3. November 2006

Wertvolle Anregungen für die Frauenarbeit

Eine Tagung zum Thema „Frauenleben in Ost- und Westeuropa“ veranstaltete das Bundesreferat für Frauen, Familie und Aussiedlerbetreuung der siebenbürgischen Landsmannschaft vom 20. bis 22. Oktober im Bad Kissingen. Die aus allen Teilen Deutschlands angereisten Teilnehmer wurden am Freitagabend von Bundesfrauenreferentin Enni Janesch und Studienleiter Gustav Binder begrüßt.
Am Samstag begann die Sitzung mit einem Vortrag von Sigrun Andree über Arbeitsmigration osteuropäischer Frauen und deren Auswirkungen auf Familie und Gesellschaft am Beispiel Rumäniens. Die Referentin lebt jetzt in Berlin, hat aber zwei Jahre als diplomierte Medienberaterin in Hermannstadt gearbeitet und wurde dann vom Goethe-Institut nach Jassy (Iasi) delegiert. Sie berichtete über die Armut in der Moldau. Mit der Öffnung der Grenzen versuchten viele im Ausland zu arbeiten, um das Einkommen der Familie aufzubessern. Die materielle Not habe viele in ungewisse, abenteuerliche Unternehmungen gezwungen. Enttäuscht und gedemütigt seien sie dann in ihre Heimat zurückgekehrt. Wir waren über das Geschilderte zutiefst erschüttert.

Die Teilnehmer der siebenbürgischen Bundesfrauentagung in Bad-Kissingen. Foto: Kathi Drotleff
Die Teilnehmer der siebenbürgischen Bundesfrauentagung in Bad-Kissingen. Foto: Kathi Drotleff

Laura Schmidt referierte über „Frauen aus Osteuropa, verkauft und versklavt“. Sie arbeitet als Sozialberaterin bei der Gesellschaft SOLWODI e.V. (Solidarity with Women in Distress) in Bad Kissingen. Diese Gesellschaft wurde von Schwester Dr. Lea Ackermann 1988 in Boppard in Deutschland gegründet, und zwar für ausländische Frauen und Mädchen, die durch Frauenhandel, Heiratsagenturen, Sextourismus und kriminelle Arbeitsvermittlung nach Deutschland kommen und hier in Not geraten.

Das erste Referat zeigte die verschiedenen Wege auf, die zu Arbeitsmigration führen, das nächste verdeutlichte Lösungen, die der Verein SOLWODI e.V. anbietet. Ein großes Lob von allen Teilnehmerinnen für die Themenwahl.

Charismatische Protagonistin der Frauenbewegung

Nach einem reellen Spaziergang machten wir dann einen virtuellen durch das Leben der Marie Stritt, einer „kampffrohen Streiterin“ in der Frauenbewegung. Dr. Elke Schüller aus Frankfurt am Main hielt den Vortrag, der von Bildprojektionen begleitet wurde. Wir sahen daher auch vertraute Bilder aus Schäßburg, die Bergschule, Bergkirche, Schülertreppe und das Geburtshaus von Marie Stritt und viele Fotos aus den verschiedenen Lebensabschnitten dieser herausragenden, siebenbürgischen Persönlichkeit, die eine der bedeutendsten und charismatischen Protagonistinnen der Frauenbewegung in Deutschland im war.
Der Abend wurde mit einem gemütlichen Beisammensein abgeschlossen.

Den letzten Tag begann Christa Andree mit einer kleinen Andacht zum Thema „Was wir wirklich brauchen“. Sie verglich unser Leben und den Alltag mit einem Korb, in den man alles hineingelegt was, man so braucht: „Mut, Geduld, Vertrauen, Bescheidenheit, Nachsicht, eine große Portion Gesundheit, ein großes Glas voller Liebe. Aber wenn wir da hineingreifen, sind da auch manchmal die Einsamkeit, Enttäuschung und leidvolle Erfahrungen darin. Dann brauchen und suchen wir Trost und Hilfe. Auch diese kommen vom Herren, so wie wir an ihn glauben.“ Mit einem kleinen Gebet schloss Frau Andree die besinnlichen Worte zum Sonntag.

Erinnerungen an Oskar Pastior

Christel Ungar-Topescu, Chefredakteurin der deutschen „Akzente“-Sendung des Rumänischen Fernsehens TVR, berichtete über die posthume Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Oskar Pastior in Darmstadt. Am Vortag hatte sie mit einem Fernsehteam an der Feier teilgenommen. Sie erinnerte sich an den Verstorbenen, der sie ermutigt hatte, ihre Gedichte zu veröffentlichen. Mit Unterstützung der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung erschien an ihrem 40. Geburtstag im Juli 2006 ihr zweiter Gedichtband „Wenn wir jetzt...“. Ihren ersten Band hatte 2001 unter dem Titel „So blau“ veröffentlicht. Die Autorin trug mehrere Gedichte vor, manche in rumänischer Sprache. Die Zuhörerinnen waren von der Zartheit der Gedichte sehr beeindruckt.

Mehrere wichtige Probleme wurden in der abschließenden Diskussionsrunde noch angesprochen, so die Trachtenpflege und Einrichtung von Sammelstellen in den Kreis- und Landesgruppen für Trachten und Trachtenteile, die dann an Tanzgruppen ausgeliehen werden können. Die Liste mit den vorhandenen Trachtenteilen soll an die Geschäftsstelle in München weitergegeben, und Ilse Hommen kann bei Nachfrage Auskunft über Möglichkeiten der Ausleihe geben.

Wertvolle Denkanstöße und Kontakte

Die außergewöhnliche Themenauswahl hat den Teilnehmerinnen neues Wissen, viele Denkanstöße und wertvolle Kontakte vermittelt, die sie in ihre künftige Arbeit in den landsmannschaftlichen Kreis- und Landesgruppen einbringen können. Frau Janesch wurde gebeten, sich beim Verbandstag 2007 für eine weitere Amtszeit als Bundesfrauenreferentin zur Verfügung zu stellen.

Zum Abschluss gilt unser Dank der Bundesfrauenreferentin Enni Janesch und Gustav Binder, einem Siebenbürger Sachsen, dem Studienleiter der Tagungsstätte „Heiligenhof“, für die eindrucksvolle, informative Tagung.

Edeltraut Ackner

Schlagwörter: Tagung, Frauen, Landsmannschaft

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