28. Oktober 2015

Von der Vision zum Strom: Karl-Heinz Brenndörfer über die Elektrifizierung des Burzenlandes

arl-Heinz Brenndörfer hat die Elektrifizierung als wichtigen Teil der Wirtschaftsgeschichte des Burzenlandes in einem neuen Buch ausführlich dokumentiert. Die Elektrifizierung Anfang des 20. Jahrhunderts war eine Pionierleistung unserer Vorfahren in einer Zeit, als die Elektrizität weltweit noch in den Kinderschuhen steckte. In der breit angelegten Dokumentation hat der Autor zahlreiche Archivunterlagen, Berichte aus der Kronstädter Zeitung zwischen 1900-1936 sowie die Erinnerungen von führenden Persönlichkeiten aus der Gründerzeit ausgewertet. Bis zu seiner Aussiedlung nach Deutschland 1982 war Brenndörfer als Energietechniker in einem Kronstädter Großbetrieb zuständig für die Verteilung der Energien und hatte damit auch Einblick in die Stromwirtschaft, die im kommunistischen Rumänien mit manchen Unzulänglichkeiten und drakonischen Sparmaßnahmen zu kämpfen hatte. Diese Erfahrung ist ebenfalls in die Dokumentation eingeflossen.
In dem 232 Seiten starken Buch geht der Autor zunächst auf die Entwicklung der Elektrizität im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts mit dem sogenannten „Krieg der Ströme“ ein und stellt den Beginn der Elektrifizierung in Siebenbürgen am Beispiel Hermannstadt und Heltau dar. In einer Tabelle werden alle Erzeugeranlagen des Burzenlandes mit Primärantrieb, Verbraucherspannung und Versorgungsbereich angeführt. Die einzelnen Ortschaften werden chronologisch nach der Errichtung bzw. Inbetriebnahme ihrer Stromanlagen beschrieben.

Im Burzenland ging der Impuls zur Elektrifizierung von den Dörfern aus. Zeiden war 1903 bereits vollständig elektrifiziert. In den Jahren 1910-1914 gab es eine regelrechte Hochkonjunktur der Elektrifizierung im Burzenland. Rosenau (1912) konnte, die große Wasserkraft aus dem Butschetsch-Gebirge nutzend, auch Neustadt, Weidenbach, Petersberg, Brenndorf und Honigberg mitversorgen. Über ein eigenes E-Werk verfügten Zeiden (1903), Heldsdorf (1909), Wolkendorf (1912) und Tartlau (1913), und so war das sächsische Burzenland bereits vor dem Ersten Weltkrieg größtenteils elektrifiziert. Ausnahme und Nachzügler war die Kreisstadt Kronstadt, die vor allem mit bürokratischen Hürden zu kämpfen hatte. In Kronstadt, mit der größten Konzentration an Industrie und Gewerbe, mussten sich die Unternehmen bis 1934 mit eigenen, teuer zu betreibenden Erzeugeranlagen behelfen.
Postkarte mit dem ersten Elektrizitätswerk in ...
Postkarte mit dem ersten Elektrizitätswerk in Rosenau, 1912
Brenndörfer zeigt in seinem Buch auf, dass in der Anfangsphase vor allem die Straßenbeleuchtung der Gemeinden vorangetrieben wurde. War diese mal eingerichtet, so war auch das Verteilernetz vorhanden und für jedermann im Ort zugänglich. Finanziert wurde die Errichtung der Elektrizitätswerke im Burzenland meist durch die Gründung von Aktiengesellschaften, die echte Volksaktiengesellschaften waren. Einige im Buch dargestellten Elektrizitätswerke funktionieren mit der damaligen Technik auch heute noch, man könnte sie als lebende Museen bezeichnen. Wenn die Elektrifizierung am Anfang einer gewissen Romantik nicht entbehrte, so wurde sie bald zu einem nicht mehr wegzudenkenden Wirtschaftsfaktor. Die reich illustrierte Dokumentation kann als Nachschlagewerk genutzt werden und eignet sich auch als Weihnachtsgeschenk.

Peter Kaufmes




Karl-Heinz Brenndörfer, „Die Elektrifizierung des Burzenlandes“, Selbstverlag Stuttgart, 232 Seiten, 64 schwarzweiße und 72 farbige Abbildungen, ISBN 978-3-00-050362-7, zu beziehen zum Preis von 17,00 Euro plus Versand bei Karl-Heinz Brenndörfer, Werner-Haas-Weg 5, 70469 Stuttgart, Tel.: (0711) 850289, E-Mail: khbrenndoerfer[ät]gmx.de, oder im Aldus-Antiquariat in Kronstadt.
Die Elektrifizierung des Burzenlandes - Von der Vision zum Strom
Karl-Heinz Brenndörfer
Die Elektrifizierung des Burzenlandes - Von der Vision zum Strom



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Schlagwörter: Burzenland, Industrie, Buchvorstellung

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