29. Oktober 2023

Monographie Großpolds in rumänischer Sprache

Martin Bottesch und Ulrich A. Wien: „Apoldu de Sus. Un sat transilvan“. Honterus-Verlag, Hermannstadt, Sibiu, 2023. Traducere selectivă din limba germană de Adinel C. Dincă, 512 Seiten.
Zwölf Jahre nach Erscheinen der deutschen Originalfassung ist nun die monumentale Monographie von Großpold in der Landessprache zugänglich. Die Übersetzung durch den Klausenburger Universitätsdozenten und Historiker Dr. Adinel C. Dincă beeindruckt durch präzise Wiedergabe des etwa auf drei Viertel reduzierten deutschen Textes.

Nach zwölf Jahren war die Weiterentwicklung der Ortschaft zu berücksichtigen: etwa der Bau einer neuen Schule 2012-2013 (S. 355). Die Aktualisierung geht aber durch alle Kapitel. In sieben Kapiteln wird durch die oft spannungsreiche Geschichte der zuletzt vier Teile der Bevölkerung Großpolds geführt, die im vierten Kapitel ausführlich vorgestellt werden: Sachsen, Landler, Rumänen und Roma. Die Vielfalt von ethnischen Gruppen und Konfessionen in ihrem Zusammenleben darzustellen ist für die moderne Geschichtsschreibung unerlässlich. Sie kommt in dem kleinen Büchlein von David Krasser, „Geschichte des sächsischen Dorfes Großpold in Siebenbürgen“ (1870), gar nicht in den Blick. Zur Eigenart von Großpold gehören die Landler seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das zweite Kapitel, in 26 Teile untergliedert, bietet einen knappen Aufriss der Geschichte des Ortes, beginnend mit der Römerzeit, aus der Funde abgebildet werden. Auf Großpolds Hattert wird 1419 Rumänen genehmigt, sich in dem zu jener Zeit verlassenen Dorf Rod anzusiedeln (S. 26). Wie europäische Ereignisse ihre tiefen Spuren in der Ortsgeschichte hinterlassen haben, beschreibt das dritte Kapitel: Ereignisse und Entwicklungen; zum Beispiel die Deportation nach Russland (von 230 Sachsen und Landlern aus Großpold kehren nur noch 165 heim). Das fünfte Kapitel entfaltet das Leben der Kirchen und Schulen (der deutschen Schule ab 1488, der rumänischen ab 1805), das durch Listen der Lehrer und Pfarrer im Anhang ergänzt wird. Im sechsten Kapitel wird auf das Gemeinschaftsleben eingegangen, wobei das Brauchtum des Nachbarschaftswesens auch bei Rumänen und Roma zur Darstellung kommt. Das siebte Kapitel bringt Informationen über die Wohnkultur, die beiden deutschen Dialekte, aber auch über Persönlichkeiten des Dorfes.

Der Anhang (S. 395-454) ist beeindruckend, nicht nur durch die schon erwähnten Listen, sondern durch die Tabelle der Häuser mit den Namen der Einwohner 1970 und 2010 sowie durch die genau kartographierten Friedhöfe.

1352 Fußnoten mit Verweisen zur schriftlichen oder mündlichen Quelle belegen die Behauptungen. Das Literatur-, das Orts- und Namenverzeichnis erleichtert die Benutzung des Buches als Nachschlagewerk. Unter den zahlreichen Abbildungen befinden sich auch historische Fotos, einige aus dem 19. Jahrhundert. Man kann der vorbildlichen wissenschaftlichen Arbeit nur wünschen, dass sie vielfach verwendet wird. Vielleicht vermag diese Darstellung einer Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reicht, zum bewussten friedlichen Umgang unterschiedlicher ethnischer Gruppen beizutragen. Über den dokumentarischen Wert hinaus wird auch die rumänische Fassung identitätsstiftend wirken können, sofern sich viele in den Darstellungen wiederfinden und die Geschichte wieder lebendig wird, in der beides stattfand: Mitgestaltung und Widerfahrnis.

Es bleibt den Autoren Martin Bottesch und Ulrich A. Wien für die umfangreiche Arbeit Dank zu sagen. Finanziert wurde die Übersetzung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Der hervorragende Druck bei Honterus in Hermannstadt war durch Mittel vom Departement für Interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens möglich. Im Vorwort wird der Vorsitzenden des HOG-Verbands, Ilse Welther, der deutschen Konsulin in Hermannstadt, Kerstin Ursula Jahn, sowie Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch für die Beihilfe zur Erhaltung der Finanzierung von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gedankt. Großpolds Monographie rumänisch: Das Vermächtnis eines reichen geschichtlichen, prägenden Erbes.

Samuel Piringer, Öhringen

Schlagwörter: Großpold, Buch, Buchvorstellung, Martin Bottesch, Wien

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