7. Oktober 2010

Gedenktafeln in Botsch enthüllt

Am 4. September 2010 begann die elftägige Reise in Elixhausen. Über Wien ging es durch die Puszta bis Sathmar in Rumänien. Nach Baia Mare (Frauenbach) zwängen wir uns hinein in das Maramuresch-Tal der imponierenden Holzkirchen mit dem höchsten Holzkirchturm Europas. Nach dem „Fröhlichen Friedhof“ in Săpânța begaben wir uns zu den berühmten Moldauklöstern und von dort quer durch die Ostkarpaten auf die Hauptstraße nach Kronstadt, der berühmten Handelsstadt mit ihrem Wahrzeichen, der Schwarze Kirche. Von hier aus fuhren wir zu den imposanten Kirchenburgen Tartlau und Honigberg.
Weiter ging es nach Hermannstadt. Hier genossen wir die Früchte der Europäischen Kulturhauptstadt 2007: Den herausgeputzten Großen und Kleinen Ring, die Stadtmauer mit den Harteneck-Türmen und viele verträumte Gässchen. Hier trafen wir mit der Musikkapelle Sachsenheim zusammen, die der Vizebürgermeisterin ein Ständchen brachte. Ein Abstecher nach Michelsberg in das Freilichtmuseum „Junger Wald“ (Hermannstadt), rundete den Aufenthalt ab. Nun stand Mediasch auf dem Programm. Der Besuch der Kirchenburg Birthälm, die von 1572–1867 Bischofsitz der Evangelischen Landeskirche AB in Siebenbürgen war, folgte Schäßburg, dessen Burganlage auf dem Bergrücken angelegt ist. Im Jahr 1999 wurde das Burgviertel von Schäßburg zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Zweifellos war der Höhepunkt unserer Reise der Besuch von Botsch. Es war der 12. September 2010, ein denkwürdiger Tag, an dem genau vor 66 Jahren, also 1944 die Flucht angetreten werden musste. Auf dem alten Friedhof gedachten wir der Toten. Pfarrer Joachim Schulte aus Salzburg hielt eine sehr zu Herzen gehende Andacht. Der für Botsch zuständige Pfarrer Johann Zey aus Sächsisch Reen, der fünf Gemeinden zu betreuen hat, feierte mit uns um 12 Uhr einen Dank- und Gedenkgottesdienst in der evangelischen Kirche. Die Musikkapelle Sachsenheim unter Kapellmeister Florian Alber trug zur Feststimmung des Gottesdienstes bei.
Enthüllung der Gedenktafeln in Botsch, von links: ...
Enthüllung der Gedenktafeln in Botsch, von links: Vizebürgermeister Jakob Költringer (Elixhausen), Stefan Fleischer, Pfarrer Johann Zey, Bürgermeister Ioan Cotoi (Botsch).
Nach dem Gottesdienst wurden in einem feierlichen Akt, unter Anteilnahme der Bevölkerung von Botsch, zwei Gedenktafeln in deutscher und rumänischer Sprache enthüllt. Wieder sorgte die Musikkapelle für die musikalische Umrahmung. Pfarrer Johann Zey eröffnete diese Feier mit einem Gebet und Gedanken des Friedens, der von Gott ausgeht, für die Zukunft aller Völker und segnete sodann die enthüllten Tafeln mit folgendem deutsch-rumänischem Text: „Zum Gedenken an die sächsischen Bürger von Botsch, die vor 1228 die Ortschaft gegründet und diese Kirche errichtet haben. Seit der Flucht im September 1944 leben sie als verstreute Gemeinschaft in Rumänien, Deutschland, Österreich, Kanada und den USA. Wir bitten um Gottes Schutz für alle bisherigen, noch lebenden und zukünftigen Botscher. Die Heimatortsgemeinschaft Botsch 2010.“

In seiner Ansprache brachte der Bürgermeister von Botsch, Ioan Cotoi, zum Ausdruck: „Ich freue mich, und es ist schön, dass sie mit der alten Heimat Kontakt halten. Ich habe die Hoffnung auf eine gute, gemeinsame Zukunft und wünsche uns, dass die hohe Politik einen Krieg, der so schreckliches Leid bringt, nicht mehr zulässt.“ Vizebürgermeister Jakob Költringer von Elixhausen überbrachte Grüße aus Österreich und stellte fest, dass das Land Rumänien, das er bisher durchreist hat, ein schönes und fruchtbares Land sei, jedoch noch viel Land brach liege. Er hofft auf eine rasche Verbesserung für die rumänische Bevölkerung.

Stefan Fleischer, Organisator der Reise, verlas die Ansprache von Michael Hartig, Drabenderhöhe, dem Sprecher der Heimatortsgemeinschaft Botsch, der die Reise wegen Erkrankung seiner Frau frühzeitig abbrechen musste. Ein Auszug der Ansprache: „Heute ist ein denkwürdiger Tag. Vor genau 66 Jahren sind die Botscher Sachsen im Treck aufgebrochen, um der Sowjet-Armee auszuweichen. (…) Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist ein Teil der Geflüchteten wieder nach Botsch zurückgekehrt. Ein Großteil unserer Landsleute hat in verschiedenen Ländern dieser Erde eine neue Heimat gefunden. (…) Herr Bürgermeister, Ihnen und dem Botscher Gemeinderat spreche ich ein großes Dankeschön aus, dafür, dass Sie unserem Vorhaben, diese zwei Tafeln am Turm der evangelischen Kirche anzubringen, positiv zugestimmt haben. Diesen Dank möchte ich auch an das Denkmalamt der evangelischen Kirche in Hermannstadt aussprechen. Ebenso allen, die mitgeholfen haben, bei der Textabfassung, Übersetzung und Anfertigung der Tafeln. Namentlich möchte ich erwähnen: Herrn Pfarrer Kezdi, Herrn Göbbel, Herrn Attila Moksai und Stefan Fleischer.“ Der Dank gebührt natürlich auch den vielen namenlosen Spendern und Gestaltern der Tafeln, die im Nachsatz „Die Heimatortsgemeinschaft Botsch 2010“ enthalten sind, erklärt Stefan Fleischer.

Mit einem überreichen Mittagessen und einem gemütlichen Nachmittag im Kulturheim mit der Blasmusik Sachsenheim klang dieser so bedeutungsvolle Tag aus.

Zwei Tage später trafen wir wohlbehalten wieder in Elixhausen ein, wo uns folgende E-Mail von Pfarrer Zey erwartete: „Ja, das war für mich ein sehr schönes Fest, woran ich mich dankbar zurückerinnere. Ich danke ihnen und allen Spendern für die große Summe, die sie in Botsch für die Dachrenovierung hinterlassen haben. Das ist wirklich sehr lobenswert! Wir sind beeindruckt von der Großzügigkeit und Ihrer Heimatverbundenheit.“

Ing. Stefan Ziekel

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