1. Mai 2007

Gedichte von Immanuel Weißglas zu Gert Fabritius' Ausstellung

Im Begleitprogramm zur Werkschau „Arche und Tod – Widerschein des Seins“ des Holzschneiders und Malers Gert Fabritius im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim fand am 30. März eine literarisch-musikalische Veranstaltung statt. Der Schauspieler Martin Theuer las Gedichte von Immanuel Weißglas vor und Prof. Klaus Dreher lieferte zur Lyrik die musikalische Interpretation. Über die niveauvolle Kulturveranstaltung berichtete die „Kornwestheimer Zeitung“. Die Finissage mit einem mittelalterlichen Mysterienspiel findet am 6. Mai statt.
Den Anlass für die literarisch-musikalische Veranstaltung lieferten die biographischen Berührungspunkte im Leben von Gert Fabritius und Immanuel Weißglas, dem Schulkameraden und Jugendfreund von Paul Celan. Fabritius und Weißglas hatten sich in den siebziger Jahren im Schiller-Kulturhaus in Bukarest kennen gelernt. Mit „Ahasver“, einem in der Ausstellung präsenten Bild, erweist der Maler und Holzschneider Fabritius der Dichterpersönlichkeit des Czernowitzer Juden seine Reverenz. Die Kunst der beiden ist sich insoweit ähnlich, als sie des Öfteren archetypale Symbole mobilisiert, die Tragik des Lebens und die Sinnfindung im Tod thematisiert. Es trennt die beiden Künstler allerdings die Erfahrung des Grauenhaften, welche für das Nazi-Opfer Weißglas das Grunderlebnis seines Lebens war.

Klangkompositionen von und mit Dr. Dreher im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim. Foto: Hans Georg Rödel
Klangkompositionen von und mit Dr. Dreher im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim. Foto: Hans Georg Rödel

Die Ausstellung im Kleihues-Bau bot einen würdigen Rahmen für den Vortrag der Weißglas-Gedichte, die hier kaum bekannt sind. Der bekannte Stuttgarter Schauspieler Martin Theuer trug ausgewählte Texte aus dem Werk des todessehnsüchtigen Dichters mit nachdenklicher Innerlichkeit und dennoch sehr intensiv vor, der notwendigen Stille genügend Raum lassend. „Schwanengesang“, „Drei Buchen“, „Mondfrühling“ berührten in berückend-traurigen Sprachbildern das Gemüt der anspruchsvollen Zuhörer, die sich im Museum eingefunden hatten. Aus der Stille heraus und in die Stille hinein interpretierte der Stuttgarter Schlagzeugprofessor Klaus Dreher viele der Gedichte mit von ihm selbst zusammengestellten Klangkompositionen. Ob unerträglicher, eine Exekution ankündigender Trommelwirbel zum Gedicht „Er“ oder lyrisch-gläserne Töne, die die emotionale Ferne aus den „Drei Buchen“ zum Ausdruck brachten, die Kompositionen von Dreher waren speziell für diesen Abend und für die einmalige Aufführung entstanden: „Wir haben uns schon viel zu sehr daran gewöhnt, Kunst als konservierbar wahrzunehmen“, sagte er. Asiatische Gongs, Klangschalen und verschieden große Becken, langgezogene Töne, aber auch dramatische Klangeffekte verstärkten die Wirkung der Gedichte. Ein niveauvoller Abend, da waren sich die Zuhörer einig.

Am 6. Mai, 19.30 Uhr, findet die Finissage der Ausstellung im Museum im Kleihues-Bau statt. An diesem Abend wird das mittelalterliche Mysterienspiel „Vom König und vom Tod“ in der Regie von Bettina Schubert (Berlin) uraufgeführt. Zudem wird der Ausstellungskatalog vorgestellt.

sos

(gedruckte Ausgabe Siebenbürgische Zeitung, Folge 7 vom 30. April 2007, Seite 11)

Schlagwörter: Künstler, Bukowina

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