31. August 2023

Trauner Kulturgruppe bereichert Kulturaustausch der Föderation in den USA und Kanada

Im Rahmen des Föderationskulturaustauschs besuchte eine Kulturgruppe aus Traun in Oberösterreich vom 6.-20. Juli die USA und Kanada. Der Heimattag der Siebenbürger Sach-sen in Nordamerika wurde vom 7.-8. Juli in New Castle, Pennsylvania, in den USA gefeiert. Manfred Schuller, Bundesobmann der Siebenbürger Sachsen in Österreich, übermittelte ein Grußwort seitens der Landsleute in Europa.
Endlich war es so weit. Nach etlichen Verschiebungen und langem Warten sollte im Juli der Kulturaustausch mit den Siebenbürger Sachsen in den USA und Kanada stattfinden, und die Siebenbürger Nachbarschaft Traun bekam die Möglichkeit, mit einer Kulturgruppe teilzunehmen. Die organisatorischen Vorbereitungen für die Reise starteten bereits im Herbst 2022, um uns und vor allem auch unsere Instrumente sicher nach Übersee zu schaffen. Ein Zusammenschluss von Musikern und Musikerinnen der Trachtenkapelle Traun Siebenbürger und den Lustigen Adjuvanten formte das Blasorchester für diese Auftrittsreise. Die Tanzgruppe hingegen bildete sich aus Tänzerinnen und Tänzern der Siebenbürger Jugend Traun, die kräftig von Mitgliedern der „Alten Jugend“ Traun unterstützt wurden. Alle zusammen wollten sich bestmöglich auf die vielen Auftritte vorbereiten und widmeten daher seit dem Frühjahr 2023 jede Probenminute dieser Reise. Es wurden viele neue Stücke geprobt und verschiedene Tänze gelernt und perfektioniert.
Der erste Auftritt der zweiwöchigen Reise wurde ...
Der erste Auftritt der zweiwöchigen Reise wurde beim Heimattag in New Castle, Pennsylvania absolviert und gleich für ein Gruppenfoto genutzt. Fotos: privat
Am Donnerstag, den 6. Juli, startete bereits um 6 Uhr unser Flieger von Linz nach Frankfurt, wo wir dann fünf Stunden auf den Anschlussflug nach Toronto warten mussten. Die einen nutzten diese Zeit für ein kleines Schläfchen, die anderen machten das Wirtshaus im Duty Free unsicher. Nach einem achtstündigen Flug kamen wir in Toronto an, wo bereits ein Reisebus auf uns wartete. Gemeinsam mit John Werner fuhren wir zu unserem ersten Stopp, der Saxonia Hall in Kitchener. Unsere Gasteltern und weitere Mitglieder der Siebenbürgergruppe in Kitchener begrüßten uns freudig mit Blasmusik, frischen Pizzen und netten Gesprächen. Nach diesem anstrengenden Tag, der für uns über 24 Stunden lang war, fielen wir alsdann müde in unsere Betten. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Heimattag in die USA. An der kanadisch-US-amerikanischen Grenze wurden wir gründlich befragt, was ein solcher Trupp von fast 40 Siebenbürgern aus Österreich bloß in den USA anstellen wolle. Doch mit unserem Charme und Esprit konnten wir jeden Beamten überzeugen, dass wir lediglich eine Auftrittsreise geplant hätten. Aufgrund unseres fast akzentfreien Englisch wurde dann aber oft der „Dancing-Trip“ zum „Dancing-Festival“ und schlussendlich zum „Drinking-Festival“. Naja, ganz so unrecht hatten sie ja nicht.

Nach der sechsstündigen Busfahrt erreichten wir New Castle in Pennsylvania. Den Abend verbrachten wir gemeinsam mit der Siebenbürgergruppe aus Newcastle und den Grup-pen aus Aylmer und Kitchener, die ebenso aus Kanada angereist waren. Bei Blasmusik, appetitlichem Essen und netten Gesprächen ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Am nächsten Tag, fand der diesjährige Heimattag in Newcastle statt. Programmpunkte wie der Gottesdienst am Vormittag, diverse Auftritte von heimischen Chören und die Auftritte der Tanzgruppen von Newcastle, Aylmer und Kitchener füllten den Tag. Wir durften als letzte Darbietung des Abends die Leute mit unserem Tanzauftritt und unserem musikalischen Programm begeistern.

Am Sonntag in der Früh ging es für uns wieder weiter. Die neue Destination war Youngstown, wo die Mitglieder des Transylvania Club vor Ort ein Sommerfest für uns vorberei-tet hatten. Diesen Tag verbrachten wir ohne offiziellen Auftritt mit diversen Spielen, Sportaktivitäten und kreativen Tätigkeiten. Sogar eine kurze Tanzprobe fand einen Platz im Tagesprogramm. Nach dem Beziehen des Hotels am Nachmittag überraschten wir die Youngstown-Gruppe mit einem spontanen Aufmarsch mit Musik und einer legeren Tanzeinlage nach dem Essen. Ein kleines Ensemble unserer Musiker sorgte anschließend für gute Stimmung und Tanzmusik. Eine Frage blieb seit damals bis heute leider noch ungeklärt: Warum haben wir in unserem Proberaum in Traun nicht auch so eine gemütliche Bar mit Lounge?

Bevor wir am nächsten Morgen die Weiterreise antraten, wurden wir mit einer persönlichen Sightseeing-Tour durch Youngstown von einem unserer Gastgeber überrascht. Er erzählte uns von der Stadt, die früher von der Stahlindustrie lebte, und zeigte uns die vielen nun leerstehenden Häuser der wohlhabenden Familien, die mittlerweile alle aufgrund der schlechten Wirtschaftslage weggezogen sind. Nach dieser spannenden Tour ging es für uns weiter nach Cleveland, wo wir am selben Abend noch unseren Auftritt absolvieren durften.

Der Dienstag startete mit einer Busfahrt zum Ontariosee, einem der fünf „Great Lakes“ in Nordamerika. Zugegeben, dieser See war so unglaublich groß, dass wir fast glaubten, vor einem Meer zu stehen. Wir schossen ein paar Fotos vom bekannten Cleveland-Schriftzug und tauchten unsere Zehen in das kühle Wasser. Anschließend ging es für uns weiter in die Stadt zum Hafen. Dort wartete bereites ein Boot auf uns, mit dem wir eine Bootstour auf dem Cuyahoga River machten, der durch die Stadt fließt. Den Abend durften wir bei einer Grillparty behaglich genießen. Wir wurden mit selbst gemachten Pizzen und Burger verköstigt, konnten uns im Pool abkühlen, lustige Spiele spielen und das ein oder andere teure Auto der Familie bewundern. Was an diesem Abend auch nicht zu kurz kam, war der 16. Geburtstag von unserem neusten Jugendmitglied Lukas. Herzlichen Glückwunsch noch einmal nachträglich.

Am folgenden Tag durften wir die „Rock and Roll Hall of Fame“ in der Stadt besuchen und die ausgestellten Gitarren, Kleidungsstücke, Liedtexte sowie viele interessante Fakten zu bekannten Rock-Ikonen bewundern. Anschließend ging es weiter nach Salem. Dort absolvierten wir einen Auftritt in einer besonders schönen Halle, die uns mit ihrem Scheunen-Flare in Erinnerung bleiben wird.

Nach dem Aufenthalt in Salem ging es auch schon zu unserem letzten Stopp in den USA, Detroit. Am Abend konnten wir viele Menschen mit unseren Tänzen und unseren Mu-sikstücken begeistern. Der Donnerstag bestand aus einer kurzen Bustour durch die Stadt Detroit und der Weiterreise nach Aylmer in Kanada. An der Grenze wurde natürlich wieder das ein oder andere Mitbringsel im Duty Free ergattert.

In Aylmer warteten bereits unsere Gasteltern auf uns. Als Willkommensgeschenk erhielten wir alle ein Siebenbürger T-Shirt und einen Anstecker der Aylmer-Gruppe. Nach dem kur-zen Begrüßungstreffen fuhren wir zu unseren Gastfamilien, wo wir den Abend gemütlich ausklingen lassen konnten.
Trotz des dicht gedrängten Programms fanden sich ...
Trotz des dicht gedrängten Programms fanden sich Gelegenheiten zum Ausspannen, wie hier am Ufer des Eriesees in Cleveland.
Am Freitag besuchten wir, aufgeteilt auf zwei Gruppen, abwechselnd ein kleines Stadtmuseum oder machten einen Spaziergang durch den nahegelegenen Park. Um die besten Vo-raussetzungen für besonders viel Spaß zu gewährleisten, wurden wir in die Gruppen U40 und Ü40 geteilt (unter 40-Jährige oder über 40-Jährige). Am Abend fand in Aylmer ein großes Fest mit Essen, Auftritten der Aylmer Tanzgruppe und natürlich auch unserer Performance statt. Als Überraschung tanzen wir den Neppendörfer gemeinsam mit der Aylmer Tanzgruppe, die diesen Tanz extra für unseren Besuch einstudiert hat.

Um uns vor unserer Weitereise etwas zu entspannten, ging es für uns alle am nächsten Tag gemeinsam nach Port Stanley zum Cottage einer netten Dame. Dort konnten wir uns das kleine Dorf mit vielen Geschäften anschauen, uns im See abkühlen oder in den Liegestühlen dösen. Am Nachmittag mussten wir leider wieder Abschied nehmen, denn wir machten uns auf den Weg zurück nach Kitchener. Dort wurde für uns am Abend ein großes Grillfest veranstaltet, wo auch viele der Kitchener Sachsen dabei waren. Es fand sich sogar eine kleine Musiktruppe, die bekannte für uns Lieder anstimmte. Selbst als es plötzlich heftig zu schütten anfing, ließen wir uns nicht abschrecken und sangen und feierten einfach unter den Zelten weiter.

Am Sonntagmorgen wartetet bereits einer dieser traditionellen gelben Schulbusse auf uns, die man sonst von den amerikanischen Filmen und Serien kennt. Mit diesem durften wir den ganzen Tag herumfahren. So fuhren wir aufs Land und unser Tour-Guide zeigte uns die Farmen der Mennoniten. Diese Bevölkerungsgruppe verzichtet komplett oder großteils auf neue Technologien, auf Strom oder Autos. Deswegen fahren sie immer noch mit Pferdekutschen und haben eigenen Schulen und Kirchen. Auf dem großen Farmers Market am Dorfplatz konnten wir einheimische Produkte und Leckereien kaufen. Den Abend verbrachten wir bei unseren Gastfamilien. Ein paar von uns trafen sich noch gemeinsam bei einer der Gastfamilien, um eine kleine Überraschungsfeier für unser Geburtstagskind Michael Pfeifer und auch im Nachhinein für Lukas Engler zu veranstalten und die beiden hochleben zu lassen.

Tags darauf ging es für uns zu den Niagarafällen. Zuvor sahen wir uns einen kurzen Ki-nofilm zu den mystischen Geschichten über die Wasserfälle an, bis es anschließend mit einem Boot direkt zum Fuße des riesigen Wasserfalls ging. Selbst mit den großen Regenponchos wurden einige von uns ziemlich nass. Am Abend bügelten wir zum letzten Mal unsere Trachten auf, sodass kein Fältchen zu sehen und wir für unseren letzten Auftritt geschniegelt und gestriegelt waren. Auch diesmal tanzten wir mit den vielen jungen Mitgliedern der Kitchener Tanzgruppe ganz spontan den Neppendörfer als letzten Abschiedstanz. Auch wenn keiner von denen den Tanz vorher je getanzt hatte, funktionierte er fast einwandfrei.

An diesem Abend hieß es für und nun endgültig Abschied nehmen, denn am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück nach Toronto. Vor unserem Flug konnten wir auf dem CN-Tower noch einmal einen Blick über die gesamte Stadt werfen, bevor wir schließlich mit dem Flieger über sie hinweg Richtung Heimat flogen. Mit vielen schönen Erinnerungen und lustigen Geschichten im Gepäck kamen wir am nächsten Tag wieder wohlbehalten in Österreich an.

Ich denke, dass ich für alle sprechen darf, wenn ich sage, dass diese Reise eine wunderschöne Erfahrung war. Wir haben viele neue Eindrücke gewonnen, viel Neues gesehen und vor allem viele wunderbare Menschen kennengelernt. Am schönsten war, dass wir eines immer mit allen teilen durften, und zwar die Liebe zum siebenbürgischen Brauchtum und dem Erhalt der alten und neuen Traditionen.

Großer Dank gelten Denise Crawford, Präsidentin der Alliance of Transilvanian Saxons, für ihre Begleitung und Organisation des Austausches in den USA, John Werner, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, der die Reise nach Kanada ermöglicht hat, und Konsulent Manfred Schuller, Bundesobmann der Siebenbürger Sachsen in Österreich, und seiner Gattin Ingrid Schuller, Bundeskulturreferentin, die uns vor und während der Reise begleitet und unterstützt haben. Wir bedanken uns ebenfalls bei allen weiteren Personen, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben, und hoffen, dass wir uns bald alle wiedersehen können. Vielleicht schon nächstes Jahr beim Kulturaus-tausch in Hermannstadt in Siebenbürgen.

Carina Hofmann

Schlagwörter: Föderation, Kulturaustausch, Traun, USA, Kanada

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