28. Juli 2023

Matthias Buth erhält Nikolaus Lenau-Preis für Dichtung

Anlässlich des Festivals zum 75. Jahrestag seit Bestehen der Künstlergilde e.V. zeichnet die Künstlergilde Esslingen zusammen mit der Neckar-Stadt den Dichterjuristen Matthias Buth für seine Gedicht- und Prosabände aus, in denen sich der bekannte Autor besonders der Kultur und Geschichte Rumäniens zuwendet.
Dr. Matthias Buth ...
Dr. Matthias Buth
Buth veröffentlichte seit 1973 über 20 Gedicht- und Prosasammlungen. Besonders die Bände „Der Schnee stellt seine Leiter an die Ringmauer“ sowie die Gedichtsammlungen „Weiß ist das Leopardenfell des Himmels“ und „Die weiße Pest“ – Gedichte in Zeiten der Corona sowie die Sammlung von Essays, Epigrammen und poetischen Miniaturen „Im Zwischenland“ weisen ihn als Dichter von Rang aus mit einem poetischen Blick nach Rumänien. Gedichte von ihm wurden u.a. ins Rumänische, Polnische, Türkische und Französische übersetzt und zahlreich vertont. Präsident Klaus Johannis zeichnete ihn 2020 mit dem rumänischen Kulturverdienstorden aus.

Der Preis geht an Lyriker, die eine besondere Affinität zu Lenau und zum südlichen Ostmitteleuropa haben. Der spätromantische Dichter wurde 1802 in Csastád geboren, in jenem damalig ungarischen Ort, der heute zu Rumänien gehört und „Lenauheim“ heißt, unweit von Temeswar im Banat. 2022 ging der Lenau-Preis an Reiner Kunze und zuvor u.a. an Adam Zagajewski, Karl Dedecius, Nora Gomringer, Kurt Drawert, Christian Saalberg, Karl Corino, Dieter Schlesak, Franz Hodjak.

Matthias Buth, geboren 1951 in Wuppertal, war bis Ende 2016 Justiziar im Kanzleramt bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, er gründete 2021 das „Philomena-Franz-Forum“ zur Kulturgeschichte von Sinti und Roma und publiziert Essays in der Online-Zeitschrift Faust-Kultur und im Deutschlandfunk.

Der Lenau-Preis wird am 16. September im Historischen Rathaus der Stadt Esslingen überreicht werden.

ADZ

Matthias Buth

Geh

Geh nach Wien geh nach Rom
Oder zu den anderen Städten die Dich erfinden
Nach Odessa nach Constanza wo das Heimweh zu Hause ist
Wie in Köln das nur aus Liedern besteht
Immer verliebt in den Fluss
Der alles weiß aus vergehenden Gletschern und Geröll und
Ans Meer glaubt
Der Dom hat zwei Segel gesetzt

Geh in die andere Sprache
In eine die nur Dich versteht
Aus blauer Schrift
PC-vernebelt und nah
Wie eine schnurrende Katze auf den Schenkeln
Die ihr Dasein Dir zuträumt und wärmt

Geh zum Pfarrhof von Eginald Schlattner
Ins fern-nahe Rumänien hinter den Wäldern
Es beginnt im Siebengebirge von Bonn
Geh nach Rothberg
Es ist bewohnt von beiden Sprachen
Die sie den Fenstern vorhalten damit sie leuchten
Nur sie sind da und auch sie wärmen

Das Buch auf dem Tisch liest ihn zu Ende
Der Schlüssel greift nach seiner Hand
Wenn er schläft

Schlagwörter: Dichter, Jurist, Auszeichnung

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