19. Juli 2022

„Multiplikatorenseminar – Gemeinsames Kultur- und Singwochenende“

Im Landesverband Bayern sind in den letzten Jahren neue Amtsträger auf Kreis- und Landesebene gewählt worden. Viele von ihnen kannten die siebenbürgischen Einrichtungen auf Schloss Horneck in Gundelsheim nicht oder nur flüchtig. Unsere „neue Heimatstube“ kennenzulernen und dafür zu sensibilisieren, war daher eines der Ziele des Seminars vom 10. bis 12. Juni. Ein weiteres Ziel war es, mit Kultur- und Singbegeisterten aus den Kreisgruppen ein gemeinsames musikalisches Repertoire für Auftritte bei kulturellen Veranstaltungen aufzubauen sowie einen Chor des Landesverbandes Bayern zu gründen. Für diese Aufgabe konnte der Landesverband den vielseitigen Musiker und Chorleiter Siegfried Krempels gewinnen.
„Multiplikatorenseminar – Gemeinsames Kultur- und ...
„Multiplikatorenseminar – Gemeinsames Kultur- und Singwochenende“. Foto: Gerlinde Zurl-Theil
Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Landesvorsitzenden Werner Kloos in Bad Rappenau und einem reichlichen Abendessen erklangen die ersten Töne. Obwohl die Tageszeit schon recht fortgeschritten war und manche Teilnehmer eine weite Anreise gehabt hatten, war der Tatendrang so groß, dass die erste gemeinsame Probe erst um 23.30 Uhr mit zwei bereits recht gut klingenden gemeinsamen Stücken endete.

Am nächsten Morgen ging es zum Schloss Horneck in Gundelsheim. Hier erwarteten uns seitens des Siebenbürgischen Museums Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins Siebenbürgisches Museum, und Dr. Markus Lörz, leitender Kurator des Museums, sowie seitens des Siebenbürgen-Instituts die Geschäftsführerin und Leiterin der Bibliothek mit Archiv Dr. Ingrid Schiel.

Das Siebenbürgische Museum

Die Führung durch das Museum erfolgte in zwei Gruppen mit Dr. Sedler bzw. Dr. Lörz. Mit mehr als 22 000 Exponaten wird hier das Kulturgut der Siebenbürger Sachsen für gegenwärtige und nachfolgende Generationen gesichert, erforscht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ursprünglich eine ehrenamtliche Initiative zur Erhaltung des siebenbürgischen Kulturguts, wurde es 1991 in ein professionell geführtes Museum umgewandelt. Einiges aus den Beständen des Museums wird in einer Dauerausstellung im Schloss Horneck gezeigt, wo ein allgemeiner Überblick über die wechselvolle Geschichte und facettenreiche Kultur der Siebenbürger Sachsen vermittelt wird. Bewunderung und großes Interesse wurde dem Schaudepot mit den Keramik-, Glas- und Textiliensammlungen entgegengebracht. Ein zusätzliches Depotgebäude außerhalb des Museums sichert die sachgerechte Lagerung des umfangreichen Museumsbestandes. Besonders wichtig sind hierbei Konservierungsutensilien wie säurefreie Kartons und Klebebänder, Seidenpapiere und -hüllen, PE-Vliesstoffe und -Kleiderhüllen und nicht zuletzt Klima und Licht in den Räumen.

Das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv

Nach der Mittagspause führte uns Dr. Ingrid Schiel durch die Siebenbürgische Bibliothek und das Archiv. Das Siebenbürgen-Institut ist in Deutschland die zentrale Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Die Arbeit besteht vor allem in Dokumentation, Forschung und Lehre sowie der Durchführung von Forschungsprojekten, Herausgabe von Publikationen und Veranstaltung von Tagungen. Bestandteil des Siebenbürgen-Instituts ist die Siebenbürgische Bibliothek mit Archiv. Hier wird alles Geschriebene und Gedruckte, die gesamte Spannweite siebenbürgischer Kulturgeschichte bis zur Gegenwart über ganz Siebenbürgen und speziell von und über die Siebenbürger Sachsen (in allen Sprachen) gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Bestände der Siebenbürgischen Bibliothek umfassen derzeit ca. 100000 Medieneinheiten. Ein großer Teil davon ist in keiner anderen deutschen Bibliothek vorhanden. Neben der Nutzung des Lesesaals besteht auch die Möglichkeit bestimmte Druckschriften auszuleihen. Interessiert folgten die Besucher auch durch die engen, verwinkelten Räume des Archivs mit rund 1 500 Regalmetern Archivalien und vielen Sondersammlungen, z. B. Landkarten, Vereins- und Verbandsarchivalien, Familienbücher, Nachlässe, persönliche Aufzeichnungen, Fotografien, Kirchenmatrikeln, Postkarten, Plakate u.v.m.

Der Tag war lang und heiß, doch eine Aufgabe wartete noch – die Probe des neuen Chors des Landesverbandes Bayern. Zu später Stunde konnte sich das Ergebnis durchaus hören lassen. Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an Siegfried Krempels.

Das Schloss

Mit den besinnlichen Worten von Christa Wandschneider, Landes- und Bundesfrauenreferentin, über die Eigenschaft der Siebenbürger Sachsen, seit ihrer Auswanderung stets unterwegs und doch verwurzelt geblieben zu sein, begingen wir den Sonntag auf Schloss Horneck. An diesem Tag galt unser Interesse dem Schloss selbst. Der Landesvorsitzende Werner Kloos begrüßte als „Schlossherrn“ Dr. Horst Müller, Vorstandsmitglied des Schlossvereins, der uns das Schloss zeigte. Die geschichtliche Führung begann im Schlosshof, wo sich viele Zeugnisse aus der Zeit des Deutschen Ordens wiederfinden und als älteste Inschrift das Jahr 1306 zu sehen ist. Das Schloss war ab 1250 jahrhundertelang Sitz des Deutschen Ordens, war Angriffsziel für Götz von Berlichingen im Bauernkrieg, auch von Bierbrauerei ist die Rede, von Kurklinik und Erholungsort für Prominente und Luftschutzkeller im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die Siebenbürger Sachsen 1960 den Hilfsverein „Johannes Honterus“, der ein Heimathaus mit Altenheim, Museum und Bibliothek einrichtete. Nach Auflösung des Hilfsvereins 2015 ermöglichte eine überwältigende Spendenaktion der Siebenbürger Sachsen den Ankauf des Schlosses durch den Verein Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V.

Heute beherbergt das Schloss das Siebenbürgische Kulturzentrum mit einem Hotelbetrieb, dem Siebenbürgischen Museum und dem Siebenbürgen-Institut. Eine Übersicht der siebenbürgischen Geschichte befindet sich im Besucherzentrum vor dem Eingang in den Jugendstilsaal. Von der Veranda mit der kunstvoll gestalteten Themenwand „Weinland Siebenbürgen – Gundelsheim“ hat man einen wundervollen Ausblick auf die Weinberge „Himmelreich“ am Neckar.

Während der Führung durch die Innenräume erläuterte Horst Müller die teils sehr umfangreichen Umbaumaßnahmen. Eines der schönsten Stücke ist die Treppe mit ihren 94 Stufen. Exemplarisch für die 25 großzügigen, denkmalgeschützten Übernachtungszimmer stellte er uns das Zimmer „Birthälm“ vor. Von den Katakomben unter dem Schloss und deren Geschichten rund um die wechselvolle Nutzung waren wir sehr beeindruckt.

Die großzügige Schlossanlage bietet für jede Gelegenheit den passenden Rahmen, als besondere Kulisse für Feiern, nicht alltägliches Ambiente für Tagungen und Vorträge, für kulturelle Veranstaltungen, Lesungen, Konzerte, stilvolle Übernachtungen u.v.m.

Gemeinsam durften wir an diesem Wochenende eine sehr informative, gesangsintensive, kulinarisch köstliche Zeit verbringen. Wir werden weiterhin dazu beitragen, dass unsere Heimatstube in der Sachsenburg Schloss Horneck noch lange Bestand hat, denn wir konnten uns davon überzeugen, dass unsere Spenden bestens angelegt sind.

Allen Beteiligten, Organisatorinnen und Organisatoren, insbesondere Christa Wandschneider, sei herzlich gedankt. Ein Dank gilt ebenfalls dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen, das das „Multiplikatorenseminar – Gemeinsames Kultur- und Singwochenende“ aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert hat.

Gerlinde Zurl-Theil

Schlagwörter: Bayern, Multiplikatoren, Seminar, Schloss Horneck, Chor

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