseits auch gefährdet – von außen, von der Mehrheitssprache, der Staatssprache, die – gerade weil die Minderheitensprache Identität stiftet – bestrebt ist, diese allmählich oder gewaltsam zu verdrängen. Diese Erfahrung haben die Deutschen Rumäniens im 20. Jahrhundert zweimal gemacht: in den ersten beiden Jahrzehnten mit dem ungarischen Staat und 50 Jahre später mit dem kommunistischen Rumänien.

Neben den Vorträgen über Deutsch als Minderheitensprache in Belgien (Prof. Heinz Boullion, Universität Löwen, Belgien), Deutsch als Minderheitensprache in Dänemark (Harro Hallmann, Bund Deutscher Nordschleswiger, Apenrade, Dänemark), Deutsch als Minderheitensprache in Estland und Lettland (Dr. Eckhart Neander, Vorsitzender der Deutsch-Baltischen Gesellschaft Niedersachsens, Braunschweig), Die Sprach- und Identitätsproblematik der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen (Tobias Körfer, AGMO e.V., Bonn) hielt Dietmar-Udo Zey einen Vortrag über Deutsch als Minderheitensprache in Rumänien. Darin ging Zey, Pressereferent und Schriftführer der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, ausführlich auf die Geschichte der Besiedlung, die soziale Ordnung, die Gerichtsbarkeit Siebenbürgens und auf die Sprache ein.
Referenten beim Siebten Köthener Sprachtag im ...
Referenten beim Siebten Köthener Sprachtag im Schloß Köthen: Dietmar-Udo Zey und Freya Klein mit der Vorsitzenden Prof. Dr. Uta Seewald-Heeg (Dritte von links).
Danach stellte die aus Schirkanyen gebürtige pensionierte Gymnasiallehrerin Freya Klein (siehe „Oscarreife Theatergruppe. Fruchtbare Arbeit der siebenbürgischen Pädagogin Freya Klein“) in das Leben und die Dichtungen Adolf Meschendörfers vor, dessen Romane und Erzählungen das Ehepaar Klein in je einem Exemplar der Bibliothek der deutschen Sprache in Köthen gespendet hat. In besonderer Weise wurde Meschendörfers Einsatz als Herausgeber und Redakteur der Kulturzeitschrift Die Karpathen für die Beibehaltung der deutschen Ortsnamen und als Deutschlehrer am Honterus-Gymnasium für die Pflege der Hochsprache gewürdigt. Seine Siebenbürgische Elegie erhellte zum Abschluss des Vortrags Andersartigkeit und Gleiches der Menschen deutscher Zunge.

Schlagwörter: Sprache, Minderheiten, Tagung

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