15. November 2008

Denkmal der Heimatvertriebenen in Marchtrenk enthüllt

Am 25. Oktober, am Vorabend des österreichischen Nationalfeiertages, haben in Marchtrenk bei Linz Oberösterreichs Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und der Bürgermeister von Marchtrenk, Fritz Kaspar, im Rahmen einer eindrucksvollen Feierstunde das „Denkmal der Heimatvertriebenen“ enthüllt. Von Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche wurde es gesegnet und eingeweiht.
Das an der Ecke Neufahrterstraße/Stifterstraße stehende Denkmal geht auf eine Projektidee des Sudetendeutschen Rainer Ruprecht zurück und wurde auf Anregung des donauschwäbischen Stadtrates Paul Mahr von der Stadtgemeinde Marchtrenk unter finanzieller Unterstützung der Landesregierung vom „Kulturverein der Heimatvertriebenen in Oberösterreich“ unter Obmann Ing. Anton Ellmer und Geschäftsführer Konsulent Friedrich Teutsch errichtet.

Mit diesem Denkmal wollen die Landsmannschaften der Donauschwaben, Sudetendeutschen, Siebenbürger Sachsen sowie der Buchenland- und Karpatendeutschen an das Leiden von hunderttausenden Menschen erinnern, die bei Flucht, Vertreibung, Verschleppung und in Vernichtungslagern zu Tode gekommen sind, auf den mühseligen Neuanfang in Oberösterreich und die Bewährung nach dem Krieg hinweisen und gleichzeitig auch den Dank an die oberösterreichische Bevölkerung ausdrücken für die verständnisvolle Aufnahme und Unterstützung.

Das Denkmal besteht aus drei ineinander gestellten polygonalen Granitstelen von 40 x 40 cm Grundfläche und unterschiedlicher Höhe (160 cm, 180 cm und 200 cm). Auf 5 Schriftflächen trägt es knapp formulierte Texte, die das Schicksal der Heimatvertriebenen in der Vergangenheit (Tafel II und III), ihre Werterhaltung in der Gegenwart (Tafel IV) und ihre Zukunftsvision (Tafel V) zum Ausdruck bringen.

Diese lautet: „DASS IN ZUKUNFT AUF DER WELT KEIN MENSCH WEGEN SEINER VOLKSZUGEHÖRIGKEIT, RELIGIÖSEN UND POLITISCHEN ÜBERZEUGUNG UNTERSTRÜCKT, VERTRIEBEN, ERMORDET WERDE – DAS WALTE VERNUNFT, MENSCHLICHKEIT UND EIN GÜTIGER GOTT!“ Mit dieser Aussage haben die Autoren (Prof. Dr. Georg Wildmann, Rainer Ruprecht und Dr. Fritz Frank) die thematische Gültigkeit des Denkmals universalisiert und über den Kreis der volksdeutschen Heimatvertriebenen hinaus ausgeweitet.

Diesem Gedanken folgten alle Redner der Feierstunde. Obmann Ellmer erwähnte in seiner Eröffnungsansprache, dass die Errichtung des Denkmals im Jahr 2008 in Verbindung stehe mit historischen Ereignissen von vor 60 Jahren. Es waren dies die Auflösung der Arbeits- und Konzentrationslager in Jugoslawien, die Konvention der UNO über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen. In seiner engagierten Festrede betonte Landeshauptmann Dr. Pühringer die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Umstände in Oberösterreich seit der Ankunft, Aufnahme und Eingliederung der Heimatvertriebenen, die „dazu beigetragen haben, dass Oberösterreich jetzt ein Herzeigeland geworden ist“. Von den vielen Voraussetzungen für ein Europa der Zukunft, das ihm vorschwebe, hätten die Heimatvertriebenen bereits viele erfüllt. Das sei ihre Bedeutung und daher habe der Blick zurück auf ihre Vergangenheit und ihr Schicksal europäische Bedeutung.

Dank und Anerkennung für die Wirtschaftskraft und die Lebensformen seiner Neubürger äußerte auch Bürgermeister Kaspar, dessen Stadt sich durch die Heimatvertriebenen (vorwiegend Donauschwaben) von einem unbedeutenden Ort zu einer blühenden Stadt entwickelt habe. Worte der Anerkennung und des Dankes für Glaubensfestigkeit und aktive Religiosität fand auch Bischof em. Maximilian Aichern, der sich ausdrücklich zur religiösen Toleranz und anzustrebenden Ökumene bekannte. Im Segnungsgottesdienst gab Pfarrer Mag. Gerhard Grager mit einem eindrucksvollen Fürbittengebet tiefgehenden Ausdruck für alle Empfindungen, Gedanken und Wünsche der vielen hundert Zuhörer. Die von der örtlichen Blaskapelle musikalisch umrahmte Feierstunde klang mit der oberösterreichischen Heimathymne aus, die von allen Teilnehmern aus tiefstem Herzen mitgesungen wurde.

Mit dem Denkmal der Heimatvertriebenen hat das Land Oberösterreich nach der Schaffung des offiziellen Erinnerungstages und der Übernahme der Patenschaft über die Heimatvertriebenen einen weiteren Höhepunkt seiner von jeher vorbildlichen Integrations- und Erinnerungskultur gesetzt und kann dadurch einer weit über den lokalen Rahmen hinausgehenden Beachtung gewiss sein.

Dr. Fritz Frank

Schlagwörter: Österreich, Vertriebene und Aussiedler

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