10. August 2020

Streit wegen Corona-Infizierten: "PSD ist schuld an der Gesundheitskrise in Rumänien"

Bukarest – Die seit Anfang Juli regelrecht explodierenden Fallzahlen in Rumänien erreichten Ende Juli einen neuen Höchststand der täglichen Neuinfektionen und Intensiv-Patienten. Der während der Ausgangssperre verzeichnete alte Höhepunkt vom 29. April (7.734 aktive Fälle) wurde mittlerweile um mehr als das Doppelte überschritten. Am Sonntag, den 2. August, wurden 1.075 Neuinfektionen und 34 Tote verzeichnet. Aktuell gibt es 18.404 aktive Fälle, davon müssen 412 auf Intensivstationen behandelt werden. Dennoch wäre eine erneute Ausgangssperre nur die allerletzte Maßnahme, versicherte Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis.
Blick vom Rossmarkt auf das alte Rathaus von ...
Blick vom Rossmarkt auf das alte Rathaus von Kronstadt. Foto: Peter Simon
Grund für die starke Zunahme der Fälle, nachdem Rumänien die Krise anfangs relativ gut gemeistert hatte, ist der rechtsfreie Raum vom 11. bis 21. Juli, bis das neue Quarantänegesetz verabschiedet werden konnte. In diesem Zeitraum verlangten tausende Corona-Infizierte auf eigene Verantwortung ihre Entlassung aus den Krankenhäusern. Es gab keine Handhabe mehr zur Auferlegung von Quarantäne oder häuslicher Isolation. Dadurch nahm die Verbreitung von Covid-19 an Fahrt auf, wie die Fallzahlen (unter Berücksichtigung der Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen) zeigen.

Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis fand entsprechend harsche Worte für die Sozialdemoraktische Partei (PSD), die schuld an der Gesundheitskrise sei: Sie habe die Verabschiedung des dringend nötigen Rechtsrahmens „mit unvorstellbarem Zynismus“ vorsätzlich um zwei Wochen verzögert, nur um „eine Krise loszutreten, um die Regierung anschließend kritisieren zu können“. Die PSD habe „sich nichts daraus gemacht, dass Tausende Menschen erkranken und Hunderte sterben“.

Maskenpflicht an ausgewiesenen Plätzen im Freien

Hotspots der Neuinfektionen sind Argeș (100 neue Fälle am 2. August/ 725 neue Fälle die ganze letzte Woche/ Gesamtfallzahl 3416), gefolgt von Kronstadt (81/375/3197) und Galatz (64/314/2187). Bisher führte meist Bukarest die Spitze der Landkreise an mit 801 Fällen letzter Wochen und 6088 insgesamt.

Inzwischen verhängten bereits mehrere Kreise Maskenpflicht auch im Freien an speziell ­gekennzeichneten Orten, bei Menschenansammlungen wie Märkten, Bushaltestellen oder im Innenstadtbereich. In Kronstadt gilt diese Pflicht seit 1. August, bei Zuwiderhandlung drohen Geldstrafen von 500 bis 2500 Lei (umgerechnet rund 103 bis 517 Euro). Auch Fogarasch hat Zonen mit Maskenpflicht ausgezeichnet, ebenso wie Zeiden, Weidenbach, Rosenau, Predeal und Reps. In Argeș gilt bereits seit 29. Juli allgemeine Maskenpflicht, die Öffnungszeiten von Märkten wurden eingeschränkt. Weitere Kreise könnten dem Beispiel folgen.

Am 29. Juli hat die nationalliberale Regierung unter Premierminister Ludovic Orbal Kriterien für die Abriegelung von einzelnen Ortschaften festgelegt: Bei mehr als drei Neuinfektionen pro 1.000 Einwohnern, einem zweiwöchigen Anstieg der Fälle oder Mangel an medizinischem Personal in den lokalen Krankenhäusern kann diese vom lokalen Gesundheitsamt beantragt werden.

Für 14 Tage isoliert wurden bereits zwei Ortschaften in den Kreisen Prahova und Giurgiu: Gornet mit 15 Infizierten pro tausend Bürgern und Cartojani mit 32 Infizierten pro tausend Bürgern.

Inzwischen haben mehrere Länder Beschränkungen für Einreisen aus Rumänien eingeführt. Österreich und Griechenland verlangen einen Test; Zypern und Dänemark lassen nur noch Bürger mit legalem Wohnsitz einreisen, Italien hat eine 14-tägige Quarantänepflicht eingeführt.

NM

Schlagwörter: Rumänien, Corona, Politik

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