18. Januar 2024

Musik begleitet mich schon immer: Sopranistin Marlene Mild bei Irtel-Gedenkkonzert in München

Marlene Mild, Sopranistin mit Erfahrung auf vielen Bühnen Deutschlands und im Ausland, hat den Zauber der Musik schon in der frühen Kindheit in ihrem Elternhaus in Mediasch entdeckt. „Musik begleitet mich schon immer“, sagt sie bei unserem Treffen in ihrer Wohnung in Nürnberg. Als Erstes nennt sie ihre Großmutter Elise Radler aus Pretai bei Mediasch, bei der sie die Freude am Singen schon früh erleben durfte. Ein Schlüsselrolle kommt in ihren Erinnerungen jedoch den Hauskonzerten im Hause Mild zu – und die waren mit dem Namen Ernst Irtel verbunden.
Die in Mediasch geborene Sopranistin Marlene Mild ...
Die in Mediasch geborene Sopranistin Marlene Mild wird beim Gedenkkonzert für den siebenbürgischen Musiker und Komponisten Ernst Irtel sechs seiner Lieder singen. Foto: privat
Sara und Friedrich Mild, Marlenes Eltern, waren Lehrer am Stefan-Ludwig-Roth- und am Axente-Sever-Lyzeum in Mediasch – und Kollegen des Musiklehrers und Komponisten Irtel. Da sie auch musisch interessiert waren, pflegten sie den Kontakt zu ihm nicht nur als Kollegen, sondern auch als Freunde und Musikförderer. Nach und nach tauchen aus Marlene Milds Erinnerung die Treffen am Sonntagnachmittag auf, wenn „Erni-Onkel“ zu Besuch kam. Mehr als am Kuchen, den es da immer gab, erfreuten sich Marlene und ihre beiden Schwestern Maria und Nora an seinen Erzählungen aus der Welt der Musik und vor allem an seinem Klavierspiel. Der Zauber, der ihn umgab, bestand aus der märchenhaften Atmosphäre, die er sehr geschickt zu schaffen vermochte. Er ließ die Persönlichkeit der Musiker vor dem inneren Auge seines Publikums wieder aufleben, indem er lyrische Texte vorlas oder manchmal auch rezitierte. Aber auch dramatische oder epische Darstellungen lagen ihm. Wenn er anschließend in die Tasten griff, folgten ihm alle mit Spannung.

Der Umzug nach Deutschland im Jahr 1976 stellte Marlene Mild und ihre Familie vor große Herausforderungen. Nach einigen Stationen kamen sie 1980 nach Owingen am Bodensee. „Es war kein Zufall, dass ich an eine Waldorfschule kam. Meine Eltern hatten diesen Ort ausgewählt, weil sie selber von der Anthroposophie überzeugt waren und dort an solch einer Schule unterrichten konnten“, erinnert sie sich und ergänzt: „Auch meine Tochter Mia hat eine Rudolf-Steiner-Schule besucht.“

Obwohl an Waldorfschulen künstlerische Begabungen meistens sehr früh gefördert werden, entdeckte Marlene erst vor dem Abitur, dass sie wirklich eine außergewöhnliche Stimme hat! Ausschlaggebend war, dass sie „Singen“ als Thema für ihre Jahresarbeit gewählt hatte. Sie bereitete vier Lieder vor und Michael Mussler, ihr Musiklehrer, begleitete sie am Klavier. Die Prüfung fand jedoch, anders als geplant, auf einer Bühne, in der Öffentlichkeit, statt. Dieser erste Auftritt wurde für sie so etwas wie ein Sprung ins kalte Wasser: Ohne Bühnenerfahrung gleich im Rampenlicht zu stehen, war wirklich eine große Herausforderung. Marlene Mild meisterte sie mit Begeisterung – und hatte gleich Erfolg!

Danach war ihr klar: „Gesang ist mein Weg.“ Sie ging an die Musikhochschule Köln und schloss ihr Studium mit einem künstlerischen Diplom ab. Danach ging es nahtlos weiter. Das erste Engagement hatte sie am Theater in Hagen. Es folgten Gastverträge in Münster, Krefeld, Dortmund, Hannover und Köln. Von 1998 bis 2002 war sie festes Mitglied der Städtischen Bühnen Osnabrück, wo sie als „Künstlerin der Spielzeit 2000-2001 ausgezeichnet wurde. Internationale Erfahrungen sammelte in Shenzhen (China) und in den USA, aber auch im europäischen Ausland, beispielsweise in Frankreich, Spanien und in der Schweiz.

Seit der Spielzeit 2009 arbeitet Marlene Mild als freischaffende Sängerin an großen Opernhäusern: Allein als Königin der Nacht in Mozarts „Zauberflöte“ trat sie in Nürnberg, Mainz, Wiesbaden, Mannheim und an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf auf. Ihre musikalische Liebe gehört aber auch der zeitgenössischen Musik und dem Kunstlied. In Kooperation mit dem WDR hat sie eine CD mit Hanns Eislers „Liedern aus dem Exil“ aufgenommen.

Im Laufe der Jahre hat sie sich auch ein weiteres berufliches Standbein aufgebaut: Sie gibt ihre reiche Musik- und Bühnenerfahrung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg an zukünftige Lehrer und Musiker weiter.

Zur siebenbürgischen Musik fand sie erst 1997 wieder zurück – und zwar wieder über Ernst Irtel. Er lebte mittlerweile auch in Deutschland und hatte in der gesicherten Umgebung des Altersheims auf Schloss Horneck Zeit gefunden, seine Kompositionen abzurunden und aufzuschreiben und für den Druck vorzubereiten. Marlene Mild hatte inzwischen ihr Musikstudium abgeschlossen und ging auf seinen Wunsch ein, bei der Uraufführung seiner Lieder mitzuwirken.

Bei dem Konzert in memoriam Ernst Irtel am Samstag, dem 3. Februar, um 16.00 Uhr, im Haus des Deutschen Ostens in München, wird sie sechs Lieder des siebenbürgischen Komponisten singen, drei davon wurden bereits veröffentlicht. Weitere drei Lieder liegen nur in der handschriftlichen Variante vor, die er für sie damals eingerichtet hatte, und zwar „Lied des Harfenmädchens“ (Theodor Storm), „O süßer Mai“ (Achim von Arnim) und „Werden Tage ganz wie heute sein“ (Lulu von Strauß und Torney). Sie wird am Klavier begleitet von Angela Seiwerth, einer Pianistin, die ihre Wurzeln im siebenbürgischen Heltau hat.

Weitere Infos: https://www.marlenemild.de, siehe auch Konzertankündigung in der heutigen SbZ Online.

Margrit Csiky

Schlagwörter: Musik, Sängerin, Mediasch

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  • 19.01.2024, 11:08 Uhr von Äschilos: Was für eine wundervolle Stimme ! (Lakme) [weiter]

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