18. Januar 2006

Österreichische Parlamentarier besuchen deutsche Minderheit in Rumänien

Auf Initiative des ÖVP-Abgeordneten Norbert Kapeller besuchten anlässlich des Gedenkjahres 2005 die Vertriebenensprecher des österreichischen Nationalrates die deutschen Minderheiten in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie in Ostmittel- und Südosteuropa, um einerseits eine offizielle Beziehung zu den hier lebenden "Altösterreichern" auszudrücken und sich andererseits über deren Situation und Probleme zu unterrichten. Besucht wurden bisher Ungarn, Kroatien, Serbien, Slowenien und vom 8. bis 11. Januar 2006 auch Rumänien.
An dieser Reise nahmen neben Kapeller die Abgeordneten Dipl.-Ing. Werner Kummerer (SPÖ), Mag. Terezija Stoisits (Grüne) und Anton Wattaul (BZÖ) sowie als Vertreter der Siebenbürger Sachsen Dr. Fritz Frank und seitens des Verbandes der volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs (als Organisator) Mag. Peter Wassertheurer teil.

Österreichische Delegation in Hermannstadt, von links nach rechts: Konsulent Dr. Fritz Frank (Bundesverband der Siebenbürger Sachsen), die Abgeordneten Terezija Stoisits, Norbert Kapeller, Anton Wattaul und Werner Kummerer sowie der Hermannstädter Stadtrat Benjamin Jozsa.
Österreichische Delegation in Hermannstadt, von links nach rechts: Konsulent Dr. Fritz Frank (Bundesverband der Siebenbürger Sachsen), die Abgeordneten Terezija Stoisits, Norbert Kapeller, Anton Wattaul und Werner Kummerer sowie der Hermannstädter Stadtrat Benjamin Jozsa.

Das gedrängte Programm begann im Adam-Müller-Guttenbrunn-Kulturhaus in Temeswar mit Gesprächen mit den Vertretern des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Dir. Dr. Karl Singer, Ing. Horst Martin (Obmann der Stiftung Banatia), Josef Tigla (Vorsitzender der Berglanddeutschen), Dr. Annemarie Podlipny-Hehn (Publizistin). Die deutschen Gemeinschaften im Banat umfassen ca. 30 000 Personen und entfalten eine intensive Kulturarbeit und Sozialbetreuung, finanziell gefördert sowohl von der rumänischen Regierung als auch dem deutschen Innenministerium. Die wirtschaftliche Dynamik der Region ist enorm, die Stiftung hat über 7 000 deutsche und österreichische Firmengründungen evident. Man erwartet noch mehr Aufschwung nach dem EU-Beitritt Rumäniens (der sich nicht verzögern sollte), aber auch Umstellungsprobleme. Die Banater Schwaben haben ein friktionsfreies Verhältnis zum rumänischen Staat und zu allen Volksgruppen dieses Raumes. Sie wünschten sich engere Kontakte zu ihren Landsleuten in Wien.

Der Fragenkomplex des EU-Beitrittes war auch das Hauptthema des Abendessens am gleichen Tag in Hermannstadt mit dem Unterstaatssekretär für Minderheitenfragen, Dr. Zeno Pinter, unter Teilnahme der Hermannstädter Forumsleitung (Kurt Klemens), der Kreisrätin Christine Manta-Klemens, der Stadträte Helmut Mathes und Benjamin Jozsa sowie des Jugendvertreters Winfried Ziegler. Die österreichischen Parlamentarier ließen erkennen, dass sie eine unverzögerte Aufnahme Rumäniens befürworten. Die Entscheidung hängt jedoch vom Ergebnis eines in Brüssel noch offenen Prüfungsberichtes ab.

Am 10. Januar gab es eine Führung durch die Stadt am Zibin, die sich intensiv auf die Rolle einer Kulturhauptstadt Europas (zusammen mit Luxemburg) vorbereitet. Bürgermeister Klaus Johannis wies bei einem Empfang auf Fortschritte in dieser Richtung und auf das gute Verhältnis des zahlenmäßig kleinen deutschen Forums zur rumänischen Mehrheitsbevölkerung und zu den Großparteien hin. Ähnliches verlautete in Mediasch bei Bürgermeister Daniel Thellmann und bei einer Burgführung in Schäßburg, die der ehemalige Schulleiter Hermann Baier vornahm. Die österreichischen Abgeordneten waren von dem erkennbaren wirtschaftlichen Fortschritt und den Leistungen der engagierten Gesprächspartner, aber auch von den bevorstehenden Aufgaben sowohl der Regierung als auch der Bevölkerung sehr beeindruckt. Das gedrängte Programm brachte ihnen das historische, kulturelle und politische Geschehen in Siebenbürgen näher. Ein deutliches Neuland war ihnen das Jahrhunderte lange nationale, religiöse und kulturelle Nebeneinanderleben der drei Nationen in Siebenbürgen, trotz aller historischen und politischen Krisen wie Madjarisierung, Deportation, Enteignung, Auswanderung usw.

Nach einem von der Delegation gegebenen Abendessen mit dem österreichischen Botschafter in Bukarest Christian Zeileisen fand der hervorragend organisierte Besuch am 11. Januar in der Früh mit der Übergabe von 25 Krankenhausbetten an die entstehende Hospiz-Abteilung des Carl-Wolff-Altenheims (Leitung: Ortrun Rhein) in Hermannstadt seinen Abschluss. Die Spende wurde vom ÖVP-Abgeordneten aus dem Bestand des Krankenhauses Vöcklabruck zustande gebracht, der freiheitliche Abgeordnete stellte den LKW und die Fahrer, die Kosten des Transportes übernahm der SPÖ-Betriebsrat der ÖMV, die Verladung besorgten Siebenbürger Sachsen in Vöcklabruck. Die typisch österreichische Symbolik dieser Geste war nicht zu übersehen.

F. F.

Schlagwörter: Verbandspolitik, Rumänien und Siebenbürgen

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