28. Dezember 2023

Kulturpreis 2024 für Hellmut Seiler und Volker Wollmann

Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis, die höchste von den Siebenbürger Sachsen vergebene Ehrung für wissenschaftliche und künstlerische Leistungen, wurde für das Jahr 2024 dem Schriftsteller Hellmut Seiler sowie dem Historiker Dr. phil. Dr. h.c. Volker Arthur Wollmann zuerkannt. Der Preis wird in feierlichem Rahmen am Pfingstsonntag, dem 19. Mai, während des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl verliehen.
Kulturpreisträger 2024: Dr. Volker Wollmann. ...
Kulturpreisträger 2024: Dr. Volker Wollmann. Foto: Monika Riediger
Der 1942 in Hermannstadt geborene und in Mühlbach aufgewachsene Volker Arthur Wollmann studierte Geschichte an der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg. Seine beruflichen Stationen führten ihn vom Gymnasium in Reschitza über das dortige Kreismuseums wieder zurück an die Universität Klausenburg, wo er von 1967 bis 1988 als akademischer Rat am Institut für Geschichte und Archäologie wirkte und 1983 zum Thema „Metallbergbau, Steinbrüche und Salzgruben im römischen Dakien im 2.-3. Jahrhundert n. Chr.“ promovierte. Nach der Aussiedlung 1988 nach Deutschland war er von 1989 bis 2002 als Leiter des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim tätig.

Der Archäologe, Altertumsforscher, Historiker und Museologe Dr. Volker Wollmann ist einer der profiliertesten siebenbürgisch-sächsischen Wissenschaftler, insbesondere in den Bereichen Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte Siebenbürgens und der Siebenbürger Sachsen. Er verfasste ab 1965 mehr als 225 Publikationen, darunter die dreizehnbändige Monografie „Salz und Silber in Siebenbürgen“ sowie die bislang zehnbändige Dokumentation zum vorindustriellen und industriellen Erbe in Rumänien („Patrimoniu preindustrial și industrial in România“). Seine Arbeiten beruhen auf fundierter Quellenforschung, sowohl durch archäologische Grabungen als auch durch intensive Archivstudien. Er wirkte und wirkt sowohl in Rumänien als auch in Deutschland an mehreren musealen und Forschungseinrichtungen, pflegte unbeirrt den wissenschaftlichen Austausch zwischen den beiden Ländern und trug damit zur internationalen Verständigung im geeinten Europa bei.

In seiner Zeit als Leiter des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim gestaltete er das Museum inhaltlich in ein richtiges kulturgeschichtliches Museum um und arbeitete eine Konzeption für die neue Dauerausstellung aus. Nicht zuletzt erweiterte er die Sammlung beträchtlich. Bis heute übernimmt er regelmäßig und ehrenamtlich Museumsführungen für siebenbürgisch-sächsische Gruppen, die Schloss Horneck besuchen. Daneben hat er auch das Siebenbürgische Kulturzentrum „Schloss Horneck“ mit Rat und Tat, aber auch mit Texten und Bildmaterial bei der Erstellung von Themenwänden zu den Karpaten und insbesondere zur Industrieschichte Siebenbürgens unterstützt.

Kulturpreisträger 2024: Hellmut Seiler. Foto: Éva ...
Kulturpreisträger 2024: Hellmut Seiler. Foto: Éva Seiler-Iszlai
Genauso Vermittler, Grenzgänger und Brückenbauer in alle Richtungen ist auch der Schriftsteller Hellmut Seiler. 1953 in Reps geboren, besuchte Hellmut Seiler das Gymnasium in Kronstadt, bevor er in Hermannstadt Germanistik und Anglistik studierte. Als Gymnasiallehrer ging er 1976 nach Neumarkt am Mieresch (Târgu Mureș), wurde ab 1985 aber mit Berufs-, Auftritts- und Publikationsverbot belegt, bespitzelt, observiert und verhört. 1988 reiste er in die Bundesrepublik aus, wo er 30 Jahre lang als Lehrer arbeitete.

Bereits als Gymnasiast schrieb Seiler satirische Beiträge, Gedichte und Rezensionen, 1982 kam sein erster Gedichtband „die einsamkeit der stühle“ im Dacia-Verlag in Klausenburg heraus, in Deutschland dann unter anderem „siebenbürgische endzeitlose“ (1994), „Schlagwald. Grenzen, Gänge“ (2001), „An Verse geheftet“ (2007), „Dieser trotzigen Ruhe Weg“ (2017), „Gnomen: Gedankensplitter und lyrische Launen“ und „Schwebezustand Melencolia“ (2021). Hinzu kommen zwei Kurzprosabände sowie zahlreiche in Anthologien und Literaturzeitschriften publizierte Beiträge, Glossen und Kritiken.

Anton Sterbling, ein früheres Mitglied der „Aktionsgruppe Banat“ und ein Freund Seilers, attestiert ihm bei seinem Schreiben experimentelle Lust am Sprachspiel, aphoristische Zuspitzungen, sprachliche Neudeutungen, ironisch-sarkastische Anspielungen, Paraphrasierungen gängiger Sprach- und Sinnmuster. Seine Kreativität kann Hellmut Seiler auch einsetzen, wenn er rumänischsprachige Lyrik ins Deutsche überträgt. Wie in seiner 2021 herausgegebenen Anthologie „Schwebebrücken aus Papier. Anthologie rumänischer Lyrik der Gegenwart“ baut er als Übersetzer nicht nur Brücken von den Autoren zu den Lesern, sondern auch von Rumänien nach Deutschland.

Hellmut Seiler ist nicht nur selbst vielfach gekürter Preisträger (Adam-Müller-Guttenbrunn-Preis 1984, Lyrikpreis der Künstlergilde Esslingen 1999, Würth-Literaturpreis 2000, Irseer Pegasus 2003), sondern war 2019 auch der Initiator der Rolf-Bossert-Gedächtnispreises.

Dr. Volker Wollmann und Hellmut Seiler erhalten den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2024 am Pfingstsonntag, dem 19. Mai, um 17.00 Uhr in der St.-Paulskirche in Dinkelsbühl. Die Laudationes halten Dr. Konrad Gündisch und Prof. Dr. Waldemar Fromm. Die beiden Preisträger werden ihre Arbeit in Form einer Lesung bzw. eines Vortrags während des Heimattags vorstellen.

Dagmar Seck

Schlagwörter: Kulturpreisträger, Volker Wollmann, Hellmut Seiler, Heimattag 2024

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