27. September 2020

Über 500 Störche im Kreis Hermannstadt gezählt: Ausdruck eines intakten Ökosystems

Hermannstadt – Von der Storchenzählung in über hundert Orten, die trotz der Erschwernisse der Pandemie durchgeführt werden konnte, berichtet Friedrich Philippi in der Hermannstädter Zeitung. Sinn der jährlichen mühevollen Aktion ist der mögliche Rückschluss von der Anzahl der Störche auf den Zustand des Ökosystems.
Die drei Jungstörche in dem Horst auf dem Schlot ...
Die drei Jungstörche in dem Horst auf dem Schlot der ehemaligen Brotfabrik halten derzeit ihre Eltern auf Trab und haben schon Flugunterricht. Foto: Fred Nuss (Hermannstädter Zeitung)
Der Weißstorch, der an der Spitze einer Nahrungspyramide steht und selbst keine Fressfeinde hat, ernährt sich von Regenwürmern, Insekten, kleinen Nagetieren und Reptilien, wobei das Nahrungsangebot die Vermehrung der Störche regelt, nicht umgekehrt. Wenn es also an manchen Orten seit einigen Jahren keine Störche mehr gibt, wie in Hammersdorf, Michelsberg oder Törnen, dann ist dies ein Zeichen für ein gestörtes Ökosystem, sei es durch Verstädterung, Überhandnahme des Maisanbaus oder den Schwund der Flussauen und Feuchtwiesen durch Stauseen. Die meisten Storchennester gibt es heute in Großau (47), Orlat (12) und Leschkirch (9). In Großau unterstützt Dr. Miruna Gritu die Storchenkolonie beim Nestbau durch Nestuntersätze an Masten und betreibt außerdem eine Pflegestation für verletzte Tiere.

Im Kreis Hermannstadt wurden diesmal 223 besetzte Horste gezählt, in 184 davon gab es auch Jungtiere. Die Gesamtzahl der Jungen betrug 523; man zählt diese während der Fütterung, weil sie dazu im Nest aufstehen. Diese drei Werte waren seit 1988 noch nie so groß, erklärt Philippi, verweist aber auch darauf, dass die Reproduktionszahl mehr aussagt als solche Rekorde. In diesem Jahr lag sie für die erfolgreich brütenden Horstpaare bei 2,84 – für den Bestandserhalt sind zwei flügge Jungstörche pro Horstpaar nötig. Die Zahl ist seit drei Jahren leicht rückläufig, doch immer noch gut im Vergleich zu anderen Regionen Europas. In ganz Dänemark etwa nisten nur noch drei Horstpaare, der Storchenbestand wurde durch viel zu intensive Landwirtschaft zerstört.

NM

Schlagwörter: Hermannstadt, Storchzählung

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Neueste Kommentare

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