12. August 2013

18. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival in Hermannstadt

In Zeiten finanzieller Engpässe ist es eine positive Überraschung, dass das vom 8. bis 14. Juli in Hermannstadt veranstaltete Carl-Filtsch-Wett­bewerb-Festival nun schon zum 18. Mal ausgetragen wurde. Der Wettbewerb hat seine „Volljährigkeit“ erreicht und das ermöglichte erst die großzügige Unterstützung langjähriger Sponsoren, darunter der Kreisrat Hermannstadt, das Bürgermeisteramt Hermannstadt, das Deutsche Generalkonsulat in Hermannstadt, das Haus des Deutschen Ostens München, das Münchener Musikseminar, das Demokratische ­Forum der Deutschen in Rumänien, die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung München, die Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, der Verband der Siebenbürger Sachsen und das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. Die Organisation obliegt der Hermannstädter Philharmonie unter der Leitung von deren Direktor Ioan Bojin sowie den beiden Initiatoren Peter Szaunig und Walter Krafft aus Deutschland.
Eingeschrieben hatten sich heuer 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus acht Ländern. Erstmals fand der Carl Filtsch Wettbewerb auch seinen Platz im Katalog der Alink-Argerich Foundation (Den Haag), wo alle weltweit renommierten Klavierwettbewerbe eingetragen sind. Diese Stiftung ermöglichte auch einen Empfang für alle Teilnehmer des Wettbewerbes am 11. Juli zum Kennenlernen und Erfahrungsaustausch.

Wenn in den vorangegangenen Jahren größtenteils Teilnehmer aus Russland und der Republik Moldau den Wettbewerb dominierten, so überraschten in diesem Jahr Pianisten aus Rumänien nicht nur durch ihre zahlreiche Präsenz, sondern auch durch ihr Können. Und nach jahrelanger Abwesenheit meldeten sich auch drei Hermannstädter Pianisten „zu Ton“ und erspielten sogleich Preise in allen drei Kategorien: die elfjährige Mara Bardac erhielt in der Kategorie A (bis 12 Jahre) den 3. Preis, Eduard Gheorghiță erhielt eine Belobigung in der Kategorie B (bis 16 Jahre) und Teodora Oprisiu teilte sich den 3. Preis in der Kategorie C (ab 17 Jahre) mit Manea Mihaela aus Târgoviște. Bei der Preisverleihung und der Gala der Preisträger kam leider kein Hermannstädter zu Gehör, was sehr schade war.

Stellte im Vorjahr die zweite Kategorie die stärksten Teilnehmer, so waren es in diesem Jahr die Kleinsten, die überraschten. Auf einem sehr hohen Niveau präsentierten sich die kleinen Pianisten der Kategorie A als kompakte Gruppe, aus der Bianca Florentina Stanescu durch ihre Interpretationen hervorstach und die den ersten Preis in dieser Gruppe erzielte. Leider konnte sie ihr Können beim Preisträgerkonzert nicht ganz unter Beweis stellen mit der Interpretation von Griegs „Schmetterling“. Weitere Preisträger der Kategorie A: 2. Preis: Stefan Pretuleac (Craiova, Rumänien), der auch den Carl-Filtsch Preis erhielt; 3. Preis: Gabriel Andrei Fabiani (Petroșani, Rumänien); Belobigungen: Maria Izabela Voropciuc (Satu Mare, Rumänien), Autustina Solomon (Slobozia, Rumänien) und Cristina Tomescu (Craiova). Auch zwei kleine Komponisten gab es in dieser Kategorie, allen voran die achtjährige Teodora Arabu, die zwei Eigenkompositionen präsentierte: „Beim Spiel mit meinen kleinen Schwestern“ und „Sonnenuntergang in Cordun“, wofür sie den 1. Kompositionspreis erhielt. Der 2. Kompositionspreis ging an Sebastian-Dorin Rogozan (Neumarkt am Mieresch, Rumänien).
Preisverleihung beim Carl-Filtsch-Wettbewerb, von ...
Preisverleihung beim Carl-Filtsch-Wettbewerb, von links nach rechts: Constantin Andrei Preda, Teodora Arabu, Bogdan Marian Draganescu, Demeny Balazs, Teodora Oprisor, Ana Madalina Manastireanu, Fabiani Gabriel Andrei Prcsina, Stefan Pretuleac, Sebastian-Dorin Rogozan, Mara Bardac, Bianca-Florentina Stanescu , Nikolay Evgeniev Zhelyazkov. Foto: Fred Nuss
Die Teilnehmer der Kategorie B standen im Schatten der Kategorie A und C. Den ersten Preis holte der vierzehnjährige Andrei Constantin Preda aus Roman. Den zweiten Preis erspielte der Bulgare Nikolay Evgeniev Zhelyaskov aus Ruse, der durch einen stilvoll interpretierten Mozart angenehm auffiel. Den dritten Preis teilten sich Bogdan Marian Draganescu aus Ploiești und Sophia Karshat aus Russland. Alexa Dorothya Stier aus Sathmar, eine treue Teilnehmerin dieses Wettbewerbes, Sebastian Solomon aus Slobozia, der auch den 2.

Kompositionspreis erhielt, und Andrei Sabalevich wurden mit einer Belobigung bedacht. Sabalevich erhielt auch den 1. Preis für Komposition. Der Hermannstädter Eduard Gheorghiță konnte sich auch über eine Belobigung freuen. In der Kategorie C bestach der Klausenburger Demeny Balazc durch sein souveränes, reifes und technisch kreatives Spiel. Höchste Punktzahlen sicherten ihm den eindeutigen Sieg. Die Zuhörer kamen beim Preisträgerkonzert in den Genuss der Haydn-Sonate Hob. XVI: 37 in D-Dur und Béla Bartóks Out of doors. Sein reines und klares Spiel wurde mit lang anhaltendem Applaus beim Preisträgerkonzert bedacht.
Demeny Balazs war überragender Preisträger der ...
Demeny Balazs war überragender Preisträger der dritten Altersstufe. Foto: Fred Nuss
Ana-Madalina Manastireanu aus Jassy belegte den 2. Platz und die Hermannstädterin Teodora Oprisor teilte sich den 3. Platz mit Mihaela Manea aus Târgoviște. Eine Sonderbelobigung erhielt die sehr temperamentvolle Russin Julija. Zwei weitere Belobigungen gingen an die aus Russland stammenden Desislava Bobrina und Timofey Antropov.

Zwei vom Rotary Club Hermannstadt speziell für Hermannstädter gestiftete Preise wurden von Anamaria Gindila an Mara Bardac und Teodora Oprisiu sehr zur Freude der Hermannstädter übergeben. Nicht verliehen wurde der vor zwei Jahren vom Juryvorsitzenden Peter Szaunig initiierte Preis für die Interpretation einer modernen Komposition.

Das kleine Preisträgerkonzert, organisiert von Walter Krafft, fand wie in den Vorjahren am Samstagnachmittag in Mühlbach, dem Geburtsort von Carl Filtsch, in der Evangelischen Stadtpfarrkirche statt.

Zwei Festivalkonzerte ergänzten das Wettbewerb-Festival. Am Dienstag fand ein Kammermusikabend mit Cristina Anghelescu (Violine) und Viniciu Moroianu (Klavier) statt, die Sonaten von Jean-Marie Leclair, Ludwig von Beethoven und César Franck vortrugen. Der Pianist begeisterte mit einer sensiblen Begleitung und ergänzte das Spiel der Geigerin mit seiner einfühlsamen Interpretation. Leider mussten die beiden Interpreten vor einem fast leeren Saal spielen. Am Donnerstagabend gastierte das „Siebenbürger Quartett“ im Brukenthalpalais. Leider nicht wie angesagt im Innenhof (ein paar Regentropfen trugen die Schuld), sondern in einem kleinen Saal, der vielen Interessierten keinen Platz bot. So musste manch enttäuschter Besucher kehrtmachen.

Fazit des diesjährigen Wettbewerbes: allgemein höchstes Niveau der Kleinsten, ein Ausnahmepianist in der Kategorie C, Teilnahme von Hermannstädtern. Was wird die Teilnehmer im nächsten Jahr erwarten? Laut Peter Szaunig, Vorsitzender der Jury, sollten auch Juroren aus dem westlichen Ausland herangezogen werden. Gustav Alink von der Alink-Argerich Foundation wird als Beobachter am Wettbewerb teilnehmen. Und die Preise sollten auf eine Gesamtsumme von 10 000 Euro erhöht und somit dem internationalen Niveau angeglichen werden. 2014 wird das 19. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival zwischen dem 7.-13. Juli in Hermannstadt ausgetragen.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Carl Filtsch, Wettbewerb, Hermannstadt

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